![]() So schnell kann's gehen: Gestern noch entspannt und motiviert, heute Terminkollisionen und unerwartete To-Do's. Ich will an mehreren Orten gleichzeitig sein, kann mich aber nicht klonen. Und gleichzeitig will ich Zeit haben, um Pendenzen aufzuarbeiten, damit mein Arbeitstisch wieder leer ist. Und natürlich will ich auch Zeit haben zum entspannen, denn offenbar bin ich angespannt. Problem #1: Ich merke es oft viel zu spät, dass ich gestresst bin. Ich wache im Hamsterrad auf und merke ich renne schon die Meile 75. Lösung? Baseline versetzen! Je gewohnter für mich ein gelassener Zustand ist, desto eher merke ich, wenn sich Abweichungen einstellen. Am meisten hilft mir, viel draussen zu sein und mit Menschen zu sein. Anderen hilft Meditation oder Yoga. Wer gelassen ist, spürt sich selbst viel eher, oder überhaupt. Wie kreierst du dir die Gewohnheit, dich selbst zu spüren? Problem #2: Instinktiv behebe ich meinen Zustand immer zuletzt oder gar nicht, sondern versuche die Umstände zu beheben. Bei zu vielen ToDo's ist mein Automatismus ein Ordnen, Umplanen, Kommunizieren, versuchen schneller zu arbeiten oder Pausen wegzulassen – dort zu sparen, wo ich mich spüren könnte. Wenn ich mir selbst von Aussen zuschauen könnte, würde es aussehen, als ob ich versuche, dem Hamsterrad zu entkommen, indem ich schneller renne. Die Lösung dieses Problems kommt dann, wenn ich merke, dass sich meine Gefühlslage nicht verbessert. Wenn ich Glück habe passiert das innert Minuten, diesmal habe ich zwei Tage gebraucht und früher hat es auch mal ein paar Wochen oder Monate gebraucht, bis ich kapiert habe, was ich brauche. Wenn ich es merke, dann mache ich folgendes: Ich lasse alles liegen und stehe auf. Wenn ein Rasen in der Nähe ist, stelle ich mich barfuss auf den Boden, wenn nicht stelle ich mir vor, wie ich geerdet bin wie ein Baum und den ganzen Stress wie ein Blitzableiter in den Boden leite. Ich stelle sicher, dass ich atme und sage dann laut «Ich muss gar nichts» und stelle mir das ganze Gebilde aus Terminen, ToDo's und Gedanken vor, als wäre es ein riesiges Kartenhaus, das vor mir steht, mit 1–2 Meter Abstand. Ich mache mir damit klar: Ich bin nicht meine Termine, ich bin nicht meine ToDo's und ich bin nicht dieser Stress. Ich existiere normal weiter, ob es viel zu tun gibt oder nicht. Dann klatsche ich ein Mal bewusst, klar und laut in die Hände und schaue zu, wie das Kartenhaus zusammenfällt. Danach setze ich mich hin, nehme ein Blatt Papier und skizziere einen Plan für alles, was ich vor habe. Ich gehe vor, als würde ich diesen Plan nicht für mich machen, sondern für einen Mitarbeiter. Ich will ihn nicht überfordern, also plane ich nicht zu viel ein. Ich sage ab oder verschiebe, was sich weniger wichtig anfühlt und ich plane genug Zeit ein für alle ToDo's. Dieser Prozess fällt mir jetzt viel leichter, weil ich nicht mit dem Kartenhaus identifiziert bin. Ich freue mich darauf, inmitten vieler Termine und Aufgaben, ganz entspannt diesen Post für dich geschrieben zu haben. Vielleicht hat ja dieser kleine Einblick etwas in dir bewegen können. Schreib mir was dazu in den Kommentaren, ich bin gespannt. Wir sehen uns am Symposium, nur noch zwanzig Mal schlafen! Herzlich, Artemi
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![]() Lieber Mann Seit zwei Wochen ist es klar: ich habe einen Leistenbruch. Meine Därme quellen heraus. Der Druck in meinem Bauchraum ist zu gross. Die Bauchwand hält nicht mehr stand. Mein Fazit: da gibt es in meinem Bauchraum einen zu grossen Druck. Als Gestalttherapeut interessiert mich die Frage, wie ich es schaffe, mich unter Druck zu setzen? Es ist ja nicht so, dass die permanenten Einschränkungen, die wir gerade erleben mir sagen, ich müsse mich unter Druck setzen. Den Druck mache ich ja selber in mir drin. Es gibt also eine innere Instanz, die drückt (das wäre in meinem Fall der Darm) und eine, die gedrückt wird (meine Bauchdecke) – zwei Figuren in meiner Persönlichkeit. Und Mann steht ja irgendwie immer unter Druck. Es gibt den Druck, seinen «Mann» zu stehen, sein Leben im Griff zu haben, die Familie zu versorgen, das nächste Projekt zum Erfolg zu führen, kein Versager sein oder in der aktuellen Corona-Situation nicht schuldig sein, andere anzustecken. Und unzählige andere Möglichkeiten, sich selbst unter Druck zu setzen oder gar Teile der eigenen Persönlichkeit zu unterdrücken. Allen gemeinsam ist, dass sie eine Quelle haben: Mann genügt nicht. Und wenn Mann nicht genügt, droht der Ausschluss aus einem sozialen Setting oder gar der vernichtende Abstieg in Richtung Versager, Weichei oder Warmduscher. Das muss und will Mann verhindern. Also besser sich ein Feld suchen, in dem Mann Gewinner ist. Und diese Mechanismen greifen auf einer tiefen, meist unbewussten Ebene. Das Prinzip «Mann hat Erfolg» wird uns täglich mehrfach vor Augen geführt. Oder gibt es Online-Vorträge mit Verliererfiguren oder Produktewerbung mit verarmten Männern? Das hat System. Die Art und Weise wie Man sich mit männlichen, stereotypischen Idealen unter Druck setzen lässt, sind bestens angelernt und werden unter anderem auch durch andere Männer unbewusst gefördert. Konkurrenz unter Männern ist verbreitet und führt zum ewigen Spiel wer mehr Sieger ist. Doch sich mit archetypischen Figuren wie «der Zweifler», «der Unsichere», «der, der sich nicht entscheiden kann» oder «der Schuldige» usw. auseinanderzusetzen, verlangt zu allererst eine Hinwendung zu diesen Figuren. Und in einem weiteren Schritt eine Identifizierung mit ihnen, zumindest zeitweise. Doch das schreckt ab. Mann würde sich selbst an den Rand der Gesellschaft führen, wo der Ausschluss droht. Ich wünsche mir ein druckfreies Leben. Druckfrei wäre gerade in meiner Situation, wenn die verarbeitete und nicht mehr gebrauchte Nahrung durch die Därme ungehindert fliesst. Doch der innere Druck ist zu gross. Habe ich zu viel Nahrung aufgenommen? Zuviel in mich hineingestopft? Zuviel Heruntergeschluckt, was mir nicht guttut? Habe ich zu wenig Grenzen gesetzt und Unappetitliches nicht ausgespuckt? Es würde mit guttun, den Druck in mir zu verringern. Oder noch besser: für mich so zu sorgen, dass ich nicht unter Druck bin. Also was tun? Das heisst mich mir zuwenden. Mich selbst zu erforschen, in welchen Situationen, mit welchen Menschen, in welchen Projekten ich mich unter Druck setze und mir erlauben, dabei auch mit meinen inneren Versagern in Kontakt zu gehen, mit meinen inneren männlichen Figuren, die nicht Grenzen setzen, die nicht handeln sind, die einfach herunterschlucken, die sich schämen und sich verstecken wollen. Das würde mich lebendig machen und quasi meine heruntergeschluckte Nahrung verflüssigen. Ich würde fluid wechseln zwischen dem Druckerzeuger und dem Gedrückten. Meine Organe würden mir dankbar sein. Herzlich Philipp Steinmann Wie setzt du dich unter Druck? Was sind deine Mechanismen um zu genügen? Schreibe uns einen Kommentar ![]() In mehr oder weniger regelmässigen Abständen taucht alle paar Jahrzehnte der Begriff «Der neue Mann» auf. Und da wir in einer Zeit leben, in der es kaum mehr etwas Neues gibt, sondern das Alte wird vielmehr neu verpackt, stelle ich mir die Frage, was neu ist am «Neuen Mann». Da das Neue nur in der Abgrenzung zum Alten existiert, gilt es für «den neuen Mann», sich gegenüber dem «Alten Mann» abzugrenzen. Könnte man sagen «der alte Mann» war in patriarchalen Männerbildern gefestigt, während der «Neue Mann» sich vor allem dagegen abgrenzt? Das könnte eine erste Antwort sein. Ein Blick in die Geschichte der Männerbewegung zeigt, dass das Neue nicht wirklich neu ist. Bereits 1982 sang Ina Deter «neue Männer braucht das Land». Das Lied mit einer Botschaft an die Männerwelt war ein Produkt aus der Frauenbewegung. Doch der Begriff geht noch weiter zurück. Bereits in der Renaissance, in der Französischen Revolution und in der 68-Bewegung wurde der Begriff gewählt. Selbst die Nazies benutzen ihn im Sinne eines idealen Soldatentypus. In allen Zeiten ging es um „den Beginn einer Neukonstruktionen der Männlichkeit». 1998 zeigte eine deutsche Studie, dass „rund ein Fünftel der Männer so genannte «Neue Männer'“ sind, etwa ein Fünftel verhalten sich nach wie vor „traditionell“ und gaben den Platz der Frauen im Heim und am Herd. Dazwischen gibt es die grosse Menge der pragmatischen und unsicheren Männer, deren zukünftiges Rollenmuster eher noch unklar ist. Wir sind also nicht wirklich neu – es sei denn wir empfinden intrapersonell uns selbst als neu. Demzufolge wäre das Neue mehr eine intrinsisch gefühlte Angelegenheit, als mehr eine Äussere? Tatsächlich kann ein äusserer Prozess nicht ohne einen inneren vollzogen werden, wenn Mann denn auch wirklich eine Veränderung vollziehen will. Es geht um die Frage, welche Männlichkeit neu konstruiert werden soll? Geht es um das Geschlechterverhältnis in Erwerbsarbeit und Erziehungsarbeit? Oder vielmehr um den Rückgriff auf Archetypen um Männlichkeit aktiv zu leben? Oder um das positive männliche Selbstbild, das sich vorwiegend in der Abgrenzung zum Feminismus definiert? Oder gerade um das Gegenteil, die «weiblichen Eigenschaften» zu integrieren? In der Männerbewegung gibt es viele Ansätze. Sprechen wir vom «Neuen Mann» öffnet sich bei mir ein grosses Fragezeichen und auch ein Widerstand. Die Inbesitznahme des Begriffs und die reflexartige Überstülpung auf alle Männer würde wohl kaum von einer differenzierten Wahrnehmung einer neuen Männlichkeit zeugen. Denn die Wahrnehmung eines «Neuen Mannes» ist weitestgehend abhängig von der Lebenswelt, in der Mann steckt und seiner gerade aktuellen persönlichen Wachstums- und Identifikationsphase. Und diese Lebenswelt ist in einem stetigen Prozess der Erneuerung und zutiefst individuell. Um genau dieser Unterschiedlichkeit zur Bedeutung zu verhelfen, müsste sowohl eine alte und eine neue Männlichkeit in allen Schattierungen Platz finden. In diesem Sinne bleibt der Forschungsauftrag für Mann darin, sich in erster Linie selbst zu entdecken und die Individualität hoch zu halten - weniger in der Abgrenzung gegenüber anderen Männern und Frauen, sondern vielmehr in der Vervielfachung der unglaublichen Vielgestaltigkeit von männlichen Lebenswelten. Wäre das dann «der individuelle Mann»? In meiner Arbeit mit Männern erlebe ich genau diesen Ansatz als wirkungsvoll. Obwohl wir nicht darum herumkommen, uns mit Ideen und Konzepten auseinanderzusetzen, besteht meines Erachtens der Werdegang zu einer neuen Männlichkeit darin, uns nicht mit diesen zu identifizieren. Wir würden gebunden sein an Vordenker. Mann wird zur Kopie. Doch eine gesunde Maskulinität impliziert aus meiner Sicht einen individuellen Mann, der, bestenfalls mit Freude an seinem Körper, an seiner sexuellen Lust und an seiner ganz eigenen, persönlichen Art seine Beziehungs-, Arbeits- und Familienwelt gestaltet. Philipp Steinmann Wie stehst du zu einem «Neuen Mann»? Uns interessiert, wie du dich siehst und wir freuen uns auf einen Kommentar. ![]() Was man nicht alles lernen kann, wenn man sich selbst mit sich selbst vergleicht! Ich hatte als Teenager viel Zeit beim «Skaten», Tricks auf dem Skateboard üben, verbracht. Kürzlich habe ich dieses Hobby wieder aufgegriffen. Damals, vor 15 Jahren, war ich ein anderer Mensch. Mein Verstand würde sagen, dass ich weniger bewusst war, mich selbst weniger gespürt hatte, weniger Bezug hatte zu meinem physischen Körper, meine eigenen Grenzen weniger gekannt hatte und mir allgemein vieles egal war, was mir heute wichtig ist. Dieses «rationale» Vergleichen ist eine Art Bildvergleich: Ich schaue, wie ich mich damals wahrgenommen habe und vergleiche es mit meinem aktuellen Selbstbild. Ganz anders und viel interessanter finde ich den «erlebbaren» Vergleich. Das funktioniert so: Ich lasse meine Automatismen laufen, und höre gleichzeitig auf meinen Gefühlskompass. Zum Beispiel beim Skaten: Ich habe schnell gemerkt, wie mein «innerer Sklaventreiber» mich sofort zu pushen anfing. Ein Teil in mir will sofortigen und unaufhörlichen Fortschritt sehen. Nichts ist gut genug. So will ich gleich mit Tricks anfangen, die am äussersten Rand meiner Komfortzone sind. Dieses Muster lasse ich laufen und bin gleichzeitig sehr achtsam mit meinen Gefühlen: Sobald das klitzekleinste Spürchen Angst aufkommt, halte ich inne und öffne meinen Blick. Meistens bemerke ich so eines der drei folgenden Dinge, die ich als Teenager wohl nicht gemerkt hätte: Entweder ich merke in so einem Moment, wie ich im Tunnelblick war und dabei war, mich in etwas hineinzusteigern; Oder ich realisiere, dass ich dabei war, mich zu überschätzen und etwas Dummes zu tun indem ich zu schnell vorwärtsmache; Oder aber mir wird klar, dass ich mich gerade unterschätzt habe und dabei war, mir etwas auszureden, wofür ich eigentlich voll bereit bin. Angst macht also wach, wenn man auf sie hört, und nicht nur wach für Gefahren, sondern auch für mutige Schritte, die mich fordern aber nicht überfordern. Das Schöne an diesem «erlebbaren Vergleich» ist, dass er Herz-gesteuert ist. Die beiden wahrgenommenen Ebenen – das alte Muster und die Achtsamkeit aus dem Moment heraus – riechen nach Erlaubnis. Ich versuche hier nicht, meine alten Muster besser zu machen, sondern ich nehme sie an. Ich erlaube mir, sie bewusst zu erleben. Und ich erlaube mir gleichzeitig auch auf mich selbst zu achten und übe mich in meiner Intuition. Mein Experiment für dich: Vergleiche dich die nächsten Tage mit einer früheren Version von dir – oder auch mit einer zukünftigen Ausgabe, die du noch erleben wirst. Mache dir bewusst, wie das Alte (oder das Zukünftige) in dir schwingt und dich beeinflusst. Und füge gleichzeitig die kleinen Momente der Achtsamkeit ein, in denen du anerkennst, wie es dir gerade geht. Berichte uns von deinem Erleben. Herzliche Sonnengrüsse, Artemi ![]() Aus dem Erfahrungsschatz der Integralen Politik Schweiz von Gary Zemp, Gastbloger im MännerSymposium Schweiz gary.zemp@bluewin.ch Der Einfluss der Moderne Die Aufklärung lehrte den Menschen, nur seinen fünf Sinnen und seinem Verstand zu vertrauen. Das war der Beginn des Höhenflugs der Naturwissenschaften, die jedoch nur die Oberflächen der Dinge zu messen und zu beschreiben imstande sind. Die metaphysischen Erkenntnisse früherer, magisch-mythischer Zeitalter werden als nicht beweisbar abgelehnt. Der sich nun «modern» nennende Mensch lässt keine mythischen Erkenntnisse gelten. Damit wurde alles Spirituell-Geheimnisvolle aus dem Leben der Menschen entfernt. Dieses Zeitalter der «Moderne» dauert nun schon 400 Jahre. Die Grundhaltung der Moderne (sie entspricht der orangenen Bewusstseinsstufe) ist nach wie vor die bestimmende Kraft in der heutigen Gesellschaft. Der Einfluss der Postmoderne Vor hundert Jahren kamen die ersten Zweifel an der Umfassendheit dieser ausschliesslich durch die Sinne resp. durch kunstvoll konstruierte Messapparate, welche die menschlichen Sinne ersetzen, und mittels des Verstandes gemachten Erkenntnisse. Die Postmoderne begann das Licht der Welt zu erblicken. Sie ist unter anderem gekennzeichnet durch eine Aufwertung der bis dahin unterdrückten emotionalen Intelligenz. Diese Postmoderne (auch grünes Zeitalter genannt) sieht die offensichtlichen Mängel der ausschliesslich mentalen Betrachtungsweise der Welt und machte sich daran, die festgestellten Fehler zu korrigieren. Sie sucht also die Wahrheit immer aus der Perspektive des Mangels, resp. der Krankheit. So entstanden lokale und nationale Aktivitäts-Gruppierungen wie z.B. die grünen Parteien, aber auch globale Organisationen wie Greenpeace oder der WWF. Weil in der menschlichen Entwicklung keine Bewusstseinsstufe übersprungen werden kann, werden erst aus Erfahrung und Integration aus modernen Menschen postmoderne. Die spezifisch integralen Erkenntniswege 1. Die Visionierung der gesunden Fülle Dem im jetzt beginnenden integralen Zeitalter, dem die Farbe türkis zugeordnet wird, suchen die Menschen die Wahrheit, resp. die Lösungsansätze von Problemen in der Visionierung der gesunden Fülle des innerlichen (geistigen) und äusserlichen (körperlichen) individuellen und kollektiven, das heisst kulturellen und sozialen Lebens. Somit berücksichtigen sie alle möglichen Perspektiven. Ihr Handeln richten integrale Menschen auf diese Vision hin aus. 2. Der Einbezug der Intuition Zudem erkundet der integrale Mensch die Wahrheiten des Lebens nicht nur mit den selbstaktiven emotionalen und rationalen Intelligenzen, nein er klopft auch bei der erst auf seine Bitten hin sich äussernden Intuition an. Diese aber hat Zugang zum ganzen Wissen der Menschheit. Denn der Mensch trägt alle, auch die letzten Wahrheiten in sich. Kurz zusammengefasst heisst das: Auf der Suche nach einer umfassenden Problemlösung oder Wahrheit setzen integrale Menschen alle ihre lebensdienlichen Intelligenzen ein, die instinktiven, die emotionalen, die rationalen und ihre intuitiven Fähigkeiten. Sie anerkennen die Intuition als ihre umfassendste und wichtigste Intelligenz und überlassen ihr deswegen die Führung. 3. Das Ergebnis einer integralen Wahrheitssuche sind Einsichten, nicht Meinungen Das Ergebnis ist eine alle Perspektiven berücksichtigende Einsicht (eine Sicht in das EINE), die sich z.B. von den rein mentalen Erkenntnissen dadurch unterscheidet, dass sie nicht von Zweifeln begleitet ist. Eine Einsicht ist keine Meinung, die mit Argumenten ins Wanken gebracht werden kann. Darum weiss z.B. die Integrale Politik, dass sie Menschen nicht mit rationalen Argumenten überzeugen kann, sondern dass sie bei den Mitmenschen Aha-Reaktionen, also intuitiv erzeugte Einsichten hervorrufen muss. Das gelingt z.B. durch das Bewusstmachen der systemischen Zusammenhänge zwischen dem Lebensstil unserer Gesellschaft und der visionierten Lebensqualität. Der integrale Erkenntnisweg geht dabei vom Wissen aus, dass alles und jedes miteinander in Verbindung steht und zusammen eine Ganzheit bildet, die mehr ist als die Summe ihrer Teile. Wir freuen uns auf Deine Meinung und sind gespannt auf Kommentare. Herzlich Gary Zemp und Pablo Hess ![]() Verlassenheit ist eines der mächtigsten Gefühle. Menschen, die verlassen werden, können derart erschüttert sein, dass sie ihr Leben nicht mehr auf die Reihe bringen. Oft ist auch das Gefühl der Ablehnung anwesend: «So wie ich bin, bin ich nicht richtig». Diese Erkenntnis schmerzt zu tiefst. Ist dieser Satz noch eine tief eingegrabene Selbstdefinition aus der Kindheit, wird es noch schwieriger. Das Gefühl der Zugehörigkeit geht vollends verloren. Dass in der Verlassenheit jedoch auch eine Stärke liegt, ist in solchen Situationen kaum spürbar. In meiner Arbeit als Gestalt- und Paartherapeut treffe ich oft auf Situationen, in der die Verlassenheit wie ein Monster droht. In solchen Momenten ist das Gefühl noch nicht wirklich vorhanden. Bereits die aufkommende Ahnung des Gefühls, kann zu einer inneren Starre führen und beeinflusst Menschen in ihrem Verhalten, meist verbunden mit einem Rückzug aus dem Kontakt mit einem Gegenüber. Beim näheren Betrachten des Gefühls zeigt sich, dass die Verlassenheit angebunden ist an den vorausgehenden Zustand der Bezogenheit. Ohne die Erinnerung an das Verbundensein und die noch vorhandene Sehnsucht danach, kann das Gefühl für sich alleine nicht existieren. Damit ist es vor allem ein reaktives Gefühl. Jemand in uns träumt immer noch den Traum des Verbundenseins. Wenn wir es zulassen können, hier noch tiefer in die Verlassenheit einzusteigen, näheren wir uns der Einsamkeit. Ein neuer Gefühlsraum öffnet sich, der sich gänzlich anders anfühlt. Tief in der Einsamkeit verschwindet die Sehnsucht nach Bezogenheit und ein weiter, leerer Raum öffnet sich, dem Tode ähnlich. Während in der Verlassenheit der Körper noch mit Enge, Nervosität, sprunghaften Gedanken u.ä. reagiert (hauptsächliche Reaktionen des Sympathischen Nervensystems) tritt in der gefühlten Einsamkeit eine Wahrnehmung auf, die mit «nicht mehr im Körper existent» beschrieben werden könnte. Die inneren Mikrobewegungen werden kleiner, der Atem ist kaum noch spürbar, die Herzfrequenz sinkt (Dorsales Nervensystem). Treten hier Bilder vom Sterbebett auf, sind es Vorzeichen eines sich anbahnenden Friedens. Hier ist es unmöglich wieder zurück in den Zustand der Verbundenheit mit dem Alten zu kommen. Das Kämpfen um das Wegdrücken des Schmerzes, der den Zustand des Verlassenseins begleitet, ist weg. Etwas Körperliches oder Emotionales stirbt. Halten wir diesen Zustand lange genug aus und geben wir dem Körper die Gelegenheit, dass er sich von alleine neu ausrichten kann, übernehmen autonome Körperbewegungen die Führung. Eine zunächst zarte Glückseligkeit kann sich einstellen. Die Erfahrung mit diesem Prozess erlaubt eine neue Wahrnehmung der Welt. Der Mensch, der jetzt auf das Verlassensein schaut, ist nicht mehr der Mensch, der verlassen wurde. Hier beginnt der Aufstieg in eine neue Wirklichkeit, die zu einer neuen Freiheit des Lebens führt. Sind Menschen durch den Prozess der Verlassenheit gegangen, zur Einsamkeit durchgedrungen und haben der darin wohnenden Leere den Raum gegeben, wirkt die Organismische Selbstregulation. Automatisch sucht der ganze Organismus nach Möglichkeiten, das neue Bedürfnis zu befriedigen; das Monster verschwindet. Der Schrecken verliert seine Macht. Dieser Prozess findet sich in vielen Mythen beschrieben. Er wird auch als «der Abstieg in die Unterwelt», als «Tee trinken mit dem Teufel», in der Visionssuche als «Konfrontation mit dem Drachen» oder in der Heldenreise als «Die grosse Prüfung» beschrieben. Allen gemeinsam ist das Erreichen des Ortes, an dem das Kämpfen aufhört. Ein Ort, an dem der Mensch bereit ist zu sterben und sich einer inneren Führung überlässt (in den Mythen meist eine göttliche Führung, ein göttliches Potenzial). Uns interessiert, wie du Verlassenheit und Einsamkeit erlebst. Wie gehst du als Mann mit diesen Gefühlen um? Schreib uns einen Kommentar. herzlich Philipp Steinmann Ich kenne mich mit Buddhismus nicht aus, aber ich weiss, dass Buddha damals den Menschen Mitgefühl beibringen wollte. Und er tat es, indem er ihnen Aufgaben gab, wo sie das «Dienen» übten. Und das Dienen wurde definiert als eine Mischung aus Grosszügigkeit und Verzicht.
Wenn ich jetzt also ein Buddha-Lehrling wäre, dann müsste ich anderen Menschen etwas schenken (Grosszügigkeit), sodass es mich herausfordern würde (Verzicht). Mit Verzicht war also ein Schritt aus der Komfortzone gemeint, ein «Stretch», der gleichzeitig ein Bedürfnis oder Wunsch von jemand anderem erfüllt. Heute gibt es in den meisten Selbsthilfe-Büchern, -Seminaren, -Blogs etc. zahlreiche Kapitel übers Dienen. Es ist das Etwas-für-andere-tun und gleichzeitig ein Akt der Selbstliebe, denn Schenken lässt den Körper Oxytocin und Serotonin produzieren. Damit erzeugt es – neben unendlich vielen gesundheitlichen Vorteilen – ein Gefühl der Erfüllung, welches alleine durchs Erreichen gesteckter Ziele nie herbeigerufen werden kann. Damit entsteht bei mir ein Ideal von einem Leben, in dem ich glücklich bin, weil ich durchgehend im Dienst bin und damit 24/7 mich selbst und gleichzeitig andere beglücke. In der Theorie kenne ich dieses Konzept schon lange, aber wie sieht es mit der Praxis aus? Das Ergebnis folgender Selbststudie finde ich immer wieder ernüchternd: Ich setze mich hin und überlege, wie viele meiner wachen Stunden ich mit «dienenden» Tätigkeiten verbringe. Wieviele Stunden verbringe ich im Bewusstsein, dass das, was ich tue, jemand anderem etwas bringt? Leider immer wieder erschreckend wenig. Manchmal muss ich feststellen, dass ich z.B. im Beruf etwas mache, nur weil mein innerer Perfektionist noch zwei Stunden in etwas investieren will. Dabei wäre das Ergebnis für den Kunden schon lange erfüllend gewesen. Da diene ich einem Schattenanteil meines Egos und nicht dem eigentlichen Mitmenschen. Jetzt habe ich mich dabei ertappt, wie ich diesen Blog schreibe und dabei den Fokus darauf habe, ihn pünktlich publizieren zu können. Ist das wichtig? Hast du was davon, wenn ich damit pünktlich bin? Habe ich was davon? Diene ich hier meinem eigenen Selbstbild von Zuverlässigkeit oder dem Leser? Wie geht es dir damit? Bist du ein erfüllter Vollzeit-Diener oder auch noch ein Lehrling? mit Herz, Artemi ![]() Hast du dich auch schon gefragt, ob du ein Kerl bist? Unlängst bin ich dem «Yoga für Kerle» begegnet. Das hat mich augenblicklich angesprochen. Da wurde etwas in mir lebendig. Wäre es «Yoga für Männer» gewesen, hätten meine Vorstellung den Begriff gleich gesetzt mit Schwangerschaftsyoga oder Hormonyoga. Nein, das ist nicht mein Ding. Doch wenn Kerle Yoga machen... das ist schon etwas anderes. Denn ein Kerl ist etwas anderes als ein Mann. Dass du ein Mann bist, lässt sich unter anderem an deinem Penis erkennen, an deinem Gang, an deiner Ausstrahlung und anderen mehr den männlichen zugeordneten Attributen.Doch was ist ein Kerl? Ich bin auf die Suche nach dem Kerl in mir gegangen. Kerle sind die unflätige Seite des Mannes. Ein Kerl ist der Teil des Mannes, der seine eigenen Werte lebt. Kerl hat Spass daran hat, sein Ding zu tun ohne nach links und rechts zu schauen. Kerl ist frech, heldenhaft und überschreitet manchmal gesellschaftliche und kulturelle Grenzen. Ja, Kerl sein bedingt geradezu die Nähe zum Ungehorsam, die Nähe zum Gesetzlosen. Doch anders als ein krimineller Mann ist das Überschreiten der Grenzen ein Akt der heroischen Selbstdefinition. Für Kerl ist es wichtig vor und hinter der Grenze zu leben und immer wieder hin und her zu wechseln. Wäre ich Kerl, wenn ich nur nach den Konventionen der Gesellschaft leben würde oder ganz ohne? Damit ist Kerl auch ein Grenzgänger. Auf der einen Seite die Welt der Anpassung, der Normen, auf der anderen Seite das Wilde, die Nonkonformität. Doch anders als der Rücksichtlose, der Narzisst liegt Kerl der Schalk auf den Lippen, wenn er über die Grenze geht. Eine gewisse Portion Distanz zu sich selber – ein Lächeln über sich selber. Der entwickelte Kerl handelt nicht aus Trotz. Das wäre der kindliche Teil des Mannes. Für Kerl ist es auch nicht wichtig, dass er von Nicht-Kerlen gesehen wird. Das braucht der narzisstische Teil des Mannes. Doch für Kerl ist es wichtig von anderen Kerlen gesehen zu werden. Ohne andere Kerle hat er es schwer. Denn das Anderssein ist nur zu ertragen in der Gemeinschaft, nicht in der Isolation. Darum geht Kerl ins Yoga für Kerle oder setzt sich auf sein Motorrad. Kerl sucht auch die Frauen und sie suchen ihn. Er weiss um seine Anziehungskraft, wenn er «ein ganzer Kerl» ist. Kerl ist toll, lebendig..., doch so ganz kann man sich nicht auf ihn verlassen. Doch gerade das lockt die Frauen - das Spiel mit dem frechen Mann. Frauen lieben Kerl. Manchmal so sehr, dass sie ihn finanziell an sich binden. Doch wenn eine Beziehung tiefer geht und essenzielle Gefühle an die Reihe kommen, wird der entwickelte Kerl innehalten und mit seinem inneren Mann sprechen. Dann ist Kerl nicht gefragt. Ein Kerl ist nicht familienfähig. Er garantiert keine Sicherheit. Wenn Kerl den Kontakt zu sich selber verliert, kann es sein, dass Kerl in seiner eigenen Selbstverliebtheit verloren geht. Dann kann er zum Chauvinisten mit einem übersteigertem Männlichkeitsgefühl werden. Dann hat es Kerl schwierig wieder auf die andere Seite der Grenze zu kommen. Dann bleibt Kerl verloren in seiner Männlichkeit und altert allein. Kerl steht leicht selbstironisch über den Dingen und meint damit, dass er über seinen Gefühlen steht (oder er bestätigt sich dies zumindest, meist mehrmals am Tag). Kerl ist nicht der Mann, der die Last des Ernährers trägt, der Firmen und Mitarbeitende führt, der Projekte initiiert und die Welt enkelgerecht gestaltet. Doch Kerl kann Mann unterstützen, immer wieder mal seine persönliche Grenze zu überschreiten um mit ungewohnten, frechen, unkonditionierten Denk- und Verhaltensweisen zu spielen. Und warum geht Kerl ins «Yoga für Kerle»? Weil Kerl mit anderen Kerlen damit in eine Frauendomaine eindringt und das ist frech.... Uns interessiert wie DU den Kerl in dir erlebst? Lass es uns wissen und schreib einen Kommentar Herzliche Grüsse Philipp ![]() Seit Jahren habe ich damit gekämpft, dass ich morgens nicht aufstehen konnte. Bei dringenden Terminen, wie Zahnarzt – ja, das geht. Für Dinge, die mir wichtig sind, z.B. Yoga oder ein Morgen-Spaziergang – keine Chance. Ich liebe die morgendliche Stimmung. Ich liebe das Gefühl, dem Tag voraus zu sein, weil alle noch schlafen und ich schon wach bin. Und ich habe alles probiert: die verschiedensten Arten von Weckern, früher ins Bett gehen, vor dem Schlaf essen oder nicht essen, trinken oder nicht trinken, mir beim Einschlafen einreden, dass ich genug Schlaf haben werde. Nichts funktioniert Letzte Woche entschied ich mich, dieses Thema anzugehen und habe mit einem meiner Coaches darüber gesprochen. Dann haben wir uns 20 Minuten Zeit dafür genommen, in die Vergangenheit zu reisen, und mental die Blockade aufzulösen. Seitdem stehe ich wieder täglich um 7 auf! Einfach so. Und ich kann's kaum erwarten, am morgen früh aufzuspringen und rauszugehen. Unglaublich, nicht? Eigentlich nicht. Der Schlüssel für fast alle Türen im Leben, die geschlossen zu sein scheinen, liegt für mich in der Manipulation meiner eigenen Vergangenheit. Der Prozess ist simpel: Für den Einstieg braucht es drei Fragen, die den Zusammenhang zwischen dem aktuellen Problem (Ich hab' kein Bock zum Aufstehen) und einer früheren Erinnerung (z.B. in der Schulzeit früh aufstehen müssen) herstellt:
Ab hier gibt es unendlich viele Möglichkeiten, die Erinnerung zu verändern (siehe unten). Ich empfehle jedem und jeder, mindestens eine Methode gelernt zu haben, um solche Geschichten auflösen zu können. Mir hat es in meinem Leben schon so oft geholfen, um nicht meine eigenen Erinnerungen zu reproduzieren und stattdessen mich auf meine Ziele und Wünsche fokussieren zu können. Wenn du Inspiration brauchst, um Heilmethoden zu lernen, hier eine kleine Liste meiner Favourites: The Work by Katie Byron, Memory Flipping, Possibility Management, Emotional Freedom Technique, Quantum Healing, Completion Process by Teal Swan oder alles was es sonst noch gibt unter den Begriffen Integration, Prozessarbeit, Schattenarbeit oder schamanische Heilarbeit. Welche Methode nutzt du, um Erinnerungen zu heilen? Lass es mich wissen unten in den Kommentaren. Fröhliche Selbstveränderung! <3 Und besinnliche Osterzeit. Artemi P.S. Wir sind weiterhin positiv! Das MännerSymposium – und auch das FrauenSymposium – rechnet damit, dass wir am 8.–10. Mai uns, wie geplant, treffen können. Die Massnahmen des Bundes sollen ab dem 26. stufenweise gelockert werden. Das ist noch nicht ganz grünes Licht, aber zumindest schon mal Orange. Wir sind ready. 8-) ![]() Corona macht zwei Dinge gleichzeitig: Er setzt Männer unter Druck und sie setzen sich selber unter Druck. Verschiedenste Männer- und Frauenorganisationen weisen aktuell auf die Zunahme von häuslicher Gewalt hin (die nicht nur zwingend von Männern ausgeübt wird). Wie können wir Männer mit ihren Aggressionen und Kampfmustern umgehen und dies besonders jetzt, wenn es eng sein kann? Vielleicht gehörst du zu den Männern, die mit dem Lesen eigener Körpersignale vertraut sind, die ihre eigenen Stimmungen kennen und wissen, wie sie sich regulieren können. Doch Corona kann Männer in die Enge treiben, wenn bekannte Selbstregulierungsmöglichkeiten nicht mehr greifen: wenn Meditation, Yoga und Atemübungen nicht dein Ding sind und Spaziergänge dich langweilen. Denn solange Männer mit «Müssen» verhängt sind, bleibt es eng. Der adrett gestylte Mann, Notebook unter dem Arm, sauber frisierter Bart und im Hintergrund die cool eingerichtete Wohnung oder das Siegerlächeln mit Daumen hoch – in jedem Flyer, jeder Zeitung und Onlineerzeugnis vermitteln uns solche Fotos das Bild vom erfolgreichen Mann. Selbst langweilige Krankenkassenmagazine und sogar Inserate im Ernst-Magazin brillieren mit dem erfolgreichen Typ und den gibt es in allen möglichen Variationen – mit oder ohne Bart, Anzug, Auto, Fitnessstudio oder in der Kinderbetreuung. Das Bild für sich allein genommen wäre ja kein Problem, wenn es nicht diese unterschwellige Botschaft in sich tragen würde «So musst du als Mann sein». Und trotz intensivster Arbeit am eigenen Männerbild in den letzten Jahren, trotz Männergruppen und MännerSymposien: Wir Männer sind nicht frei von patriarchalen Prägungen. Es ruft still und heimlich die Sehnsucht nach dem Sixpack, nach dem Kerl, den die Frauen wollen, nach dem Gewinner, der es geschafft hat. Und selbst «Softies», «Spiris» und «Bewusste» sind nicht ohne Prägungen, spätestens in der sexuellen Fantasie erscheint der Gewinner. Das scheint im Mann eingebaut zu sein, oft selber nicht akzeptiert und trotzdem schafft es Erwartungen – unmerklich, unausgesprochen. Wie können wir Männer aus dieser dysfunktionalen Prägung aussteigen? Dass Veränderungen angesagt sind, ist mittlerweile jedem Mann klar. Doch zu allererst schaffen sie Angst. Denn Veränderung heisst, dass Mann die Komfortzone verlässt und nicht zwingend sind die erhofften Veränderungen auch Verbesserungen. Scheitern, Scham, Unsicherheit und Unwissenheit sind die ersten Stationen, denen Mann ausserhalb der Komfortzone begegnet. Das gibt - trotz kognitivem Verständnis - inneren Widerstand und das Aufgeben von heteromännlichen Privilegien erschwert zusätzlich Veränderungsprozesse. Doch Angst ist Stress und Stress verlangt innerlich nach Selbstregulation, sprich nach Sicherheit. Veränderungen geschehen am besten Schritt für Schritt. Der erste Schritt ist, der eigenen Angst und Unsicherheit zu begegnen und zwar persönlich - nicht intellektualisierend und nicht erklärend, sondern sich betroffen fühlen, sich verletzlich fühlen, sich unsicher fühlen und nicht wissen, wie das Problem zu lösen ist. Diese Gefühlszustände, ausserhalb des Mainstream-Männerbildes, sind in der Öffentlichkeit nicht gezeigt. Dass Männer in Corona-Zeiten unter Druck geraten, hat viel mit Festhalten am Erfolgreich sein zu tun. Denn Probleme erfolgreich lösen zu müssen, sei es in der eigenen Gefühlswelt oder in äusseren Strukturen, stresst. Was du dagegen tun kannst? Anerkenne, dass du unter Druck bist und sprich über dich, über deine Grenzen und über den manchmal misslingenden Versuch deine Probleme zu lösen. Und erlaube dir, das Unmögliche unmöglich zu belassen. Gerade jetzt brauchen Männer andere Männer, die sich nicht am Erfolgsmodell orientieren, sondern am gefühlten, körpermenschlichen Mann. In den letzten Tagen habe ich in meiner unmittelbaren Nachbarschaft erlebt, unter welchen Druck Menschen in Quarantäne geraten können. Das hat mich bewogen, diese Sätze zu schreiben und auch auf das Merkblatt von männer.ch aufmerksam zu machen: Corona-Krise: Survival-Kit für Männer unter Druck! Mit diesem Link kannst du das Merkblatt herunterladen. Herzlich Philipp Steinmann PS: Ausserdem empfehlen wir die Petition von Pablo, mit der er die Bundespräsidentin um Evidenz, Transparenz und Rechtsstaatlichkeit in der Corona-Krise ersucht. Mit diesem Link geht’s zur Petition. ![]() Im Februar schloss ich den einjährigen Lehrgang für geschlechterreflektierte Männer-, Väter- und Bubenarbeit ab. Ein Thema darin war die Geschlechtervielfalt. Unser Dozent Hannes Rudolph fand einen kompetenten und sehr einfühlsamen Weg, uns die Komplexität und Reichhaltigkeit der männ(sch)lichen Sexualität näher zu bringen. Eindrücklich war für mich vor allem wie stark Unwissenheit in der Begegnung und Beziehung mit Menschen wirkt. Je mehr ich über Menschen mit anderer sexueller Orientierung weiss, desto entspannter kann ich ihnen begegnen. Wie fühlt sich ein Mann, der im Körper einer Frau geboren wurde? Wenn ich mich nicht einfühlen kann oder nicht damit auseinandersetze, tendiere ich dazu dieses Phänomen als Pathologie oder Missbildung zu schubladisieren. So wurde mir beim Thema Geschlechtervielfalt deutlich bewusst, wie wichtig der Dialog zwischen unterschiedlichen Lebensplänen, Orientierungen, Voraussetzungen, Werten und Auffassungen ist. Erst wenn ich das „Andere“ sehen und Wahr-nehmen kann, schaffe ich die Grundlagen für Verständnis und Respekt. Wenn ich die aktuelle Corona-Hysterie beobachte, zweifle ich an der Fähigkeit des Homo Sapiens adäquat auf Herausforderungen reagieren zu können. Aus Angst und Unwissenheit reagiert ein grosser Teil der Menschen mit Abschottung, Isolation und Ausgrenzung, genau so wie wir das mit Randgruppen machen, die wir nicht kennen. Massnahmen die in China, danach in Italien und jetzt im Tessin und der ganzen Schweiz angeordnet werden schüren die Angst vor einem bösartigen Virus und bewirken genau das Gegenteil von Gesundheit. Dabei ist die Angst per se nichts Negatives. Sie führt zu mehr Wachheit, Klarheit im Verstand und kritischer Einschätzung der Bedrohung. Der Schattenanteil der Angst führt jedoch zu Lähmung und zur Übergabe der Verantwortung an andere. Seit fast 30 Jahren bin ich Therapeut und Heilpraktiker. Als Vater von drei gesunden Kindern, die alle nicht geimpft wurden, habe ich die besten Erfahrungen mit natürlicher Immunisierung und einer verantwortungsbewussten, gesunden Lebensführung gemacht. Weder Viren noch Bakterien sind Feinde des Menschen. Im Gegenteil, ohne sie würden wir sterben. Das Vertrauen in die natürlichen Fähigkeiten des Menschen habe ich durch tolle Lehrer_innen und eigene Erfahrungen erworben. Wie können wir also Vertrauen stärken wenn Wissen und eigene Erfahrungen fehlen? Vielleicht funktioniert Vertrauen nicht „wenn – dann“ sondern ist ein Bonus, den ich ins Leben vorschiesse. Was hat das mit dem Thema zu tun? Können sich hetero-Männer auch gern haben? Wenn wir uns Vertrauen schenken, gibt es keinen Grund, sich nicht zu mögen und einzulassen, auch wenn da gegensätzliche Ansichten und Meinungen sind. Wir erleben das eindrücklich in unserem Team, welches das MännerSymposium organisiert. Dieses wohlwollende, kreative Zusammenarbeiten, aus verschiedenen Blickwinkeln Probleme betrachten, Unterschiede einladen statt ausgrenzen, das macht grosse Freude und bereichert den Forschungsraum des MännerSymposiums. Oft fühlt sich diese Zusammenarbeit wie ein Geschenk an, vielleicht weil wir es schon oft anders erlebt haben. Eine der Visionen des MännerSymposiums ist es, durch die Vernetzung auf dieser Plattform den Wandel in der (Männer-)Welt zu unterstützen. Den Wandel vor allem im Bewusstsein über den Zustand des Planeten und den Einfluss, den wir Menschen auf diesen Zustand haben. Wenn dieses Bewusstsein verbunden ist mit empathischer Beteiligung, werden Männer aktiv aus einer intrinsischen Motivation heraus und verändern dadurch die Welt, womit wir beim Thema unseres diesjährigen Symposiums angekommen sind. Darauf bauen wir und freuen uns auf die Männer und auf die Begegnung mit den Frauen, wo wir uns gern haben können, ganz egal in welcher Couleur wir unterwegs sind. Ich bin gespannt, Dich und „Deine Welt“ kennen zu lernen. Vöu Grüess Pablo ![]() Aus der Schulischen Pädagogik ist längst bekannt: Mädchen verhalten sich fürsorglicher, kommunikativer, sind im Schnitt besser in der Schule (und mittlerweile auch an den Universitäten), sind flexibler in ihren Entwicklungsaufgaben, stehen ihren Gefühlen näher und neigen weniger zu Gewalt. Sind sie erstmal erwachsen und eignen sich auch noch als männlich definierte Eigenschaften an wie technologisches Knowhow und Durchsetzungskraft, stehen sie heute in der Gesellschaft eindeutig besser da. Und Jungs? Sie gelten als bewegungsfreudiger und rebellischer, sie sprengen Grenzen, wollen ihre körperliche Kraft ausprobieren und wollen zum Retter und Beschützer werden, was angesichts der gewachsenen weiblichen Selbstbehauptungsfähigkeit in einer Partnerschaft ziemlich überflüssig geworden ist. Die Erziehung ist immer noch oder vor allem Frauensache. In der Primarschule finden sich kaum Männer. Für Jungs fehlen adäquate Vorbilder, bzw. die vorhandenen männlichen Vorbilder zeichnen sich aus durch plakative Verhaltensmuster, die mehrheitlich alte Werte vermitteln wie Durchhaltekraft, Leistungswille, Kampfgeist, Sixpack und lauter, schneller, besser. Und hilft das unserer Gesellschaft oder kreieren mit diesen Ansätzen weiterhin Narzissmus, unvereinbare Polaritäten und Rassismus? Oder brauchen unsere Jungs Vorbilder, die sich mehr nach Innenwahrnehmung, Bezogenheit und Sorge um Mitmenschlichkeit und Natur orientieren?. Dazu kommt, dass die Überflüssigkeit herkömmlicher Männlichkeit sozial randständige Jungs in unlösbare Probleme bringt, die sie dann als junge Männer mit Gewalt versuchen zu lösen, sei dies nun beim aggressiven Autofahren, Männlichkeitsritualen auf öffentlichen Plätzen, körperliche Gewalt gegenüber andersartigen Männern und Frauen usw. Wie wird aus einem Jungen ein Mann? Was brauchen sie mit auf den Weg zum Erwachsenen? Welche Form von Männlichkeit wollen wir ihnen beibringen? Wie können wir erwachsenen Männer unseren Jungs zeigen, wie man mit Angst, Überforderung, Leistungsdruck und Geschlechtlichkeit umgeht? 1986 bezeichnet der inzwischen verstorbene Soziologe Prof. Dr. Ulrich Beck das Rollenbild von Männern als „Verbale Aufgeschlossenheit, bei weitgehender Verhaltensstarre“. Heute, rund 30 Jahre später könnte man angesichts der noch immer herrschenden Lohnungleichheit sagen, dass dieses Bild immer noch zutrifft. Also: wie kommen wir Männer in Bewegung, damit wir den Jungs eine zeitgemässe Antwort geben können? Eine mögliche Antwort könnten wir Männer in uns selber finden. Dazu brauchen wir nicht nur mehr Auseinandersetzung mit unserer geprägten Männlichkeit und deren Wirkung in der Arbeitswelt, in Partnerschaften und sozialen Begegnungen, sondern auch die Beschäftigung mit unseren eigenen weiblichen Anteilen. Wenn wir es schaffen uns mit unseren Ängsten, Sorgen, Unzulänglichkeiten und unseren hohen, oft gescheiterten Träumen und Liebessehnsüchten und unserem Ringen um eine balancierte Männlichkeit zu zeigen und auszutauschen, könnten wir Jungs in eine Welt einladen, in der sie selber dann als junge Männer fähig sein werden, ihre Welt verantwortungsvoll zu gestalten. Und eine zweite Antwort könnte sein, dass nicht ausschliesslich bessere Männer die Jungen lehren können, sondern auch ein gesundes Umfeld, wo Jungs sich selber spüren und ihr inneres Wesen ins Leben bringen. Auch diese Arbeit am Umfeld könnte eine Aufgabe von uns erwachsenen Männern sein. Auf der Webseite des MännerSymposium Schweiz steht: „Eine Gesellschaft wird gesund wachsen, wenn Männer Bäume pflanzen, obwohl sie wissen, dass sie niemals in deren Schatten sitzen werden." Das Thema am MännerSymposium vom 8. bis 10. Mai ist „Männer verändern die Welt - doch wie?“ oder anders gefragt: Welche Bäume werden wir pflanzen, damit unsere Jungs die Chance haben Männlichkeit auf eine ausgewogene, unterstützende Art zu leben? Dazu laden wir dich herzlich ein. Den Frühbuchertarif gibt’s noch eine Woche bis zum 7. März. Welche Werte möchtest Du Jungs mitgeben und wie? Lass es uns wissen und schreib einen Kommentar. herzlicher Gruss Philipp Steinmann ![]() Ich hatte diese Woche das Glück, zusammen mit Mirjam vom FrauenSymposium, von Heinz Robert für den Mann-Sein-Podcast interviewt zu werden. Heinz produziert seit einer Weile halbstündige Audio-Beiträge zu Männerthemen, die auf mann-sein.ch gratis zur Verfügung stehen. Wir haben darüber gesprochen, wie es ist, wenn Männer oder Frauen sich untereinander treffen und sich danach begegnen; wir haben über Männlichkeit und Weiblichkeit und Gender Fluidity nachgedacht; und die Geschichte aufgerollt, wie wir beide – als jüngste Vertretung der Symposien – zu Männer- bzw. Frauen-Arbeit den Zugang gefunden haben. Hör den Podcast jetzt auf Mann-Sein.ch: klick hier… …und lass uns wissen, was du dazu denkst! Herzlich, Artemi «Ich suche die Liebe. Ich wünsche mir, lieben zu können. Ich liebe dich.» Was meine ich mit all' dem eigentlich? Heute will ich mit euch meine Lieblings-Definition von Liebe teilen.
Ich habe gemerkt, dass Menschen meistens, wenn sie das Wort «Liebe» benutzen, eines der folgenden drei Dinge damit meinen: Anziehung, Wertschätzung und Commitment. Anziehung ist das, was es uns einfach macht, sich näher zu kommen. Es ist die Biologie, die Polarität, der instinktive Teil der Liebe. Da passiert sehr vieles auf unbewusster Ebene. Wir machen uns in Sekundenbruchteilen ein Bild von der anderen Person und aus den vielen Faktoren (Gesichtsform, Geruch, Bewegungen, Stimme etc.) fällen wir ein Urteil – attraktiv oder nicht. Attraktiv bedeutet anziehend. Da ist eine Kraft am Zug, die wir wahrnehmen und die die meisten von uns nicht verstehen. Menschen wie Mandy Len Catron gehören zu den wenigen, die sich mit den in der Verhaltenspsychologie bekannten «36 Fragen» beschäftigt haben, wissen noch mehr – und zwar wie der Verliebtheitszustand reproduziert werden kann. Die Schmetterlinge im Bauch, dieses Hormon-Cocktail, ist also alles reproduzierbar und wissenschaftlich nachgewiesen. Wertschätzung ist ein weiterer Aspekt von Liebe und kann auch ein Zustand sein. Wenn mir ein Wunsch erfüllt wird oder wenn ich in dem wie ich gerade bin gesehen, verstanden und akzeptiert werde, macht sich eine Zufriedenheit breit, die anders ist als das Gefühl von Verliebtsein. Es ist ein Gefühl von Sicherheit, weil man angenommen wird wie man ist. Wertschätzung kann durch Fokus auf das Positive innerhalb einer Beziehung ausgedehnt werden und grosse Mengen an Glückshormon Oxytozin produzieren. Aber Wertschätzung allein reicht nicht für Liebe. Auch Anziehung allein reicht nicht für Liebe. Offenbar gibt es keine Regel dafür, wie es für die Menschen, die sich verlieben weiter geht. Auch nach all' den Experimenten mit den 36 Fragen: Manche Paare, die sich im Rahmen eines psychologischen Experiments kennenlernen und verlieben, sehen sich danach nicht mehr. Andere daten ein bisschen und gehen auseinander. Wieder andere heiraten und verbringen den Rest ihres Lebens zusammen. Die dritte Bedeutung von Liebe ist Commitment. Es ist die Entscheidung, eine andere Person quasi als Teil von sich selbst anzuschauen. Ein Gegenüber so zu behandeln, als wäre sie/er Teil von mir – das ist meine Lieblingsdefinition von Liebe. Den Zusammenhang zu den anderen beiden Definitionen finde ich besonders schön: Anziehung und Wertschätzung werden beide oft für Liebe gehalten, weil sie das Commitment vereinfachen. Im Zustand von Verliebt-sein oder im Wert-geschätzt-werden ist es so viel einfacher, ein Commitment abzugeben. Es ist naheliegend, sich für eine Person zu entscheiden, die gerade macht, dass ich tagelang auf Wolken spaziere oder die es schafft, dass ich mich sicher und geborgen fühle. Erst durch das Commitment, durch die Entscheidung, jemand zu lieben, macht sich eine Beziehung auf, die Platz hat für wiederholte Momente von (bewusst oder unbewusst) kreierter Anziehung, für wiederholtes einander Wertschätzen und für vieles mehr <3. Artemi Marc Zuckerberg hat in seiner Harvard-Rede 2017 dafür plädiert, dass die neue Generation, insbesondere deren Unternehmer*innen, sich mehr dafür einsetzen, Experimentierräume zu kreieren. Er hat von der Millenial-Generation gesprochen (wovon ich ein ultra-klassisches Beispiel bin, und er anscheinend auch) und gemeint «Sinnsuche? Finden wir langweilig. Was uns interessiert ist, Fehler machen zu dürfen, um Neues zu entwickeln.» Ich weiss nicht, ob sich das auf eine ganze Generation ausdehnen lässt, aber mich hat es berührt.
Es ist logisch, dass sich heutzutage alle nach etwas Neuem sehnen. Alles ist im Umbruch und vom Alten funktioniert das Meiste nicht mehr. Es ist auch logisch, dass nichts Neues entstehen kann, wenn «Fehler machen» nicht erlaubt ist. Denn alles Neue entsteht, wenn man auf unbekanntem Terrain etwas riskiert. Ich selber frage mich, wieso ich «Fehler machen ist OK» immer noch als eine äusserst seltene Einstellung halte und noch nicht so warm damit geworden bin. Heute kamen mir zwei Antworten auf diese Frage. Erstens geht es um das Umfeld und zweitens um unbewusste Anteile in mir. Mit dem Umfeld meine ich folgendes: Es gibt, wenn auch wenige, Menschen, in deren Nähe fühle ich mich frei. Sie strahlen dieses «Fehler machen ist OK» mehr aus als andere und ohne, dass sie mir aktiv etwas beibringen wollen, kann ich mich in ihrer Nähe in diesem Feld bewegen und es überträgt sich automatisch auf mich. Und wenn ich dieses Feld mehr in mir aufbaue und aufrechterhalten kann, überträgt sich das auch auf andere. Es ist ein Kollektiv-Ding: Wir machen es idealerweise einander leicht, Fehler zuzugeben, Fehler positiv anzuschauen, Fehler nicht mehr als Fehler anzusehen, und immer mehr zu experimentieren und freier zu leben. Das Fehler-machen-dürfen geht mit dem Freies-Leben-leben Hand in Hand. Und damit kommen wir zu den unbewussten Anteilen: Die Studie mit den «5 Biggest Regrets» (5 Dinge, die ich am meisten bereue) kenne ich seit Jahren. Die Nummer-Eins auf der Liste von Dingen, die Menschen am Sterbebett bedauern ist, nicht sein eigenes Leben gelebt zu haben. Jedes Mal, wenn diese Studie zitiert wird, denke ich mir «Oh ja, stimmt… Ich sollte mehr mein eigenes Leben leben und mir weniger dreinreden lassen.» (von anderen, von Stimmen in meinem Kopf, von dem was ich denke was meine Eltern über mich denken, von der «Gesellschaft» etc.) und dann – passiert gar nichts. Dieses «Oh ja, jetzt tue ich es aber wirklich.» kommt mir vor wie ein schaler Neujahresvorsatz. Und was ich von Neujahresvorsätzen gelernt habe, lässt sich auch auf den Vorsatz «mehr eigenes Leben leben» oder «Fehler machen dürfen» übertragen. Es reicht NICHT, wenn der bewusste Teil von mir (den ich so liebevoll «Ich» nenne), sich entscheidet, sein eigenes Leben zu leben. Der hat das sowieso schon entschieden. Dieser Teil von mir ist zwar stimmberechtigt, aber leider nur einer von vielen… Und die Stimmenmehrheit kommt von den unbewussten Anteilen, die damit nicht einverstanden sind. Es sind Teile von mir, die sich angewöhnt haben Dinge zu denken wie «frei sein ist gefährlich», «Fehler machen ist nicht OK», «wer Fehler macht, wird ausgelacht», «wer Fehler macht, ist inkompetent», «wer Fehler macht, ist unverlässlich», «wer sein eigenes Leben lebt, muss einsam sein», diese Liste könnte unendlich weiter gehen… Mit anderen Worten: ich bin zu einem Prozent entschlossen, Fehler machen zu dürfen und mein eigenes Leben zu entwickeln und 99% ungeübt, mit Freiheit umzugehen oder mit Fehlern OK zu sein. Eine Freundin von mir – wir nennen sie jetzt Monika – macht Improvisationstheater und hat mir dazu eine Geschichte erzählt, die mich berührt hat. Sie zeigt, dass Frei-Sein geübt werden kann. Monika und Martin haben eine Krimi-Szene gespielt. Martin hat damit begonnen, den Tatort zu erklären: Es gab einen Mord und die Leiche liegt noch da. Monika kam auf die Bühne und begann, eine Kommissarin zu spielen. Dabei hat sie vergessen, wohin Martin vorhin mit dem Finger gezeigt hatte, wo die Leiche liegen würde. Sie ist während ihrem Auftritt aus der Sicht der Zuschauer (die sich nach wie vor erinnern, wo die Leiche liegt) ein paar Mal über die Leiche darüber gelaufen. Das war nicht beabsichtigt, von daher «ein Fehler». Die Theaterleiterin meinte zu Monika «Du weisst, dass du gerade über die Leiche gelatscht bist?» Monika zuckte zusammen und dachte «oh shit…», aber die Leiterin meinte «Das ist Super. Du definierst den Charakter, den du spielst. Du bist wohl eine alte Kommissarin, die nicht mehr so gut sieht, Dinge vergisst und gelegentlich über Leichen stolpert. Du hast gerade eine skurrile Rolle kreiert.» Eine Grundregel im Improtheater ist, grundsätzlich immer ein «Ja» zu sein für das, was auf der Bühne bereits passiert ist. Nur so kann eine Szene entwickelt und in kürzester Zeit improvisiert werden. Und ich denke, dass wir viel daraus für unseren Alltag lernen können. Jedenfalls hat Monika eine Fehler-machen-ist-OK-Erfahrung machen dürfen, die sie nicht mehr so schnell vergisst. Und es sind solche Erfahrungen, die wir brauchen, um die Einstellung «Fehler machen ist OK» – und damit «Ich lebe mein eigenes Leben» – zu üben und zu verinnerlichen. Wann hast du das letzte Mal einen Fehler machen dürfen? Erzähle uns. Artemi P.S. Mach nicht den Fehler, das Männer-/FrauenSymposium 2020 zu verpassen! Schreib dir jetzt in deine neue Agenda ein: 8.–10. Mai. ![]() In den letzten beiden Blogs habe ich darüber geschrieben wie Bewusstsein über die Zeit und über Erfahrungen (Freiheit) entsteht, dass ich aber auch durch aktive Veränderung meiner Lebenssituation (Beziehung) mein Bewusstsein erweitere. Darüber hinaus interessiert mich die Frage: Wie beeinflusse ich AKTIV das „kollektive Bewusstsein“ der Gesellschaft oder im speziellen das der Männer? Konsequenter Weise sollte hier die Frage nicht fehlen: Wie und wodurch wird mein Bewusstsein beeinflusst? Voraussetzung um bewusst Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen zu nehmen, ist eine klare Sicht und einen Zugang zur inneren Wahrheit. Wir alle kennen das Dilemma, dass persönliche Wahrheit eben nicht immer wahr ist und keinesfalls für die Allgemeinheit geltend gemacht werden kann. Als ad nauseam wird eine Argumentation bezeichnet, nach der eine Behauptung solange – auch von verschiedenen Leuten (und vor allem sozialen Medien) – wiederholt wird, bis sie als wahr akzeptiert wird, ohne dass jedoch ein Beweis existiert, der die Behauptung bestätigt.[1] Die Gefahr der Manipulation ist offensichtlich und in unserer Medienüberflutung omnipräsent. Genau hier brauchen wir Bewusst-Sein, um überprüfen zu können ob die „Main-Stream-Wahrheit“ auch für mich wahr ist. Ein kleiner Test dazu. Nimm eine Behauptung von Dir (oder von jemand anderem, z.B. soziale Medien) von der Du selber überzeugt bist, dass sie stimmt. Nun stellst Du Dir die Frage: „Wie kann ich das wissen?“ Fahr nun mit jeder Antworten weiter mit der gleichen Frage, bis Du keine Antwort mehr hast. Du wirst herausfinden, dass ganz viele „Überzeugungen“ von Dir fraglich oder sogar falsch sind. Wir können also davon ausgehen, dass durch die Flut der Behauptungen und das Fehlen einer seriösen Überprüfung ganz viele Gedankenviren kursieren, die unsere Gesellschaft (unser Bewusstsein von dem was wahr ist) beeinflussen. Tag-täglich werden wir mit Nachrichten, Meinungen und Posts – aber auch Blogs wie dieser hier – beliefert. Wie viel davon „fake-news“ sind, ist oft schwer einzuschätzen. Da liegt die Gefahr von ungewollten Fremdeinflüssen auf der Hand. Mit diesem Blog möchte ich Dich aufrufen: „Sei kritisch und wachsam mit dem was du hörst und liesst und sei bewusst und aufmerksam mit dem was Du weitergibst!“ Eine interessante Synchronizität zum Thema war die Krafttierkarte, die ich für den Januar gezogen habe. Der Papagei sagt: „Achte auf Deine Worte“ Was ist es, das du dir selber erzählst? Welche Botschaft wiederholst du dabei immer wieder? Ist es etwas, das dir ein Wohlgefühl mit dir selbst vermittelt und dich an deine Stärken und an dein Potential erinnert? Papageien ahmen die Laute in ihrer Umgebung nach und wenn der Papageien-Geist erscheint, heisst es, achtsamer mit deinen Selbstgesprächen und ihrem Inhalt zu sein. Was erzählst du anderen? Wiederholst du ihnen gegenüber, was du wirklich glaubst? Denke daran, dass es zu einer positiven Gewohnheit werden kann, mit Licht und Liebe zu sprechen. Sei freigiebig mit Dank und Komplimenten, bestärke alles Gute in der Welt, sodass deine liebevollen und heilenden Worte im ganzen Dschungel widerhallen und andere inspirieren. Lausche umgekehrt auf die Worte, die dich an all die Kraft, die Fülle und die freudigen Momente in deinem Leben und der Welt um dich herum erinnern, und wiederhole sie, indem du bekräftigst, was echt, wahr und Nahrung für die Seele ist. Das Universum spiegelt dir die Geschichte wider, die du dir selbst erzählst. Worte besitzen Macht, wähle also solche, die dir Kraft geben und andere dazu anhalten, der Schönheit innezuwerden, von der wir umgeben sind. Vorschau: In meinem nächsten Blog beschreibe ich einfache Chi Gong-Übungen, eine Praxis um die Energiezentren (Chakras) in Deinem Körper zu füllen und die Verbindungen untereinander zu stärken. Diese Übung hilft Dir, in gesundem Kontakt mit deinen fünf Intelligenzen[2] zu sein und so Dein Bewusstsein mit viel Wahrhaftigkeit zu nähren. Willkommen im neuen Jahr. Möge es ein bewusstes Jahr des bewussten Wandels sein. Wie dieser Wandel aussieht wirst Du mitgestalten. Herzlich Pablo [1] Timur Kuran: Leben in Lüge. Präferenzverfälschungen und ihre gesellschaftlichen Folgen, Tübingen 1997, S. 200. ISBN 3-16-146424-9. [2] Körperintelligenz, Geistige Intelligenz, Emotionale Intelligenz, Intuitive Intelligenz und die kollektive Intelligenz ![]() Mehr Bewusst-Sein durch Beziehung Wo hört Wissen auf und wo fängt Bewusst-Sein an? Im Blog vom 7. Dez. habe ich über Freiheit geschrieben und was es mit Bewusstsein zu tun haben könnte. Für mich wurde im Leben viel bewusst, als ich gelernt habe für das was mir widerfährt Verantwortung zu übernehmen. Wenn ich aus freiem Willen heraus Verantwortung übernahm, bekam ich im Gegenzug die Freiheit mein Leben selber zu gestalten. Im Versuch, meine Realität, die ich über Jahrzehnte aufgebaut hatte, selber (neu) zu gestalten, wurde mir die Macht bewusst, mein „Schicksal“ verändern zu können und zu dürfen. Im letzten Blog hat Philipp über den König geschrieben – und wie wir die Königsenergie in uns wecken können. Ich bin überzeugt, dass darin noch viel Potential liegt. Der Prozentanteil von 96% Unterbewusstsein und nur 4% Bewusstsein wurde wohl von Gehirnforschern so definiert, ist jedoch meines Erachtens nicht Gesetz. Durch die Arbeit an uns selber können wir viel aus der Dunkelheit des Unbewussten herausholen. Ich sehe darin sowohl die Fähigkeit als auch die Pflicht, mit den uns gegebenen Möglichkeiten einen Mehrwert für uns selber, aber auch unsere Mitwelt zu schaffen. Eine Möglichkeit mehr Bewusst-Sein zu generieren sind Beziehungen. Bei jedem aufrichtigen Kontakt mit andern Menschen bekommen wir einen Spiegel und erfahren etwas über uns selber. Im MännerSymposium verwenden wir viel Zeit für transparenten Austausch und Begegnung. In Räumen von Open Space teilen wir unsere Fragen und Erkenntnisse. Hier ist auch der Ort wo neue Kreationen aus dem kollektiven Feld entstehen können. Kollektive Intelligenz und kollektives Bewusst-Sein ist viel mehr als das Ergebnis der Summe aller Individuen. Der Dalai Lama sagt, dass er nach 60 Jahren gründlichem Nachdenken etwas wesentliches erkannt hat: „Nichts existiert unabhängig!“ So entstand auch die Kernfrage des MännerSymposiums 2019: Konkurrenz – Fluch und Segen zugleich? Wie wird sich die Welt verändern, wenn wir uns nicht mehr getrennt fühlen? Ein weiterer Weg zu mehr Bewusstsein ist die Beziehung zu Dir selber. Wie bist Du im Kontakt mit Dir, wie bewegst Du Deinen Körper, wie füllst Du Deine Energiespeicher? Hier meine Empfehlung, 30 Min. pro Tag, für eine gesunde Beziehung zu Deinem Körper: Körperübungen
Link zum Video In meinem nächsten Blog vom 5. Januar beschreibe ich eine Übung um Deine Energiespeicher neu zu füllen. Ich wünsche Dir (und uns allen) eine liebevolle und gesunde Beziehung zum Körper zur Stärkung Deines Bewusstseins. Frohe Weihnachten Pablo ![]() Wie fühlt sich dein Leben gerade an? Fühlst du dich frei? Wie geht es dir z.B. mit der Klimadebatte oder mit der wachsenden Schere zwischen Arm und Reich oder mit Krisen und Kriegswirren auf dieser Welt? Können wir uns da noch frei fühlen? Ich möchte heute mein Gefühl von Freiheit untersuchen und mit dir teilen. Die wohl wesentlichste Auseinandersetzung mit Freiheit habe ich in meiner ersten Ehe erlebt. Als unsere Kinder auf der Welt waren, empfand ich zunehmend ein Gefühl von Unfreiheit. Projektionsfläche für mein „Unglück“ war oft meine Frau. Sie stellte ganz neue Ansprüche an mich, wie ich als „guter Vater“ sein sollte und was jetzt nicht mehr passt. Zu diesen zusätzlichen Verpflichtungen kam der Verlust an Abenteuer und Sex. Dafür hatten wir einfach kaum mehr Zeit. Tja und das mit der Lust? Die hat sich für unsere Beziehung höchst ungünstig verschoben. Meine Frau hatte kaum noch Lust - ich jedoch umso mehr, brauchte ich doch unbedingt etwas für all die verlorene Freiheit. Was haben wir gestritten, geschmollt, ausprobiert, ausgeteilt und eingesteckt. Wir haben die verrücktesten Beziehungskonzepte und -strategien entwickelt, um wieder glücklich zu werden. Was wir im Aussen gesucht und mit Abmachungen verändern wollten, hat einfach nicht funktioniert. Heute wissen wir, dass Gefühle nicht manipulierbar sind. Zwischendurch gab es doch immer wieder lichtvolle Momente. Das war dann, wenn wir (von Gnade geküsst), in einem unerklärlichen Anflug von Grossherzigkeit, dem Gegenüber alles zustanden was sie oder er sich gerade wünschte. Dann hat es für kurze Zeit geklappt mit der Freiheit und mit dem Glück. Viele Jahre später als wir auch schon einiges freier mit dieser Un-Freiheit umgehen konnten, nachdem wir uns dann auch (recht friedlich) getrennt und in Freiheit entlassen konnten, entdeckte ich, wie unglaublich wenig Freiheit mit dem Aussen zu tun hat. Viel mehr als das was gerade in meinem Leben unfrei ist, belasten mich die Gedanken darüber, was mir denn alles fehlt im Leben. Mit Wissen hat diese Erkenntnis nicht viel zu tun. Es ist mehr das Bewusstsein, dass es so ist. Hätte mir das nicht etwas früher bewusst werden können? Wie funktioniert Bewusstsein? Hirnforscher behaupten, dass wir zu 96% unbewusst durch die Gegend irren. Das ist doch recht viel „nicht Wissen“ für die Krone der Schöpfung, die doch – im Gegensatz zu unseren tierischen Verwandten – den freien Willen besitzen soll. 4% freier Wille und der Rest Unterbewusstsein. Ich denke, es lohnt sich auf jeden Fall, diese 96% etwas mehr zu belichten. Das ist es, was ich in den nächsten Blog’s versuchen werde. Dabei freue ich mich natürlich riesig, wenn ich dabei von DIR unterstützt werde. Schreib deine Erfahrungen, Meinungen und Erleuchtungen darüber hier als Kommentar auf. Mein Bewusstsein und das der geschätzten Leser_innen dieses Blogs sind dir dankbar dafür. Herzlichst Pablo Hess Ja, es gibt ihn, diesen z.T. als magisch geltenden Zustand – den Flow. Wenn sich Arbeit nicht nach Arbeit anfühlt, wenn sich alles wie von selbst zusammenfügt. Ich kenne es vom Kochen, vom gemeinsamen Singen, von Bühnenauftritten, vom Autofahren und auch von Tagen und manchmal Wochen, wenn alles einfach zu fliessen scheint. Noch öfter als der Flow kommen in meinem Leben zwei andere Zustände: die Überforderung und die Langeweile. Die Flow-Theorie als Teil der modernen Psychologie besagt, dass sich der optimale Fluss-Zustand irgendwo zwischen diesen beiden Polen liegt. Was hilft es mir in Frieden zu sein mit diesem andauernden Tanz zwischen der brennenden Wand der Überforderung und der eiskalten Einöde von Langeweile?
Erstens: Das Ideal von Flow loslassen, d.h. merken, dass mein Ziel gar nicht ist, immer im Flow-Zustand zu sein. Denn wenn ich das wäre, würde mich das beunruhigen: Ich hätte immer Angst, ich könnte es jederzeit verlieren. Mein eigentliches Ziel ist stattdessen, zu wissen wie ich wieder dorthin komme. Und da ich weiss, woher ich dorthin komme (entweder Langeweile oder Überforderung), habe ich ja schon mal die Punkte A, B und C auf der Landkarte. Zweitens: mir Langeweile eingestehen, d.h. mir erlauben, eine Herausforderung einzubauen, wenn sich eine Tätigkeit repetitiv anfühlt. Die Herausforderung könnte sein: beim Wohnung Putzen versuchen, im meditativen Zustand zu bleiben und mich selbst zu spüren; beim langweiligen Job meine zwischenmenschlichen Fähigkeiten zu üben, indem ich mehr auf Menschen zugehe; oder die langweilige Beziehung (den langweiligen Wohnort/Job/…) zu beenden! Durch Mut, mich aus der Langeweile herauszufordern, bringe ich mich in den Flow-Zustand. Drittens: mir Überforderung eingestehen, d.h. mir erlauben, zu merken, dass ich mir zu viel vorgenommen habe. Darum werde ich so gerne enttäuscht: Bei der Ent-Täuschung wird mir eine falsche Annahme sichtbar, die mich aus dem Flow gebracht hatte. Wenn ich z.B. eine Deadline annehme, die ich nicht einhalten kann; oder mir vorgenommen habe, ein Lied zu komponieren, das ich mit meinen jetzigen Fähigkeiten noch nicht komponieren kann; oder mich einer Gruppe Menschen anschliessen will, mit deren Tempo ich nicht mithalten kann. Alles wunderbare Möglichkeiten, mich zu zeigen und zu sagen: Sorry! Ist mir zu viel. Kann ich nicht. Back to the flow! Artemi ![]() Viele Jahre war ich der Überzeugung, dass die Herausforderungen in meinen Liebesbeziehungen im dualen MenschSein begründet liegen. Wir haben uns auf dieser Welt in ein duales System inkarniert und unterliegen somit auch seinen Gesetzmässigkeiten. Der wesentliche Unterschied zwischen Dualität und Polarität war mir nicht bewusst und so habe ich Beziehungen immer in der trennenden und urteilenden Wirkung der Dualität verstanden. Die Konsequenz war stets entweder Anpassung oder Streit. Heute bin ich überzeugt, dass Dualität eine der vielen menschlich kreierten Bezeichnungen für etwas ist, dass wir noch nicht integriert und mit Bewusstsein gefü(h)llt haben. Sie basiert auf Urteilen, die je nach Ansicht und Konditionierung unterschiedlich sein können. Per Definition ist Dualität eine Zweiheit von sich gegenseitig ausschliessenden Gegensätzen. Doch gibt es solche «Zweiheit» überhaupt in einer holistisch ganzheitlichen Sichtweise? Darüber können wir auf dieser Plattform philosophieren. Die Wirkung von Dualität kennen wir. Oft schafft sie Trennung, Konflikte oder Streitgespräche. Ebenso fragwürdig wie die Dualität erscheint mir der Wunsch nach Einheit. Auch hier die Frage, gibt es in einer holistischen Sichtweise Einheit oder EinsSein überhaupt? Wo hört das Individuum auf und wo fängt das All-Eins an? Die Polarität – anders als die Dualität – bildet eine sogenannte relative Einheit von sich gegenseitig ergänzenden oder anziehenden Gegensätzen. Während Dualität die Gegensätze in zwei Hälften trennt, umfasst die Polarität das gesamte Spektrum als ein sich gegenseitig bedingendes Ganzes. Somit ist die Wirkung der Polarität, trotz der Gegensätze, eine sich ausbalancierende Ordnung. Gleichgewicht ist deshalb nicht das Eliminieren von Gegensätzen, sondern die Konsequenz einer gesunden, aufeinander bezogenen Polarität. Was heisst das für meine Beziehungskultur? Die Auseinandersetzung mit den Gegensätzen hat leider nicht aufgehört, jedoch gibt es die irrtümliche Suche nach Einheit nicht mehr. Diese wurde ersetzt durch die Suche nach lustvollen und kreativen Ergänzungen, die sich aneinander erfreuen anstatt sich zu bekämpfen oder anzupassen. Das macht wesentlich mehr Spass und auch mehr Sinn. Die Bedeutung einer gesunden Polarität in Männer-Kreisen können wir hier ebenfalls untersuchen. Oft erlebe ich in Gemeinschaften den Wunsch, gesehen, erkannt und bestätigt zu werden, sowie gleicher Meinung zu sein. Scott Peck[1] würde dies die Anpassungs- oder Pseudophase nennen. Jede lebendige Beziehung braucht eine Auseinandersetzung mit der Polarität. Hier war und ist mir der Gemeinschaftsbildungsprozess von Scott Peck ein wunderbarer Lehrer und Spielgefährte, den ich in der Praxis und im Coaching, aber auch zu Hause mit meiner Frau sehr oft mit einbeziehe. Bei dieser Arbeit durchläuft eine Gruppe vier prägende Lebensphasen, die Pseudo- oder Anpassungsphase, das Chaos, die Leere oder Stille und die Authentizität. Wir alle kennen diese Momente im Leben. Einen konstruktiven Unterschied erfahren wir durch die bewusste Auseinandersetzung damit und das Erkennen der «Geschenke» dieser Phasen in Beziehungen oder Gemeinschaften. In einem späteren Blog gerne mehr darüber. Was sind Deine Erfahrungen und Erkenntnisse in Bezug auf Dualität und Polarität? Herzliche Grüsse Pablo Hess Pablo unterstützt Menschen und Gruppen in Krisen und bei Lebensübergängen mit integrativer Prozessbegleitung und Körperarbeit. Er ist Initiant des MännerSymposiums Schweiz und hat dieses Jahr für die Integrale Politik Schweiz auf einen Sitz im Nationalrat kandidiert. www.pablo-hess.ch [1] Gemeinschaftsbildung: Der Weg zu authentischer Gemeinschaft Taschenbuch ISBN: 9783981686029 von Götz Brase (Herausgeber, Mitwirkende), M. Scott Peck (Autor), Samuel Widmer (Mitwirkende), Lilut Janisch (Übersetzer), Olaf Jungbluth (Übersetzer), Anne Lohmann (Übersetzer) |