![]() Aus der Schulischen Pädagogik ist längst bekannt: Mädchen verhalten sich fürsorglicher, kommunikativer, sind im Schnitt besser in der Schule (und mittlerweile auch an den Universitäten), sind flexibler in ihren Entwicklungsaufgaben, stehen ihren Gefühlen näher und neigen weniger zu Gewalt. Sind sie erstmal erwachsen und eignen sich auch noch als männlich definierte Eigenschaften an wie technologisches Knowhow und Durchsetzungskraft, stehen sie heute in der Gesellschaft eindeutig besser da. Und Jungs? Sie gelten als bewegungsfreudiger und rebellischer, sie sprengen Grenzen, wollen ihre körperliche Kraft ausprobieren und wollen zum Retter und Beschützer werden, was angesichts der gewachsenen weiblichen Selbstbehauptungsfähigkeit in einer Partnerschaft ziemlich überflüssig geworden ist. Die Erziehung ist immer noch oder vor allem Frauensache. In der Primarschule finden sich kaum Männer. Für Jungs fehlen adäquate Vorbilder, bzw. die vorhandenen männlichen Vorbilder zeichnen sich aus durch plakative Verhaltensmuster, die mehrheitlich alte Werte vermitteln wie Durchhaltekraft, Leistungswille, Kampfgeist, Sixpack und lauter, schneller, besser. Und hilft das unserer Gesellschaft oder kreieren mit diesen Ansätzen weiterhin Narzissmus, unvereinbare Polaritäten und Rassismus? Oder brauchen unsere Jungs Vorbilder, die sich mehr nach Innenwahrnehmung, Bezogenheit und Sorge um Mitmenschlichkeit und Natur orientieren?. Dazu kommt, dass die Überflüssigkeit herkömmlicher Männlichkeit sozial randständige Jungs in unlösbare Probleme bringt, die sie dann als junge Männer mit Gewalt versuchen zu lösen, sei dies nun beim aggressiven Autofahren, Männlichkeitsritualen auf öffentlichen Plätzen, körperliche Gewalt gegenüber andersartigen Männern und Frauen usw. Wie wird aus einem Jungen ein Mann? Was brauchen sie mit auf den Weg zum Erwachsenen? Welche Form von Männlichkeit wollen wir ihnen beibringen? Wie können wir erwachsenen Männer unseren Jungs zeigen, wie man mit Angst, Überforderung, Leistungsdruck und Geschlechtlichkeit umgeht? 1986 bezeichnet der inzwischen verstorbene Soziologe Prof. Dr. Ulrich Beck das Rollenbild von Männern als „Verbale Aufgeschlossenheit, bei weitgehender Verhaltensstarre“. Heute, rund 30 Jahre später könnte man angesichts der noch immer herrschenden Lohnungleichheit sagen, dass dieses Bild immer noch zutrifft. Also: wie kommen wir Männer in Bewegung, damit wir den Jungs eine zeitgemässe Antwort geben können? Eine mögliche Antwort könnten wir Männer in uns selber finden. Dazu brauchen wir nicht nur mehr Auseinandersetzung mit unserer geprägten Männlichkeit und deren Wirkung in der Arbeitswelt, in Partnerschaften und sozialen Begegnungen, sondern auch die Beschäftigung mit unseren eigenen weiblichen Anteilen. Wenn wir es schaffen uns mit unseren Ängsten, Sorgen, Unzulänglichkeiten und unseren hohen, oft gescheiterten Träumen und Liebessehnsüchten und unserem Ringen um eine balancierte Männlichkeit zu zeigen und auszutauschen, könnten wir Jungs in eine Welt einladen, in der sie selber dann als junge Männer fähig sein werden, ihre Welt verantwortungsvoll zu gestalten. Und eine zweite Antwort könnte sein, dass nicht ausschliesslich bessere Männer die Jungen lehren können, sondern auch ein gesundes Umfeld, wo Jungs sich selber spüren und ihr inneres Wesen ins Leben bringen. Auch diese Arbeit am Umfeld könnte eine Aufgabe von uns erwachsenen Männern sein. Auf der Webseite des MännerSymposium Schweiz steht: „Eine Gesellschaft wird gesund wachsen, wenn Männer Bäume pflanzen, obwohl sie wissen, dass sie niemals in deren Schatten sitzen werden." Das Thema am MännerSymposium vom 8. bis 10. Mai ist „Männer verändern die Welt - doch wie?“ oder anders gefragt: Welche Bäume werden wir pflanzen, damit unsere Jungs die Chance haben Männlichkeit auf eine ausgewogene, unterstützende Art zu leben? Dazu laden wir dich herzlich ein. Den Frühbuchertarif gibt’s noch eine Woche bis zum 7. März. Welche Werte möchtest Du Jungs mitgeben und wie? Lass es uns wissen und schreib einen Kommentar. herzlicher Gruss Philipp Steinmann
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![]() Ich hatte diese Woche das Glück, zusammen mit Mirjam vom FrauenSymposium, von Heinz Robert für den Mann-Sein-Podcast interviewt zu werden. Heinz produziert seit einer Weile halbstündige Audio-Beiträge zu Männerthemen, die auf mann-sein.ch gratis zur Verfügung stehen. Wir haben darüber gesprochen, wie es ist, wenn Männer oder Frauen sich untereinander treffen und sich danach begegnen; wir haben über Männlichkeit und Weiblichkeit und Gender Fluidity nachgedacht; und die Geschichte aufgerollt, wie wir beide – als jüngste Vertretung der Symposien – zu Männer- bzw. Frauen-Arbeit den Zugang gefunden haben. Hör den Podcast jetzt auf Mann-Sein.ch: klick hier… …und lass uns wissen, was du dazu denkst! Herzlich, Artemi «Ich suche die Liebe. Ich wünsche mir, lieben zu können. Ich liebe dich.» Was meine ich mit all' dem eigentlich? Heute will ich mit euch meine Lieblings-Definition von Liebe teilen.
Ich habe gemerkt, dass Menschen meistens, wenn sie das Wort «Liebe» benutzen, eines der folgenden drei Dinge damit meinen: Anziehung, Wertschätzung und Commitment. Anziehung ist das, was es uns einfach macht, sich näher zu kommen. Es ist die Biologie, die Polarität, der instinktive Teil der Liebe. Da passiert sehr vieles auf unbewusster Ebene. Wir machen uns in Sekundenbruchteilen ein Bild von der anderen Person und aus den vielen Faktoren (Gesichtsform, Geruch, Bewegungen, Stimme etc.) fällen wir ein Urteil – attraktiv oder nicht. Attraktiv bedeutet anziehend. Da ist eine Kraft am Zug, die wir wahrnehmen und die die meisten von uns nicht verstehen. Menschen wie Mandy Len Catron gehören zu den wenigen, die sich mit den in der Verhaltenspsychologie bekannten «36 Fragen» beschäftigt haben, wissen noch mehr – und zwar wie der Verliebtheitszustand reproduziert werden kann. Die Schmetterlinge im Bauch, dieses Hormon-Cocktail, ist also alles reproduzierbar und wissenschaftlich nachgewiesen. Wertschätzung ist ein weiterer Aspekt von Liebe und kann auch ein Zustand sein. Wenn mir ein Wunsch erfüllt wird oder wenn ich in dem wie ich gerade bin gesehen, verstanden und akzeptiert werde, macht sich eine Zufriedenheit breit, die anders ist als das Gefühl von Verliebtsein. Es ist ein Gefühl von Sicherheit, weil man angenommen wird wie man ist. Wertschätzung kann durch Fokus auf das Positive innerhalb einer Beziehung ausgedehnt werden und grosse Mengen an Glückshormon Oxytozin produzieren. Aber Wertschätzung allein reicht nicht für Liebe. Auch Anziehung allein reicht nicht für Liebe. Offenbar gibt es keine Regel dafür, wie es für die Menschen, die sich verlieben weiter geht. Auch nach all' den Experimenten mit den 36 Fragen: Manche Paare, die sich im Rahmen eines psychologischen Experiments kennenlernen und verlieben, sehen sich danach nicht mehr. Andere daten ein bisschen und gehen auseinander. Wieder andere heiraten und verbringen den Rest ihres Lebens zusammen. Die dritte Bedeutung von Liebe ist Commitment. Es ist die Entscheidung, eine andere Person quasi als Teil von sich selbst anzuschauen. Ein Gegenüber so zu behandeln, als wäre sie/er Teil von mir – das ist meine Lieblingsdefinition von Liebe. Den Zusammenhang zu den anderen beiden Definitionen finde ich besonders schön: Anziehung und Wertschätzung werden beide oft für Liebe gehalten, weil sie das Commitment vereinfachen. Im Zustand von Verliebt-sein oder im Wert-geschätzt-werden ist es so viel einfacher, ein Commitment abzugeben. Es ist naheliegend, sich für eine Person zu entscheiden, die gerade macht, dass ich tagelang auf Wolken spaziere oder die es schafft, dass ich mich sicher und geborgen fühle. Erst durch das Commitment, durch die Entscheidung, jemand zu lieben, macht sich eine Beziehung auf, die Platz hat für wiederholte Momente von (bewusst oder unbewusst) kreierter Anziehung, für wiederholtes einander Wertschätzen und für vieles mehr <3. Artemi ![]() Per Zufall bin ich auf die Webseite www.movember.com gestossen und bei der Aussage hängengeblieben, die mich betroffen machte: «unsere Väter, Brüder, Söhne und Freunde sterben durch Suizid. Jede Minute eines jeden Tages». Und in der Schweiz? Gemäss dem Bundesamt für Statistik* waren im Jahr 2017 von 1043 Suizidfällen 773 Männer und 270 Frauen, also fast dreimal so viele. Und nicht erfasst ist suizidales Verhalten wie riskantes Autofahren oder verlangsamte Reaktionen, die knapp am Tod vorbeiführen. Damit könnte man sagen: Suizid ist vor allem Sache der Männer. (Obwohl bei Frauen dreimal so häufig eine Depression diagnostiziert wird). Auch in meiner Praxis stelle ich immer wieder fest, das Suizid mehrheitlich ein Thema von Männern ist. Bei der überwiegenden Mehrheit sind es «nur» gedankliche Alternativen, die nicht in eine Handlung führen. Trotzdem ist es erschreckend, dass so viele Männer als Ausweg aus einer Situation den Suizid als Möglichkeit erachten. Mit welchem männlichen Selbstbild sind Männer unterwegs, dass der Suizidgedanke das Ende einer Gedankenkette ist, wenn andere Lösungsmöglichkeiten nicht mehr greifen? Was haben wir Männer nicht gelernt? Die Suizidforschung zeigt, dass das Glück der Männer an den Frauen hängt. Denn Männer, die sich das Leben nehmen, sind in den allermeisten Fällen unfreiwillig Single: verwitwet, geschieden, getrennt. Verlassene Männer stehen oft vor dem sozialen und emotionalen Nichts. Gilt dies nur für Heteromänner oder grundsätzlich für Männer in Beziehungen? Statistische Zahlen liegen hier nicht vor. Es ist jedoch auffällig, dass Männer wesentlich schlechter und weniger Hilfe suchen als Frauen. Der starke Mann, der nicht über seine Nöte spricht, alles mit sich selber ausmacht und keine Schwächen im Aussen zeigt? Zumindest in unserer Kultur ist trotz vielen Fortschritten immer noch der Leistung erbringende und damit meist verpanzerte Mann ein alltägliches Bild. Mann geht weitgehend immer noch davon aus, dass ER das Problem lösen muss und kann - sei es im familiären oder beruflichen Umfeld. ER ist zuständig für Lösungen, Problembeseitigung und Einkommenssicherung. Zugrunde liegt ein Leistungsanspruch, der zutiefst eingraviert ist in neuronale Bahnen und täglich im beruflichen Umfeld gefordert wird. Doch die mehrheitlich lineare Leistungslogik aus der Berufswelt lässt sich nicht auf die Seelenwelt übertragen. Trotzdem versuchen viele Männer mit diesen Mitteln sich durch die Gefühls- und Beziehungswelt zu navigieren. Wie anders wäre es, wenn Mann nicht den Anspruch hätte, dass ER Probleme selber löst? Wie anders wäre es, wenn Mann gleich zu Beginn einer Ungereimtheit Unterstützung und Hilfe holt. Und ich spreche hier nicht nur von seelischen Nöten, sondern auch von alltäglichen Dingen. Wenn Mann sich selber genug Freund wäre und den Anspruch aufgibt, die Dinge alleine regeln zu müssen. Doch vielen Männern fällt es ungleich schwerer als Frauen, Bedürftigkeit und Hilfslosigkeit zu zeigen. Dazu braucht es die grundlegende Voraussetzung die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und benennen zu können. Wer das nicht kann, kann nicht darüber sprechen. Und die Männerforschung zeigt auch, wenn Männer sich jemandem öffnen würden, dann meist den Frauen gegenüber. Leider. Doch Männer brauchen andere Männer, denn Männer fragen und reden anders als Frauen. Bei der Unterstützung Mann zu Mann genügt es nicht, männliche Verhaltensrezepte und archetypische Männerbilder zur Verfügung zu stellen. Diese greifen zu kurz. Die Gefühlswelten und Situationen sind zu komplex und die Anforderungen zu vielfältig. Eines sollte mittlerweile gewiss sein: Mann kann nicht mehr allein sich selbst und die Welt retten. Wir brauchen den gemeinsamen Dialog über das was uns Angst macht. Wie gehen wir Männer mit unlösbaren Problemen um? Wir brauchen konstruktive Dialoge um herauszufinden, wie wir uns gegenseitig empathisch unterstützen und begleiten können, um aus der Versagensspirale des Leistungsanspruches herauszufinden. Wenn der Titel zu diesem Text stimmt, haben sich in der Zeit, in der du diesen Text liest, fünf Männer das Leben genommen. Das betrifft, macht mich nachdenklich und auch hilflos. Und wenn ich davon ausgehe, dass ein wertfreies Zuhören diesen Männern geholfen hätte, macht mich das einerseits noch trauriger und andererseits ruft es mich auf, Gespräche zu initiieren und zuzuhören. Wie gehst du mit psychischen Belastungen um? Erzähle uns oder schreibe direkt einen Kommentar im Blog. herzlich Philipp *https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit.assetdetail.11348855.html Einen weiteren Artikel über Männersuizid habe ich hier gefunden: https://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article140153773/Warum-die-Suizidrate-bei-Maennern-hoeher-ist.html
Der Widerstand gegen Missstände sollte also eine Sinn-Volle Alternative beinhalten wie z.B. Tänze des universellen Friedens in Kriegsgebieten zur Versöhnung traumatisierter Kriegsopfer oder das Wieder-Aufforsten von verwahrlosten und ausgelaugten Böden durch Permakultur oder alters durchmischte Wohn- und Lebensprojekte für isolierte und vereinsamte alte Menschen oder interkulturelle Kulinarien (Ess-Feste) für eine Verständigung mit Flüchtlingen und ausländische Mitmenschen oder Kooperationen von Klein- und Mittelunternehmen anstatt sich durch Konkurrenz gegenseitig zu schaden u.v.m.
Gut möglich das du Männer mit spannenden Alternativideen auf dem MännerSymposium-Schweiz.ch antriffst. Herzlich Pablo Marc Zuckerberg hat in seiner Harvard-Rede 2017 dafür plädiert, dass die neue Generation, insbesondere deren Unternehmer*innen, sich mehr dafür einsetzen, Experimentierräume zu kreieren. Er hat von der Millenial-Generation gesprochen (wovon ich ein ultra-klassisches Beispiel bin, und er anscheinend auch) und gemeint «Sinnsuche? Finden wir langweilig. Was uns interessiert ist, Fehler machen zu dürfen, um Neues zu entwickeln.» Ich weiss nicht, ob sich das auf eine ganze Generation ausdehnen lässt, aber mich hat es berührt.
Es ist logisch, dass sich heutzutage alle nach etwas Neuem sehnen. Alles ist im Umbruch und vom Alten funktioniert das Meiste nicht mehr. Es ist auch logisch, dass nichts Neues entstehen kann, wenn «Fehler machen» nicht erlaubt ist. Denn alles Neue entsteht, wenn man auf unbekanntem Terrain etwas riskiert. Ich selber frage mich, wieso ich «Fehler machen ist OK» immer noch als eine äusserst seltene Einstellung halte und noch nicht so warm damit geworden bin. Heute kamen mir zwei Antworten auf diese Frage. Erstens geht es um das Umfeld und zweitens um unbewusste Anteile in mir. Mit dem Umfeld meine ich folgendes: Es gibt, wenn auch wenige, Menschen, in deren Nähe fühle ich mich frei. Sie strahlen dieses «Fehler machen ist OK» mehr aus als andere und ohne, dass sie mir aktiv etwas beibringen wollen, kann ich mich in ihrer Nähe in diesem Feld bewegen und es überträgt sich automatisch auf mich. Und wenn ich dieses Feld mehr in mir aufbaue und aufrechterhalten kann, überträgt sich das auch auf andere. Es ist ein Kollektiv-Ding: Wir machen es idealerweise einander leicht, Fehler zuzugeben, Fehler positiv anzuschauen, Fehler nicht mehr als Fehler anzusehen, und immer mehr zu experimentieren und freier zu leben. Das Fehler-machen-dürfen geht mit dem Freies-Leben-leben Hand in Hand. Und damit kommen wir zu den unbewussten Anteilen: Die Studie mit den «5 Biggest Regrets» (5 Dinge, die ich am meisten bereue) kenne ich seit Jahren. Die Nummer-Eins auf der Liste von Dingen, die Menschen am Sterbebett bedauern ist, nicht sein eigenes Leben gelebt zu haben. Jedes Mal, wenn diese Studie zitiert wird, denke ich mir «Oh ja, stimmt… Ich sollte mehr mein eigenes Leben leben und mir weniger dreinreden lassen.» (von anderen, von Stimmen in meinem Kopf, von dem was ich denke was meine Eltern über mich denken, von der «Gesellschaft» etc.) und dann – passiert gar nichts. Dieses «Oh ja, jetzt tue ich es aber wirklich.» kommt mir vor wie ein schaler Neujahresvorsatz. Und was ich von Neujahresvorsätzen gelernt habe, lässt sich auch auf den Vorsatz «mehr eigenes Leben leben» oder «Fehler machen dürfen» übertragen. Es reicht NICHT, wenn der bewusste Teil von mir (den ich so liebevoll «Ich» nenne), sich entscheidet, sein eigenes Leben zu leben. Der hat das sowieso schon entschieden. Dieser Teil von mir ist zwar stimmberechtigt, aber leider nur einer von vielen… Und die Stimmenmehrheit kommt von den unbewussten Anteilen, die damit nicht einverstanden sind. Es sind Teile von mir, die sich angewöhnt haben Dinge zu denken wie «frei sein ist gefährlich», «Fehler machen ist nicht OK», «wer Fehler macht, wird ausgelacht», «wer Fehler macht, ist inkompetent», «wer Fehler macht, ist unverlässlich», «wer sein eigenes Leben lebt, muss einsam sein», diese Liste könnte unendlich weiter gehen… Mit anderen Worten: ich bin zu einem Prozent entschlossen, Fehler machen zu dürfen und mein eigenes Leben zu entwickeln und 99% ungeübt, mit Freiheit umzugehen oder mit Fehlern OK zu sein. Eine Freundin von mir – wir nennen sie jetzt Monika – macht Improvisationstheater und hat mir dazu eine Geschichte erzählt, die mich berührt hat. Sie zeigt, dass Frei-Sein geübt werden kann. Monika und Martin haben eine Krimi-Szene gespielt. Martin hat damit begonnen, den Tatort zu erklären: Es gab einen Mord und die Leiche liegt noch da. Monika kam auf die Bühne und begann, eine Kommissarin zu spielen. Dabei hat sie vergessen, wohin Martin vorhin mit dem Finger gezeigt hatte, wo die Leiche liegen würde. Sie ist während ihrem Auftritt aus der Sicht der Zuschauer (die sich nach wie vor erinnern, wo die Leiche liegt) ein paar Mal über die Leiche darüber gelaufen. Das war nicht beabsichtigt, von daher «ein Fehler». Die Theaterleiterin meinte zu Monika «Du weisst, dass du gerade über die Leiche gelatscht bist?» Monika zuckte zusammen und dachte «oh shit…», aber die Leiterin meinte «Das ist Super. Du definierst den Charakter, den du spielst. Du bist wohl eine alte Kommissarin, die nicht mehr so gut sieht, Dinge vergisst und gelegentlich über Leichen stolpert. Du hast gerade eine skurrile Rolle kreiert.» Eine Grundregel im Improtheater ist, grundsätzlich immer ein «Ja» zu sein für das, was auf der Bühne bereits passiert ist. Nur so kann eine Szene entwickelt und in kürzester Zeit improvisiert werden. Und ich denke, dass wir viel daraus für unseren Alltag lernen können. Jedenfalls hat Monika eine Fehler-machen-ist-OK-Erfahrung machen dürfen, die sie nicht mehr so schnell vergisst. Und es sind solche Erfahrungen, die wir brauchen, um die Einstellung «Fehler machen ist OK» – und damit «Ich lebe mein eigenes Leben» – zu üben und zu verinnerlichen. Wann hast du das letzte Mal einen Fehler machen dürfen? Erzähle uns. Artemi P.S. Mach nicht den Fehler, das Männer-/FrauenSymposium 2020 zu verpassen! Schreib dir jetzt in deine neue Agenda ein: 8.–10. Mai. ![]() Vom inneren Druck ein toller Mann zu sein Wie lässt es sich erklären, dass die meisten Männer versuchen ihr Leben lang auf der Überholspur zu sein? Es scheint irgendeinen Drang zu geben, dass auch reflektierte Männer das Bedürfnis spüren, ihren Alltag, ihr Wirken, ihr Leben so darzustellen, dass sie Sieger, Eroberer und immer erfolgreich sind. In meiner Arbeit als Therapeut stelle ich immer wieder fest, wie Männer an ihre Grenzen kommen, wenn es darum geht, nicht auf der Überholspur zu sein. Auch ich bin vertraut mit diesen inneren Mustern, mich doch immer wieder als erfolgreich darzustellen. Trotz vielen Stunden in therapeutischen Settings und einer mittlerweile sehr gut antrainierten Fähigkeit zur Selbstreflektion staune ich immer wieder über meine eigenen Anteile, die partout in der Sonne glänzen wollen. Sprich: Mann ist häufig damit beschäftigt, seinen Wert zu polieren. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Auf- und Abwertung. Männer wie ich, die in ihrer Kindheit nicht die Zuwendung und Anerkennung eines Vaters erfahren haben, sind ein Leben lang damit beschäftigt, um Selbstwert und Bedeutung zu kämpfen. Dann erscheinen andere Männer als Konkurrenten und Rivalen. Wir wetteifern um Bedeutung und Würde, oft jeder für sich allein. Die Bedürfnisse nach Anerkennung und Macht stellen sich in den Vordergrund. Der reflektierte, steuernde Wille wird reduziert und Impulse aus älteren, tiefer liegenden Gehirnregionen werden aktiviert. In solchen Situationen übernehmen Vorurteile und kategorisierendes Denken die Steuerung. Emotionale Bedürftigkeit und alte Verletzungen können zu zwanghaften Gedankenspielen führen. Mann ist gefangen in Vergleichen und lehnt sich dann gerne an alte Wertvorstellung an – an selbstinszenierte oder gesellschaftlich imprägnierte. Auch innerhalb von reflektierenden Männergruppen erlebe ich immer wieder, wie Mann trotz authentischer Begegnung subtil den Kampf um Anerkennung führen muss. Die Selbstbeschreibung (und damit der Versuch einer Identität) finden dann auf der Überholspur statt. Doch solche im Aussen geführten Kämpfe sind ein Abbild von inneren Zuständen. Zu Grunde liegt mangelndes Urvertrauen und mangelndes Vertrauen ins Leben. Anders Männer, die mehrfach erlebt haben, dass ihnen Würde gehört und zusteht. Sie fühlen sich selbst geliebt und selbst gewürdigt in ihrem Sein. Wenn Selbstsicherheit in der Tiefe der eigenen Persönlichkeit verwurzelt ist, finden sie in Begegnungen und Auseinandersetzungen einen festen (Stand-)Punkt. Doch dieser Zustand ist den wenigsten Männern von Geburt an gegeben. Die Meisten kommen nicht darum herum, diese entwicklungsrelevanten Aspekte zu erarbeiten. Der gesunde Selbstwert wird massgeblich von Vätern (oft auch Grossväter) an die Söhne vermittelt. Da jedoch unsere Väter diese Würdigung meist selber vermisst haben, leiden die Söhne am gleichen Mangel. Hier können Männer andere Männer unterstützen. Auf einer transpersonalen Ebene könnte man sagen, dass jedem Mann seine Werte vom Universum verliehenen wurden. Jeder Mensch ist bedeutend ohne etwas dafür zu tun. Doch wie hilft diese Annahme im Alltag, in Partnerschaften, bei der Arbeit, beim Sex? Es ist nicht möglich, sich selbst zu einem wertvollen Menschen zu machen. Das wäre eine Selbsttäuschung. Wir brauchen die Begegnung und die Auseinandersetzung mit anderen Menschen, die uns unseren Wert bestätigen und finden dies in unseren Handlungen gespiegelt. Doch nicht in dem wir uns auf der Überholspur zeigen, sondern in dem wir so leben und uns so zeigen wie wir sind – mit Unzulänglichkeiten, Unverstandenem und Unfertigen. Eine mutige Tat, die ein Mann vollbringen kann, ist: anzunehmen, dass er niemand anderer ist als er selbst. Dieses Akzeptieren ist Basis der Erfahrung von Mann-Sein. Darin enthalten sind Unsicherheit, Haarausfall, sexuelle Lustlosigkeit und schlaffe Haut. Dann ist Mann ein Individuum mit ganz eigenen Fähigkeiten und seinem ganz eigenen Platz auf dieser Welt. Diese Werte möchten wir unter anderem am MännerSymposium beleben – ein Ort, an dem Männer auf der Langsamspur stolz sein dürfen, was sie sind. Herzliche Grüsse Philipp Steinmann ![]() In den letzten beiden Blogs habe ich darüber geschrieben wie Bewusstsein über die Zeit und über Erfahrungen (Freiheit) entsteht, dass ich aber auch durch aktive Veränderung meiner Lebenssituation (Beziehung) mein Bewusstsein erweitere. Darüber hinaus interessiert mich die Frage: Wie beeinflusse ich AKTIV das „kollektive Bewusstsein“ der Gesellschaft oder im speziellen das der Männer? Konsequenter Weise sollte hier die Frage nicht fehlen: Wie und wodurch wird mein Bewusstsein beeinflusst? Voraussetzung um bewusst Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen zu nehmen, ist eine klare Sicht und einen Zugang zur inneren Wahrheit. Wir alle kennen das Dilemma, dass persönliche Wahrheit eben nicht immer wahr ist und keinesfalls für die Allgemeinheit geltend gemacht werden kann. Als ad nauseam wird eine Argumentation bezeichnet, nach der eine Behauptung solange – auch von verschiedenen Leuten (und vor allem sozialen Medien) – wiederholt wird, bis sie als wahr akzeptiert wird, ohne dass jedoch ein Beweis existiert, der die Behauptung bestätigt.[1] Die Gefahr der Manipulation ist offensichtlich und in unserer Medienüberflutung omnipräsent. Genau hier brauchen wir Bewusst-Sein, um überprüfen zu können ob die „Main-Stream-Wahrheit“ auch für mich wahr ist. Ein kleiner Test dazu. Nimm eine Behauptung von Dir (oder von jemand anderem, z.B. soziale Medien) von der Du selber überzeugt bist, dass sie stimmt. Nun stellst Du Dir die Frage: „Wie kann ich das wissen?“ Fahr nun mit jeder Antworten weiter mit der gleichen Frage, bis Du keine Antwort mehr hast. Du wirst herausfinden, dass ganz viele „Überzeugungen“ von Dir fraglich oder sogar falsch sind. Wir können also davon ausgehen, dass durch die Flut der Behauptungen und das Fehlen einer seriösen Überprüfung ganz viele Gedankenviren kursieren, die unsere Gesellschaft (unser Bewusstsein von dem was wahr ist) beeinflussen. Tag-täglich werden wir mit Nachrichten, Meinungen und Posts – aber auch Blogs wie dieser hier – beliefert. Wie viel davon „fake-news“ sind, ist oft schwer einzuschätzen. Da liegt die Gefahr von ungewollten Fremdeinflüssen auf der Hand. Mit diesem Blog möchte ich Dich aufrufen: „Sei kritisch und wachsam mit dem was du hörst und liesst und sei bewusst und aufmerksam mit dem was Du weitergibst!“ Eine interessante Synchronizität zum Thema war die Krafttierkarte, die ich für den Januar gezogen habe. Der Papagei sagt: „Achte auf Deine Worte“ Was ist es, das du dir selber erzählst? Welche Botschaft wiederholst du dabei immer wieder? Ist es etwas, das dir ein Wohlgefühl mit dir selbst vermittelt und dich an deine Stärken und an dein Potential erinnert? Papageien ahmen die Laute in ihrer Umgebung nach und wenn der Papageien-Geist erscheint, heisst es, achtsamer mit deinen Selbstgesprächen und ihrem Inhalt zu sein. Was erzählst du anderen? Wiederholst du ihnen gegenüber, was du wirklich glaubst? Denke daran, dass es zu einer positiven Gewohnheit werden kann, mit Licht und Liebe zu sprechen. Sei freigiebig mit Dank und Komplimenten, bestärke alles Gute in der Welt, sodass deine liebevollen und heilenden Worte im ganzen Dschungel widerhallen und andere inspirieren. Lausche umgekehrt auf die Worte, die dich an all die Kraft, die Fülle und die freudigen Momente in deinem Leben und der Welt um dich herum erinnern, und wiederhole sie, indem du bekräftigst, was echt, wahr und Nahrung für die Seele ist. Das Universum spiegelt dir die Geschichte wider, die du dir selbst erzählst. Worte besitzen Macht, wähle also solche, die dir Kraft geben und andere dazu anhalten, der Schönheit innezuwerden, von der wir umgeben sind. Vorschau: In meinem nächsten Blog beschreibe ich einfache Chi Gong-Übungen, eine Praxis um die Energiezentren (Chakras) in Deinem Körper zu füllen und die Verbindungen untereinander zu stärken. Diese Übung hilft Dir, in gesundem Kontakt mit deinen fünf Intelligenzen[2] zu sein und so Dein Bewusstsein mit viel Wahrhaftigkeit zu nähren. Willkommen im neuen Jahr. Möge es ein bewusstes Jahr des bewussten Wandels sein. Wie dieser Wandel aussieht wirst Du mitgestalten. Herzlich Pablo [1] Timur Kuran: Leben in Lüge. Präferenzverfälschungen und ihre gesellschaftlichen Folgen, Tübingen 1997, S. 200. ISBN 3-16-146424-9. [2] Körperintelligenz, Geistige Intelligenz, Emotionale Intelligenz, Intuitive Intelligenz und die kollektive Intelligenz ![]() Woran misst du deinen Erfolg? Ich erwische mich immer wieder dabei, wie sich die – ich nenne sie mal «postindustrielle» – Definition von Erfolg in meinen Entscheidungsprozess einmischt. Erfolgreich nur wenn ich schwarze Zahlen mache, wenn ich an einem ausgebuchten Konzert spiele, wenn mich Frauen ansprechen. Dabei war das alles gar nicht das Hauptziel. Was ist denn das Hauptziel? Meine heutige Antwort auf diese Frage ist: Weitermachen. Weiterkommen, weiter «sein», weiter bestehen. Das Wort «Er-folg» hat scheinbar etwas mit «folgen» zu tun. Wenn ich ein Buch schreibe und niemand kauft es (in der Main-Stream-Sprache kein Erfolg), könnte vielleicht ein Zweites darauf folgen, ein Besseres. Das wäre ein Erfolg. Vielleicht liest es nur eine einzige Person und verbindet mich mit einem Verlagsinhaber, das wäre auch ein Erfolg. Vielleicht schreibe ich auch zehn Bücher ohne dass sie gekauft werden, einfach um herauszufinden, dass ich wirklich schreiben will. Oder um herauszufinden, dass ich es nie wollte. Das wäre auch ein Erfolg – denn die Geschichte geht weiter. Das Gegenteil von Erfolg ist, wenn nichts passiert. Wenn ich nicht recht weiss ob ich Schriftsteller werden will und nach dem ersten Buch es immer noch nicht weiss. Oder wenn ich gar nie erst ein Buch schreibe und es so tatsächlich nie herausfinde. Ein Kollege von mir hat mit fünfundvierzig Jahren testweise ein Rennauto auf einer Rennbahn fahren dürfen. Er wollte herausfinden, ob an dem Kindheitswunsch – Rennfahrer zu werden – etwas dran ist. Er hatte einen spannenden Tag und fand heraus, dass es überhaupt nichts für ihn ist. Jetzt weiss er es! Was für eine Erleichterung für den Teil in ihm, der sein Leben lang im Ungewissen gelebt hat – was für ein Erfolg. In der Spieltheorie gibt es zwei Arten von Spiel: endliche und unendliche. Endliche Spiele sind wie Fussball – es gibt fixe Regeln, ein klares Ziel und Gewinner und Verlierer. Unendliche Spiele haben veränderbare Regeln, keine Gewinner und Verlierer; Das einzige Ziel des Spiels ist das Weiterspielen. The show must go on. Leider hat die Unternehmenswelt uns dazu gebracht, viel Zeit in unserem Leben im endlichen Spiel zu verbringen: wir sollten Ziele erreichen, versuchen gegen die Konkurrenz zu gewinnen, andere zu übertreffen, steigende Profite zu erzielen und unser Leben nach Finanzregeln auszurichten. Dabei haben wir ganz vergessen, dass unser Leben ein unendliches Spiel bleibt: Es gibt keine klaren Regeln und niemand «gewinnt das Leben»! Das einzige Ziel ist, weiterzumachen – und hoffentlich freudvoll und im friedlichen Miteinander. So will ich meinen Erfolg messen: Bin ich noch dabei? Will ich mich weiter «verschenken» und meine Gaben und Talente in die Welt tragen? Werde ich weiterhin dran bleiben? Macht es mir Spass und freue ich mich darauf, weiterzumachen? Auf ein erfolgreiches 2020! Artemi ![]() Mehr Bewusst-Sein durch Beziehung Wo hört Wissen auf und wo fängt Bewusst-Sein an? Im Blog vom 7. Dez. habe ich über Freiheit geschrieben und was es mit Bewusstsein zu tun haben könnte. Für mich wurde im Leben viel bewusst, als ich gelernt habe für das was mir widerfährt Verantwortung zu übernehmen. Wenn ich aus freiem Willen heraus Verantwortung übernahm, bekam ich im Gegenzug die Freiheit mein Leben selber zu gestalten. Im Versuch, meine Realität, die ich über Jahrzehnte aufgebaut hatte, selber (neu) zu gestalten, wurde mir die Macht bewusst, mein „Schicksal“ verändern zu können und zu dürfen. Im letzten Blog hat Philipp über den König geschrieben – und wie wir die Königsenergie in uns wecken können. Ich bin überzeugt, dass darin noch viel Potential liegt. Der Prozentanteil von 96% Unterbewusstsein und nur 4% Bewusstsein wurde wohl von Gehirnforschern so definiert, ist jedoch meines Erachtens nicht Gesetz. Durch die Arbeit an uns selber können wir viel aus der Dunkelheit des Unbewussten herausholen. Ich sehe darin sowohl die Fähigkeit als auch die Pflicht, mit den uns gegebenen Möglichkeiten einen Mehrwert für uns selber, aber auch unsere Mitwelt zu schaffen. Eine Möglichkeit mehr Bewusst-Sein zu generieren sind Beziehungen. Bei jedem aufrichtigen Kontakt mit andern Menschen bekommen wir einen Spiegel und erfahren etwas über uns selber. Im MännerSymposium verwenden wir viel Zeit für transparenten Austausch und Begegnung. In Räumen von Open Space teilen wir unsere Fragen und Erkenntnisse. Hier ist auch der Ort wo neue Kreationen aus dem kollektiven Feld entstehen können. Kollektive Intelligenz und kollektives Bewusst-Sein ist viel mehr als das Ergebnis der Summe aller Individuen. Der Dalai Lama sagt, dass er nach 60 Jahren gründlichem Nachdenken etwas wesentliches erkannt hat: „Nichts existiert unabhängig!“ So entstand auch die Kernfrage des MännerSymposiums 2019: Konkurrenz – Fluch und Segen zugleich? Wie wird sich die Welt verändern, wenn wir uns nicht mehr getrennt fühlen? Ein weiterer Weg zu mehr Bewusstsein ist die Beziehung zu Dir selber. Wie bist Du im Kontakt mit Dir, wie bewegst Du Deinen Körper, wie füllst Du Deine Energiespeicher? Hier meine Empfehlung, 30 Min. pro Tag, für eine gesunde Beziehung zu Deinem Körper: Körperübungen
Link zum Video In meinem nächsten Blog vom 5. Januar beschreibe ich eine Übung um Deine Energiespeicher neu zu füllen. Ich wünsche Dir (und uns allen) eine liebevolle und gesunde Beziehung zum Körper zur Stärkung Deines Bewusstseins. Frohe Weihnachten Pablo ![]() Oft vergessen wir Männer, dass wir seit Geburt König im eigenen inneren Reich sind. Bereits in der Kindheit kann es geschehen, dass wir unsere Krone abgeben. In diesem Alter ist das Reich sehr klein gegenüber dem Königreich der Eltern. Doch Kinder müssen den Handel zwischen den Reichen um jeden Preis aufrecht halten. Das hauptsächlich gehandelte Gut ist die Liebe. Kinder beschliessen deshalb oft, unscheinbar zu werden und machen sich klein. Und in der Pubertät verschwindet die Krone gänzlich und junge Männer entscheiden sich für den oppositionellen Aufstieg (Ich zeige allen, was ich kann) oder die schuldbeladene Depression (Krankheiten, Drogen usw.). Wir treffen unbewusst Entscheidungen und wissen nicht, welche Auswirkungen diese auf unser Leben als Mann haben. Jungs setzen in dieser Zeit einen Verwalter ein. Diese nicht bewusste Figur orientiert sich an männlichen Vorbildern. An Männern, die wissen wo es lang geht, die stark und mächtig erscheinen. Um in diese Attribute hineinzuwachsen, entsteht das Bild des inneren Kriegers. Junge Männer probieren sich aus und erleben sich u.a. als besonders machtvoll, wenn sie in Gruppen sind. Auch der machtlose Krieger gehört zu wichtigen Erfahrungen in der Entwicklung. Kriegerfiguren, die nicht im Dienst eines Königs sind, neigen zu einem exzessiven Verhalten. Das eine ist die Überhöhung der Persönlichkeit, das andere ist die Reduktion. In beiden Polaritäten gibt es Täter- und Opferfiguren. Männer, die zu machtvollen Führerfiguren oder zu autonomen Ernährern heranwachsen, haben es mit dem gewachsenen Selbstwert der Frauen schwer. Frauen fordern differenzierte und reflektierte Männer. Wohin also mit den Vorbildfiguren des Verwalters? Diese werden irgendwo in der eigenen Seele abgelegt. Doch hier wirken sie weiter und suchen sich unbewusst einen Weg. Sie erscheinen nicht mehr als rohe Krieger, sondern tarnen sich z.B. als gut meinende Retter (Ich weiss wie es geht), die nicht gleich als Täterfiguren zu identifizieren sind. Jeder Mann hat Täteranteile in sich! Primär zeigen sich diese als subtil psychische Einflussnahme auf die Umgebung und weniger in körperlichen Gewalttaten. Jahrhunderte patriarchale Prägung hinterlassen ihre Spuren. In meiner Arbeit als Gestalttherapeut stelle ich immer wieder fest, wie Männer wesentlich mehr als Frauen ihre Täteranteile ablehnen. Erst die Auseinandersetzung mit dieser Kraft ist eine der Bedingungen, um die Krone wieder zurück zu holen. Anders Männer, die ihre Kraft reduzieren: Sie haben eine Tendenz zur Übername von Schuldgefühlen und Fremdbestimmung. Sie sind meist sehr verantwortungsvoll, stellen jedoch ihre Bedürfnisse primär hinten an. Männer, die sich zu sehr anpassen, konfliktscheu in Beziehungen leben oder sich an starken Führern anlehnen, sind oft durch starke Täterfiguren in ihrer Kindheit geprägt. Hier sind Gefühle wie Ohnmacht, Verwirrtheit, Schuld, Schwäche usw. angesiedelt. Mit solchen Gefühlen will kein Mann über längere Zeit leben. Sich als Opfer zu fühlen, ist ein Weg der Verarbeitung. Doch damit ist es schwierig, die Krone zu tragen. 1) Die Krone liegt in der Unterwelt. Hilfreich ist, sich von den Täter- und Opferteilen zu lösen. Der Weg führt in die Tiefe, in die Unterwelt der eigenen Seele. Hier treffen Männer auf ihre ersten Täter- und Opferfiguren, meist Vater und Mutter oder andere Bezugspersonen. Die Auseinandersetzung erfordert zuerst Anschuldigungen, dann erst Vergebung. Was haben meine Eltern, meine Bezugspersonen getan oder unterlassen? Was ist falsch gelaufen in meiner Kindheit und Jugend? Es geht darum, in Kontakt zu kommen mit dem Kind und dem jungen Mann, der damals nicht die Krone tragen durfte. Diese Arbeit geht anfänglich über die Wut. Denn eine (manchmal Jahrzehnte lang) nicht ausgedrückte und adressierte Wut ist nicht einfach «nicht vorhanden». Sie sucht verdeckt im Männerkörper einen Ausgang im Aussen – in Fremdenfeindlichkeit, Abwertungen, Schuldzuweisungen usw. – und im Innern durch Schäden an Organen und Körperverpanzerungen. 2) Vergeben heisst neu entscheiden Dann geht es darum zu schauen, welche Entscheide hatte damals der junge, machtlose König getroffen? Welche Kriegerfiguren hatte sein Verwalter damals losgeschickt? Zornige, aggressive Draufgänger oder schuldige Anpasser? Das Anerkennen dieser Entscheide ermöglicht Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und gibt die Möglichkeit, Vater und Mutter aus ihrer zugewiesenen Schuld zu entlassen. Mit diesem Akt setzt Mann sich wieder die Krone auf und entbindet sich selbst aus der Täter- und Opferrolle. 3) Ein Krieger dient dem König Jetzt braucht es neue Gesetze. Der Verwalter muss verdankt, gewürdigt und verabschiedet werden. Und damit brauchen die Kriegerfiguren eine neue Führung. Mit der Inthronisierung des Königs ist es wichtig, dass der machtvolle Krieger (Täter) vor dem König kniet. Er muss sich nicht länger für alte Wunden rächen. Und der machtlose Krieger (Opfer) kann sich erheben und seine Würde zurückerhalten. Wie Mann die Königskrone wieder tragen kann Männer müssen einen inneren Prozess durchlaufen, um die Krone wirklich tragen zu können. Wer zu schnell und aus einer Not heraus nach der Krone greift, wird die innere Kraft der Würde vermissen und die tief körperlich erfahrene Notwendigkeit fehlt. Für den Abstieg in die Unterwelt und die Begegnung mit den eigenen Täter- und Opferseiten braucht Mann andere Männer, die ihm zur Seite stehen. Niemand kann allein zu diesen dunklen Orten gehen und der Akt des Aufsetzens der Krone will bezeugt sein. Erst dadurch kann sich die königliche Kraft wirklich entfalten, sodass Mann in der Lage ist, mit Demut, Liebe und Wahrhaftigkeit zu regieren – zu seinem eigenen Wohl, zum Wohl des Gegenübers und zum Wohl der Gemeinschaft. Philipp Steinmann Für den Text habe ich mich inspirieren lassen von Holger Heiten vom Eschwege-Institut.de ![]() Wie fühlt sich dein Leben gerade an? Fühlst du dich frei? Wie geht es dir z.B. mit der Klimadebatte oder mit der wachsenden Schere zwischen Arm und Reich oder mit Krisen und Kriegswirren auf dieser Welt? Können wir uns da noch frei fühlen? Ich möchte heute mein Gefühl von Freiheit untersuchen und mit dir teilen. Die wohl wesentlichste Auseinandersetzung mit Freiheit habe ich in meiner ersten Ehe erlebt. Als unsere Kinder auf der Welt waren, empfand ich zunehmend ein Gefühl von Unfreiheit. Projektionsfläche für mein „Unglück“ war oft meine Frau. Sie stellte ganz neue Ansprüche an mich, wie ich als „guter Vater“ sein sollte und was jetzt nicht mehr passt. Zu diesen zusätzlichen Verpflichtungen kam der Verlust an Abenteuer und Sex. Dafür hatten wir einfach kaum mehr Zeit. Tja und das mit der Lust? Die hat sich für unsere Beziehung höchst ungünstig verschoben. Meine Frau hatte kaum noch Lust - ich jedoch umso mehr, brauchte ich doch unbedingt etwas für all die verlorene Freiheit. Was haben wir gestritten, geschmollt, ausprobiert, ausgeteilt und eingesteckt. Wir haben die verrücktesten Beziehungskonzepte und -strategien entwickelt, um wieder glücklich zu werden. Was wir im Aussen gesucht und mit Abmachungen verändern wollten, hat einfach nicht funktioniert. Heute wissen wir, dass Gefühle nicht manipulierbar sind. Zwischendurch gab es doch immer wieder lichtvolle Momente. Das war dann, wenn wir (von Gnade geküsst), in einem unerklärlichen Anflug von Grossherzigkeit, dem Gegenüber alles zustanden was sie oder er sich gerade wünschte. Dann hat es für kurze Zeit geklappt mit der Freiheit und mit dem Glück. Viele Jahre später als wir auch schon einiges freier mit dieser Un-Freiheit umgehen konnten, nachdem wir uns dann auch (recht friedlich) getrennt und in Freiheit entlassen konnten, entdeckte ich, wie unglaublich wenig Freiheit mit dem Aussen zu tun hat. Viel mehr als das was gerade in meinem Leben unfrei ist, belasten mich die Gedanken darüber, was mir denn alles fehlt im Leben. Mit Wissen hat diese Erkenntnis nicht viel zu tun. Es ist mehr das Bewusstsein, dass es so ist. Hätte mir das nicht etwas früher bewusst werden können? Wie funktioniert Bewusstsein? Hirnforscher behaupten, dass wir zu 96% unbewusst durch die Gegend irren. Das ist doch recht viel „nicht Wissen“ für die Krone der Schöpfung, die doch – im Gegensatz zu unseren tierischen Verwandten – den freien Willen besitzen soll. 4% freier Wille und der Rest Unterbewusstsein. Ich denke, es lohnt sich auf jeden Fall, diese 96% etwas mehr zu belichten. Das ist es, was ich in den nächsten Blog’s versuchen werde. Dabei freue ich mich natürlich riesig, wenn ich dabei von DIR unterstützt werde. Schreib deine Erfahrungen, Meinungen und Erleuchtungen darüber hier als Kommentar auf. Mein Bewusstsein und das der geschätzten Leser_innen dieses Blogs sind dir dankbar dafür. Herzlichst Pablo Hess ![]() Welcher Mann kennt nicht diese starke, beinah überwältigende Sehnsucht nach einer Frau (oder nach einem Mann für homosexuelle Männer)? Plötzlich und überraschend kann dieses Phänomen auftreten und den Tages- und Gedankenlauf ganz schön durcheinanderbringen. „Wenn ich mit dieser Frau wäre, dann......“. Die Fantasie nimmt nicht nur im Kopf viel Raum ein, auch der Körper reagiert augenblicklich. Es gibt ein Ziehen im Bauch, die Augen weiten sich, der Penis regt sich und die erträumte Frau erscheint vor dem inneren Auge. Hollywood ruft mit wildem Sex auf dem Küchentisch und die ungebundene, befreite Lust sucht sich einen Weg zwischen die Beine der Frau, zumindest in der Fantasie. Liebesgefühle im Innern Die Frau erscheint als das Ideal das Träume erfüllt. Dieses wird oft mit Liebesgefühlen verknüpft und auch sexuell aufgeladen. „Ich liebe dich“ und „Ich begehre dich“ werden zum Träger einer Vorstellung. Beim näheren Betrachten dieses Vorgangs ist es jedoch nicht die vorgestellte Frau, die Erfüllung verspricht, sondern der Prozess im Innern des Mannes. Die Anwesenheit des idealen Bildes ermöglicht in sich selber Gefühle zu entwickeln. Hier entstehen Liebesgefühle, erotische Bilder und die Sehnsucht nach Geborgen- und Verbundenheit. Die Gefühle sind im Mann drin, nicht ausserhalb. Doch wenn Mann nicht gelernt hat, Gefühle anzuerkennen und in seinem eigenen Innenraum zu halten, agiert Mann sie nach aussen - egal ob Verliebtheit oder Wut. Ähnlich verhält es sich mit dem Verteilen von Komplimenten und Flirten. Als Instrument der Verführung und des Annäherungsprozesse sind beide schlussendlich nichts anderes als der Versuch, den eigenen Innenraum beglückend, wohlwollend und sich selbst zugewandt zu bewohnen. Beide verleihen dem Akteur ein Gefühl von Schönheit, Interesse und Selbstwirksamkeit. Und wenn die Verführung von Erfolg gekrönt wird und Mann kommt an, verstärkt dies noch mehr das Gefühl von erfülltem Mann-Sein. Ich liebe mich So schön und lebendig diese Gefühle auch sind, sie haben einen Nachteil. Mann verschiebt die eigene Liebes-Lebendigkeit nach aussen und delegiert das Erfüllen seiner Sehnsucht an Frau. Das ist antrainiert und wird in jedem Liebessong und -film tausendmal aufs Neue bestätigt. Das muss nicht sein, denn Mann kann sich selbst erfüllen. „Ich liebe dich“ und „ich begehre dich“ werden zu „ich liebe MICH“ und „ich begehre MICH“. Wenn solche Sätze zu einer inneren Haltung werden, bekommt Frau eine ganz andere Rolle zugeteilt. Sie wird nicht mehr zu einer Erfüllerin einer Sehnsucht, sondern zu einem durch sie selbst definierten Gegenüber. Die nach aussen gerichtete Sehnsucht umzudrehen und auf sich selbst zu richten, kann bedeuten, zuerst einen Schmerz zu spüren. Denn was anfänglich wegfällt, ist das Bild der Frau, die dem Mann unbewusst die Sehnsucht erfüllt. Eine Leere öffnet sich, denn Mann kann sich nicht einfach auf der Stelle selbst lieben. Innere Arbeit ist angesagt. Den Brustraum mit dem Gefühl der sehnsuchtsvollen Liebe und der sexuellen Lust zu füllen, ist nicht jederManns Sache. Gelernt haben Männer dies zumindest sehr selten. Das muss erst trainiert werden und könnte so aussehen: Ich bin mein eigener leidenschaftlicher Liebhaber in meiner eigenen Seele. Ich fresse mich selber voller Leidenschaft. Ich liebe mich so sehr, dass ich nicht mehr weiss, wo mein Kopf steht. Ich begehre meinen Körper lustvoll in jeder Falte und mit jeder Zelle. Ich liebe meinen Geruch, meinen Gang, mein Lächeln, mein Denken, meine Schwächen. Sich selbst ernst nehmen Eine für unsere kirchlich geprägte Kultur wohl gänzlich ungewohnte Haltung. Doch nimmt Mann seine Sehnsucht und sein Begehren ernst und will sie selbstverantwortlich leben, bleibt ihm dieser radikalisierte Weg, zumindest so lange, bis Selbstliebe und Selbsterotik integriert sind. Mann geht nicht zurück auf die Frauenseite um sich dort Erfüllung zu holen, sondern bleibt auf der männlichen Seite mit freudigem Blick zu den Frauen - Mann bewegt sich anders in der Welt, wird selbstbestimmter in Beziehungen, wird sich selbst zum Erfüller der Sehnsucht. Und Frau? Sie wird zu einem freudvollen, begegnenden Gegenüber, das Mann inspirieren kann, ob in einer Partnerschaft oder in einem Flirt. Wie erlebst DU das Gefühl von Verliebtheit und wie gehst DU damit um? Schreibe direkt einen Kommentar im Blog. Philipp Steinmann Ja, es gibt ihn, diesen z.T. als magisch geltenden Zustand – den Flow. Wenn sich Arbeit nicht nach Arbeit anfühlt, wenn sich alles wie von selbst zusammenfügt. Ich kenne es vom Kochen, vom gemeinsamen Singen, von Bühnenauftritten, vom Autofahren und auch von Tagen und manchmal Wochen, wenn alles einfach zu fliessen scheint. Noch öfter als der Flow kommen in meinem Leben zwei andere Zustände: die Überforderung und die Langeweile. Die Flow-Theorie als Teil der modernen Psychologie besagt, dass sich der optimale Fluss-Zustand irgendwo zwischen diesen beiden Polen liegt. Was hilft es mir in Frieden zu sein mit diesem andauernden Tanz zwischen der brennenden Wand der Überforderung und der eiskalten Einöde von Langeweile?
Erstens: Das Ideal von Flow loslassen, d.h. merken, dass mein Ziel gar nicht ist, immer im Flow-Zustand zu sein. Denn wenn ich das wäre, würde mich das beunruhigen: Ich hätte immer Angst, ich könnte es jederzeit verlieren. Mein eigentliches Ziel ist stattdessen, zu wissen wie ich wieder dorthin komme. Und da ich weiss, woher ich dorthin komme (entweder Langeweile oder Überforderung), habe ich ja schon mal die Punkte A, B und C auf der Landkarte. Zweitens: mir Langeweile eingestehen, d.h. mir erlauben, eine Herausforderung einzubauen, wenn sich eine Tätigkeit repetitiv anfühlt. Die Herausforderung könnte sein: beim Wohnung Putzen versuchen, im meditativen Zustand zu bleiben und mich selbst zu spüren; beim langweiligen Job meine zwischenmenschlichen Fähigkeiten zu üben, indem ich mehr auf Menschen zugehe; oder die langweilige Beziehung (den langweiligen Wohnort/Job/…) zu beenden! Durch Mut, mich aus der Langeweile herauszufordern, bringe ich mich in den Flow-Zustand. Drittens: mir Überforderung eingestehen, d.h. mir erlauben, zu merken, dass ich mir zu viel vorgenommen habe. Darum werde ich so gerne enttäuscht: Bei der Ent-Täuschung wird mir eine falsche Annahme sichtbar, die mich aus dem Flow gebracht hatte. Wenn ich z.B. eine Deadline annehme, die ich nicht einhalten kann; oder mir vorgenommen habe, ein Lied zu komponieren, das ich mit meinen jetzigen Fähigkeiten noch nicht komponieren kann; oder mich einer Gruppe Menschen anschliessen will, mit deren Tempo ich nicht mithalten kann. Alles wunderbare Möglichkeiten, mich zu zeigen und zu sagen: Sorry! Ist mir zu viel. Kann ich nicht. Back to the flow! Artemi ![]() Viele Jahre war ich der Überzeugung, dass die Herausforderungen in meinen Liebesbeziehungen im dualen MenschSein begründet liegen. Wir haben uns auf dieser Welt in ein duales System inkarniert und unterliegen somit auch seinen Gesetzmässigkeiten. Der wesentliche Unterschied zwischen Dualität und Polarität war mir nicht bewusst und so habe ich Beziehungen immer in der trennenden und urteilenden Wirkung der Dualität verstanden. Die Konsequenz war stets entweder Anpassung oder Streit. Heute bin ich überzeugt, dass Dualität eine der vielen menschlich kreierten Bezeichnungen für etwas ist, dass wir noch nicht integriert und mit Bewusstsein gefü(h)llt haben. Sie basiert auf Urteilen, die je nach Ansicht und Konditionierung unterschiedlich sein können. Per Definition ist Dualität eine Zweiheit von sich gegenseitig ausschliessenden Gegensätzen. Doch gibt es solche «Zweiheit» überhaupt in einer holistisch ganzheitlichen Sichtweise? Darüber können wir auf dieser Plattform philosophieren. Die Wirkung von Dualität kennen wir. Oft schafft sie Trennung, Konflikte oder Streitgespräche. Ebenso fragwürdig wie die Dualität erscheint mir der Wunsch nach Einheit. Auch hier die Frage, gibt es in einer holistischen Sichtweise Einheit oder EinsSein überhaupt? Wo hört das Individuum auf und wo fängt das All-Eins an? Die Polarität – anders als die Dualität – bildet eine sogenannte relative Einheit von sich gegenseitig ergänzenden oder anziehenden Gegensätzen. Während Dualität die Gegensätze in zwei Hälften trennt, umfasst die Polarität das gesamte Spektrum als ein sich gegenseitig bedingendes Ganzes. Somit ist die Wirkung der Polarität, trotz der Gegensätze, eine sich ausbalancierende Ordnung. Gleichgewicht ist deshalb nicht das Eliminieren von Gegensätzen, sondern die Konsequenz einer gesunden, aufeinander bezogenen Polarität. Was heisst das für meine Beziehungskultur? Die Auseinandersetzung mit den Gegensätzen hat leider nicht aufgehört, jedoch gibt es die irrtümliche Suche nach Einheit nicht mehr. Diese wurde ersetzt durch die Suche nach lustvollen und kreativen Ergänzungen, die sich aneinander erfreuen anstatt sich zu bekämpfen oder anzupassen. Das macht wesentlich mehr Spass und auch mehr Sinn. Die Bedeutung einer gesunden Polarität in Männer-Kreisen können wir hier ebenfalls untersuchen. Oft erlebe ich in Gemeinschaften den Wunsch, gesehen, erkannt und bestätigt zu werden, sowie gleicher Meinung zu sein. Scott Peck[1] würde dies die Anpassungs- oder Pseudophase nennen. Jede lebendige Beziehung braucht eine Auseinandersetzung mit der Polarität. Hier war und ist mir der Gemeinschaftsbildungsprozess von Scott Peck ein wunderbarer Lehrer und Spielgefährte, den ich in der Praxis und im Coaching, aber auch zu Hause mit meiner Frau sehr oft mit einbeziehe. Bei dieser Arbeit durchläuft eine Gruppe vier prägende Lebensphasen, die Pseudo- oder Anpassungsphase, das Chaos, die Leere oder Stille und die Authentizität. Wir alle kennen diese Momente im Leben. Einen konstruktiven Unterschied erfahren wir durch die bewusste Auseinandersetzung damit und das Erkennen der «Geschenke» dieser Phasen in Beziehungen oder Gemeinschaften. In einem späteren Blog gerne mehr darüber. Was sind Deine Erfahrungen und Erkenntnisse in Bezug auf Dualität und Polarität? Herzliche Grüsse Pablo Hess Pablo unterstützt Menschen und Gruppen in Krisen und bei Lebensübergängen mit integrativer Prozessbegleitung und Körperarbeit. Er ist Initiant des MännerSymposiums Schweiz und hat dieses Jahr für die Integrale Politik Schweiz auf einen Sitz im Nationalrat kandidiert. www.pablo-hess.ch [1] Gemeinschaftsbildung: Der Weg zu authentischer Gemeinschaft Taschenbuch ISBN: 9783981686029 von Götz Brase (Herausgeber, Mitwirkende), M. Scott Peck (Autor), Samuel Widmer (Mitwirkende), Lilut Janisch (Übersetzer), Olaf Jungbluth (Übersetzer), Anne Lohmann (Übersetzer) ![]() Kürzlich erlebte ich einen dieser schönen Abende, an dem Männer und Frauen mit einem forschendem Geist über Beziehung reden. Einmal mehr kam dabei das Thema zur Sprache, dass Männer die Anliegen der Frauen nicht genügend ernst nehmen und nicht erreichbar sind. Dabei bemühen sich die Frauen doch so sehr, alles verständlich und plausibel zu erklären. Sie wiederholen sich, suchen andere Worte und einen anderen Zugang zum Thema und trotzdem kommen sie bei den Männern nicht richtig an. Was anfänglich als gutes Gespräch beginnt und Mann reflektierend und einfühlsam beteiligt ist, ändert sich irgendwann in ein «nicht mehr hören können.» Das frustriert Frau und entweder sie entscheidet sich zum wiederholten Nachbohren oder sie wendet sich ab über das Unverständnis des Mannes. Frau fühlt sich stehengelassen. Es ist nicht so, dass Männer nicht hören können oder wollen. Ganz im Gegenteil; die meisten Männer in Beziehungen sind daran interessiert, was ihre Frauen zu sagen haben. Männer möchten Beziehungen leben, mitgestalten, in Kontakt sein und sich weiter entwickeln. Doch warum hört Mann nicht mehr zu? Die meisten Kontaktabbrüche geschehen weil der «interne Arbeitsspeicher» des Mannes voll ist. Und dieser ist wesentlich kleiner als bei Frauen. Dies liegt an den neuronalen Verknüpfungen. Auch bei mir beobachte ich fasziniert immer wieder den Prozess, wie ich gehörte Informationen schlichtweg zur Seite lege. Das Gehirn funktioniert so, dass es möglichst wenig Energie braucht. So werden u.a. Informationen auf ihren Gebrauch geprüft: Was ist für Mann wichtig und bedeutend? Falls die Impulse, warum auch immer, als nicht interessant erscheinen – DELETE. Wenn Mann bereits seit einiger Zeit mit Frau in einem Gespräch ist und es harzt und beide verstehen sich nicht, nähert sich der Arbeitsspeicher bedenklich nahe seiner Erschöpfung. Mann merkt, dass er nicht mehr richtig zuhören kann, die Konzentration nimmt ab und ein selbstfahrendes Gedankenkarussell dreht sich. Anfänglich versucht er vielleicht durch Nachfragen oder Wiederholungen des Gehörten am Ball zu bleiben. Doch wenn dann noch «schwierige» Gefühle dazu kommen, ist einfach Schluss. Da geht nichts mehr rein. Was bleibt Mann anders übrig als sich zurückzuziehen. Dies ist selten eine gewollte, bewusste Entscheidung. Vielmehr ist es eine Notwendigkeit die sich daraus ergibt, dass der Arbeitsspeicher schlichtweg voll ist. Das wäre an und für sich noch kein Grund für dramatische Beziehungssituationen. Schwierig wird es hier, wenn das Gegenüber dies als Desinteresse an der Beziehung oder am Kontakt interpretiert. Was es braucht, ist die Fähigkeit des Mannes, frühzeitig zu merken, dass sich der interne Arbeitsspeicher jetzt gerade gefährlich anfüllt. Es braucht ein «Stop, halte mal inne mit Reden. Ich muss erst mal verarbeiten, was ich gehört habe.» Meist folgt dann eine kürzere oder längere Zeit der Neusortierung. Das Gehörte wird an seinen richtigen Platz gebracht – an den für Mann richtigen Platz. Dann erst ist Mann wieder in der Lage weiter zuzuhören. Und oft macht es Sinn, das Gespräch wieder dort aufzunehmen, wo das Zuhören noch ein Verstehen war. Es ist für eine Beziehung hilfreich, wenn Mann in solchen Situationen eine Anleitung an das Gegenüber aussprechen kann, was er jetzt gerade braucht. Das heisst, dass Mann Verantwortung übernimmt gerade für diesen Moment des Gespräches und damit für die Beziehung. Ansonsten bleibt ihm nur noch der Rückzug, in der Hoffnung, dass er seinen Arbeitsspeicher leert, um aufs Neue wieder im Gespräch zu sein. Philipp Steinmann www.philippsteinmann.ch Link zum Gehirn: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/gewohnheiten/gewohnheiten-hirnforschung-100.html Das war ein Männerkreis. Etwa der zehnte monatliche Männerkreis. Niemand plant es so, aber es fängt immer gleich an: Wir setzen uns auf Meditationskissen in einem Kreis und sind still. Kurz danach erklärt jemand, meistens ich, dass ich vorschlage den Kreis mit einer Stille zu beginnen (als hätte der Kreis nicht bereits begonnen und zwar mit einer Stille). Alle nicken und ich schlage den Gong.
Diesmal war es anders. Ich habe nichts vorgeschlagen, sondern mich gewagt, die Kontrolle loszulassen. Wir sitzen also still. Ohne Anweisung. Nach gefühlten zehn (vermutlich zwei) Minuten denkt ein Teil in mir: «Aber was ist mit dem Neuen? Der weiss ja gar nichts davon. Der fragt sich sicher, was das soll.» etc. Kurz danach wird der Neue von jemand anderem willkommen geheissen und in den Kreis eingeweiht – wie immer mit dem Satz «Bei uns ist nichts vorgeplant, alles freestyle.» Er lächelt und es scheint für ihn mehr als in Ordnung zu sein. Danach ist wieder still. Keiner sagt was. Ausser die Stimme in meinem Kopf. Ich merke, dass ich als Stille-Fanatiker, Meditations-Fan und der, der sonst immer alles langsamer haben will, diesmal an meine Grenzen komme. Und erkläre mir laufend selbst, dass das die anderen doch bestimmt unerträglich langweilig finden. Während der drei Stunden wird ab und zu eine Geschichte geteilt, eine Frage gestellt oder über etwas nachgeforscht. Dazwischen ist immer Stille. Beziehungsweise meine Gedanken. Gedanken, die so tun, als würden sie mich in die Verantwortung ziehen: «Schau mal, die anderen langweilen sich, tue doch was!» Aber die anderen bedanken sich nach den Stunden explizit für die Stille, die Langsamkeit des Abends. Wörter wie «geerdet», «beschenkt», «zu-frieden» werden ausgesprochen. Während ich da sitze und die Stille aushalte, merke ich, dass mich die Gedanken von etwas ganz anderem abhalten wollen: davon, dass ich da mal richtig eintauche. Ich weiss immer noch nicht, was passieren würde, wenn ich es mir erlauben würde. Vielleicht nichts. Vielleicht würde ich mich auch geerdet, beschenkt und zufrieden fühlen. Werde ich es jemals herausfinden? Artemi ![]() Männer fällt es meist leichter, Dinge, Verhalten, Situationen zu erklären als sich selbst wahrzunehmen. Die Frage „Warum ist etwas so und so“ ist wesentlich leichter zu beantworten als „Wie geht es mir jetzt gerade in diesem Moment“. Die Antworten auf das Warum lassen viele Ansichten zu: weil, ... und weil, ... und weil, .... und schon hat Mann ein paar Stunden verdiskutiert ohne dem Wahrnehmen näher gekommen zu sein. Männer benutzen oft diese Möglichkeit, um sich aus dem Kontakt mit dem Gegenüber oder mit sich selbst zu nehmen. Und ein weiterer wichtiger Aspekt des Erklärens: Es reguliert die Rangunterschiede. Wenn Männer in Situationen sind, in denen es unbequem wird, hilft das Erklären. Damit wird die möglicherweise gefährdete Selbstsouveränität wieder hergestellt. Das alles passiert unbewusst, sozusagen im Autopilot. Als Therapeut erlebe ich viele Beratungssituationen, die richtig brenzlig werden können. Wenn plötzlich unangenehme Wahrheiten fühlbar werden, kann es ganz schön heiss im Mann werden. Das nach aussen dargestellte Selbstbild steht plötzlich auf wackligen Füssen. Mann fühlt sich ertappt, Scham steigt hoch und Not ist am Mann. Was hilft ist die Flucht ins Erklären. Doch nicht die eigene Innenwelt wird erläutert, sondern das „Warum“ – weil..., und weil... und weil... Das schafft die nötige Distanz zur Situation, zu den Gefühlen und generiert Sicherheit, zumindest im Moment. Doch leider ist das Erklären als reine Kopfsache nicht gerade hilfreich und schafft vor allem eines: Distanz zum Gegenüber. Vielmehr würde es helfen, sich einzugestehen, dass Mann nicht wissend ist oder nur halbwissend oder unsicher oder ängstlich oder hilfslos... Oder anders gesagt, indem Mann zum Erklärer wird, wird er zum Retter – der Mann, der weiss wie die Welt funktioniert. Dieses Verhalten wird Männern von klein an beigebracht. All unsere männlichen Vorbilder aus der Kindheit und Jugend sind Männer, die uns erklärt oder vorgelebt haben wie es geht. Sie können Fussbälle jonglieren, Maschinen auseinander nehmen oder wissen sich auf der Bühne zu bewegen. Von all ihnen lernen wir: Um gut zu sein, müssen wir etwas drauf haben. Und da Männer nicht in die Gefühlswelt hinein erzogen werden (diese steht primär Mädchen zu), lernen Männer nach logischen und erklärbaren Zusammenhängen zu streben. Damit erarbeiten wir uns als erwachsene Männer Ansehen und einen hohen Rang. Entsprechend arbeiten viele Männer in Berufen, die Logik und strukturierte Abläufe beinhalten. (Damit ich richtig verstanden werde: Ich möchte hier nicht das Wissen als solches negieren, sondern die Art und Weise, wie Männer mit ihrem Wissen haushalten.) Eine weit verbreitete Art unter Männer ist das Mansplaining (man + explaining). Wikipedia übersetzt mit: „Der Akt, etwas herablassend zu erklären, insbesondere durch einen Mann gegenüber einer Zuhörerin, um sachkundig zu erscheinen oder aus der irrtümlichen Annahme heraus, dass sie ein minderwertiges Verständnis des Themas hat“. Wenn Mann also ungefragt erklärt, ist es nicht nur die beschreibende Art des Redens, sondern auch die Herstellung eines höheren Ranges gegenüber Frauen. „mansplaining ist eine schwierige Erkrankung. Dabei versuchen Männer Frauen ungefragt die Welt zu erklären – auch dann, wenn die viel mehr Ahnung haben. Die Krankheit ist nicht ansteckend, aber eine richtige Medizin gibt es auch nicht (außer vielleicht Einsicht). „ Autor unbekannt Doch dies ist keineswegs eine nur auf Männer bezogene „Krankheit“, auch Frauen tun dies. Wikipedia schreibt zu womansplaining: „Herablassende Erklärung von etwas durch eine Frau, insbesondere gegenüber einem Mann“. Welcher Mann hat nicht schon erlebt wie Frau sich über Küchengeräte oder Kinderbetreuung detailliert äussert, obwohl Mann längst damit vertraut ist. Zugegeben: In meinem Erleben finde ich dieses Verhalten weitaus weniger bei den Frauen als bei den Männern. Was hilft, sich vor dem Erklären zu versichern, ob Frau auch wirklich hören will, was Mann zu sagen hat. Philipp Steinmann Folgende Überlegung hat einiges in mir Verändert. Frage: Woher kommt Geld? Vom Arbeitgeber? Von Banken? Vom Staat? Von guten Dingen, die du tust? Von der Zeit, die du in etwas investierst? Während meiner Auseinandersetzung mit meiner eigenen Einstellung zu Geld habe ich wiederholt diesen Satz gelesen: Geld kommt von anderen Menschen. Immer.
OK, und wieso geben mir andere Menschen Geld? Selbe Frage, anders formuliert: Wieso würde ich jemand anderem Geld geben? Geld ist mit Wert verknüpft und deswegen geben wir nur dorthin Geld, wo wir einen Wert wahrnehmen können. Und dieser Wert ist immer mit einer subjektiven Geschichte verknüpft. Mein Vater liebt es, in Restaurants zu gehen – es gibt ihm ein Gefühl von Freiheit und von Selbstwert. Das sind wertvolle Dinge, dafür gibt er gerne Geld aus. Ich gebe dafür Geld aus für Weiterbildungen, um mir immer wieder zu zeigen, dass ich alles lernen kann, was ich lernen will – das gibt mir das Gefühl von Freiheit und von Selbstwert. Umgekehrt: Ich würde nie Geld für einen Fernseher ausgeben. Weder das Kaufen, noch das Besitzen, noch das Weiterschenken würde irgendein Bedürfnis von mir stillen. Kurz: im Kauf eines TVs liegt für mich persönlich kein Wert. Das wird für viele andere Menschen ganz anders sein (denn im letzten Jahr wurden weltweit über zweihundert Millionen Geräte verkauft). Und jetzt stelle ich mir vor, wie ich gegenüber dem Fernsehmechaniker sitze und ihm klarmache, dass sein Handwerk für mich wertlos ist. Und im nächsten Augenblick sitze ich den Menschen gegenüber, die z.B. an den Veranstaltungen, die ich organisiere, nicht interessiert sind. Das heisst, es gibt in ihrem Leben keine Geschichte, in die sich z.B. das Männersymposium einfügen lässt. Kein spürbares Bedürfnis, welches von diesem Event in Erfüllung gehen würde. Diese Überlegung führt mich zu folgender Tatsache: Wenn ich glücklich sein will und Dankbarkeit erfahren will, d.h. wenn ich der Welt dienlich sein will – was etwa in allen Religionen und spirituellen Lehren hoch priorisiert wird – dann muss ich mich mit den Geschichten anderer Menschen befassen. Ich muss herausfinden, was die Menschen, die an meine Veranstaltungen gehen, für Bedürfnisse haben, was sie sich für Geschichten erzählen, wie sich mein Angebot bei ihnen einfügt. Ich kann nicht davon ausgehen, dass wenn ich «tue, was mir Spass macht», die Resultate meines Tuns automatisch für andere Menschen Wert erzeugen. Das ist ein Logikfehler! Natürlich ist es wichtig für die persönliche Zufriedenheit, Dinge zu tun, die einem Freude bereiten. Doch für die tiefgehende Erfüllung, die erst im Dienen erfahrbar wird, reicht das nicht. Der weit verbreitete Spruch «Mach, was dir Freude macht, und das Geld wird kommen.» ist somit leider Bullsh**. Das Geld kommt von anderen Menschen und folgt der subjektiven(!) Wertempfindung. Und wer bei anderen einen Wert erzeugen will, muss zuerst herausfinden, was für sie wertvoll ist und was nicht. Dienen heisst, sich in Geschichten anderer Menschen einfügen. Indem ich aus allen Taten, die mir Freude bereiten, die auswähle, die für andere Menschen wertvoll sind, lerne ich die Kunst des Dienens, kreiere Wert in Leben anderer – was sich in meinem Einkommen widerspiegeln kann. Artemi In meiner Arbeit als Paartherapeut erlebe ich immer wieder Situationen, in denen Männer sich innerlich von ihrem Gegenüber zurückziehen. Irgend etwas scheint bedrohlich zu sein, wenn Gefühle ins Spiel kommen.
Es ist ja nicht so, dass Männer keine Gefühle haben. Doch im Gegensatz zur Frauenwelt gibt es eine ganze Reihe von Gefühlen, die Männern abtrainiert wurden. Gemeingesellschaftlich erlaubt sind Eigenschaften die das Selbstbewusstsein des Mannes stärken, also Entschlossenheit, Entscheidungskraft, Souveränität, Unerschütterlichkeit. Alles Eigenschaften, die Männern helfen, auf eigenen Beinen zu stehen und ihre Welt zu gestalten. Man könnte auch sagen, Eigenschaften, die helfen Kontrolle über unerwünschte Gefühle und unsichere Situationen zu erhalten. Warum fällt es Männern so schwer, beziehungsrelevante Gefühle zu erlauben? Gefühle wie „ich will nicht alleine sein“, „ich brauche dich“, „ich will von dir gebraucht werden“, „ich will dazu gehören“ usw. Dies zuzulassen könnte bedeuten, das antrainierte Ideal von Stärke (Macht) und Selbstbestimmung (Einflussnahme) abzuschwächen. Und welcher Mann würde sich selbst als schwach, machtlos, fremdbestimmt und beeinflussbar benennen? Solche mit Scham besetzte Attribute dürfen nicht sein. Sie werden in Kinder- und Jugendjahren wegtrainiert. Leider führt dies dazu, dass Mann in späteren Jahren das Gefühl hat, „etwas fehlt“. Und dieses „Fehlende“ empfindet Mann dann oft als „ich bin nicht Mann genug“, mit der unheilvollen Wirkung, dass er noch mehr die „schwierigen“ Gefühle zur Seite schiebt und sich einseitig am stereotypischen Bild des starken Mannes orientiert. Soziales Machtstreben ist angesagt und wir erleben es alltäglich in der Berufswelt, im Sport, in den Medien, in Familien und oft subtil und unterschwellig auch in „fortschrittlichen“ Männerkreisen. Das Fühlen an sich gehört zum Kennenlernen des Mannwerdens. Die meisten Frauen trainieren bereits in jungen Jahren über Gefühle zu reden. Männer müssen dies nachholen. Die Annäherung an schwierige, beängstigende Gefühle kann jedoch erstmals Gefahr bedeuten. Doch allein schon diesen Zustand wahrzunehmen und anzuerkennen, ist bereits ein erster Akt, um den gefühllosen Männerkörper zu beleben. Erst hier öffnet sich der Erfahrungsraum, was Beziehung sein kann: die Hingabe an das eigene innere Erleben der Schattenseiten, um damit andern Menschen selbstbewusst zu begegnen. Männer, die gelernt haben, ihren Körper mit Gefühlen zu bewohnen, müssen andere starke und schwache Männer und Frauen nicht mehr ablehnen. Sie erlauben sich „stark“ und „weich“ zu fühlen und erleben sich selber als wert- und würdevoll. Als Therapeut besteht ein wesentlicher Teil meiner Arbeit darin, sozialisierte Männerbilder zu hinterfragen, um anschliessend ein selbst geschaffenes Verständnis von Mann zu erhalten. Dieser Prozess von Mannwerdung, der auch am MännerSymposium erforscht wird, kreiert Werte, die helfen können, Beziehungen authentischer zu gestalten und damit eine „bessere“ Welt zu schaffen. Philipp Steinmann |