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Wenn Masculinität berührbar wird

8/8/2020

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Wenn Mann die Berührung ablehnt
 
Erlaubt sich Mann aus einer inneren Berührung heraus zu berühren und berührt zu sein? Das Phänomen der Berührung beschränkt sich nicht nur auf einen physisch haptischen Kontakt. Es ist weitaus mehr wie dies auch die Zweideutigkeit der Deutschen Sprache zum Ausdruck bringt.
 
Eine Berührung kann die Grenze öffnen zu mehr Nähe und Intimität. Damit kann auch das Weiche und Zarte im Mann zum Vorschein kommen. In der Frage, was denn ein sogenannt «neuer Mann» sei (was unsere Welt dringend nach «me-too» braucht), stosse ich immer wieder auf das Thema der Berührbarkeit des Mannes.
 
In meinen Forschungen mit Männerfragen stelle ich ganz oft fest, dass Mann dazu neigt, seinem Bedürfnis nach Kontakt mit anderen Männern durch kräftige, feste Umarmungen auszudrücken. Oft habe ich dabei den Eindruck, dass Mann in solchen Momenten mehr der Selbstbehauptung und der Abgrenzung Platz einräumt als der Verbindung. Mit starre Brustbereichen und eisenhart gespannte Armmuskeln transportiert Mann nonverbale Aussagen mit, die vor allem auf die eigene Stärke und Unverletzlichkeit hinweisen sollen. Dass dabei so etwas wie ein Gefühl von «ich sehe dich und du siehst mich» nicht entstehen kann, verwundert nicht bei einer solchen Verpanzerung des emotionalen Raumes.
 
Kürzlich konnte ich beobachten, wie ein Mann grosse Freude empfand über Worte, die ein anderer Mann ausgesprochen hatte. Im Gesicht des Mannes wurde ein breites, offenes Lachen sichtbar, die Augenmuskeln weiteten sich, die Hände des Mannes hoben sich und setzen zu einer Berührung an. Doch dann in diesem Moment geschah eine Veränderung. Der Ausdruck von Freude wich einer Abwehr von eben diesem Gefühl. Die Umarmung wurde mehr zu einem klammernden Griff in der harte Muskelfasern eine Arbeit verrichteten. Der Ausdruck der Freude verschwand, durfte nicht sein. Mann wechselte in den Modus der Unberührbarkeit.
 
In unserer patriarchal geprägten Kultur hat das «ich zeige mich berührt» oft den Beigeschmack von «Bedürftigkeit» und dies wiederum mit «sich klein und schwach fühlen» zu tun. Kein Wunder, denn Männern wurde beigebracht, nicht Bedürfnisse zu haben, sondern Lösungen anzubieten. Männer lernen nicht, in einem Zustand von Berührtheit zu sein, bzw. sich ganz in die eigene Berührtheit hineinzufühlen; und noch weniger dies auch in Ausdruck zu bringen. So wird die Angst vor der eigenen Berührtheit zur Abwehr von Nähe und Verbindung.
 
Wie können Männer lernen, durch Berührung sich berührt zu zeigen? Ist die Angst vor Homophobie derart gross, dass Mann dazu den Raum braucht, den Frauen gestalten? Können Männer nur in der Nähe von Frauen sich erlauben berührt zu sein? Wie können wir Männer eine Kultur der Berührung schaffen, in der wir nicht Lösungen, Strategien und Aufgabenerfüllung schaffen, sondern aus einer inneren Quelle das Weiche, Zarte und Berührbare in uns wertschätzen und leben ohne feminin zu werden? Wenn das «sich berührt fühlen» ein selbstverständlicher Platz in der Gefühlslandschaft des Mannes einnehmen kann, kreiert Mann eine neue Männerwelt - eine Welt in der Berührung zu einer selbstverständlichen Maskulinität gehört.


Wie erlebst du Berührungen und dein eigenes Berührt-Sein? Schreib uns einen Kommentar, gerne gleich hier
. Wir freuen uns auf Deine Meinung. 

herzlich
Philipp Steinmann


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Die Liebe! Was ist das? 3 wichtige Definitionen

8/2/2020

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«Ich suche die Liebe. Ich wünsche mir, lieben zu können. Ich liebe dich.» Was meine ich mit all' dem eigentlich? Heute will ich mit euch meine Lieblings-Definition von Liebe teilen.

Ich habe gemerkt, dass Menschen meistens, wenn sie das Wort «Liebe» benutzen, eines der folgenden drei Dinge damit meinen: Anziehung, Wertschätzung und Commitment.

Anziehung ist das, was es uns einfach macht, sich näher zu kommen. Es ist die Biologie, die Polarität, der instinktive Teil der Liebe. Da passiert sehr vieles auf unbewusster Ebene. Wir machen uns in Sekundenbruchteilen ein Bild von der anderen Person und aus den vielen Faktoren (Gesichtsform, Geruch, Bewegungen, Stimme etc.) fällen wir ein Urteil – attraktiv oder nicht. Attraktiv bedeutet anziehend. Da ist eine Kraft am Zug, die wir wahrnehmen und die die meisten von uns nicht verstehen. Menschen wie Mandy Len Catron gehören zu den wenigen, die sich mit den in der Verhaltenspsychologie bekannten «36 Fragen» beschäftigt haben, wissen noch mehr – und zwar wie der Verliebtheitszustand reproduziert werden kann. Die Schmetterlinge im Bauch, dieses Hormon-Cocktail, ist also alles reproduzierbar und wissenschaftlich nachgewiesen.

Wertschätzung ist ein weiterer Aspekt von Liebe und kann auch ein Zustand sein. Wenn mir ein Wunsch erfüllt wird oder wenn ich in dem wie ich gerade bin gesehen, verstanden und akzeptiert werde, macht sich eine Zufriedenheit breit, die anders ist als das Gefühl von Verliebtsein. Es ist ein Gefühl von Sicherheit, weil man angenommen wird wie man ist. Wertschätzung kann durch Fokus auf das Positive innerhalb einer Beziehung ausgedehnt werden und grosse Mengen an Glückshormon Oxytozin produzieren. Aber Wertschätzung allein reicht nicht für Liebe.

Auch Anziehung allein reicht nicht für Liebe. Offenbar gibt es keine Regel dafür, wie es für die Menschen, die sich verlieben weiter geht. Auch nach all' den Experimenten mit den 36 Fragen: Manche Paare, die sich im Rahmen eines psychologischen Experiments kennenlernen und verlieben, sehen sich danach nicht mehr. Andere daten ein bisschen und gehen auseinander. Wieder andere heiraten und verbringen den Rest ihres Lebens zusammen.

Die dritte Bedeutung von Liebe ist Commitment. Es ist die Entscheidung, eine andere Person quasi als Teil von sich selbst anzuschauen. Ein Gegenüber so zu behandeln, als wäre sie/er Teil von mir – das ist meine Lieblingsdefinition von Liebe. Den Zusammenhang zu den anderen beiden Definitionen finde ich besonders schön: Anziehung und Wertschätzung werden beide oft für Liebe gehalten, weil sie das Commitment vereinfachen. Im Zustand von Verliebt-sein oder im Wert-geschätzt-werden ist es so viel einfacher, ein Commitment abzugeben. Es ist naheliegend, sich für eine Person zu entscheiden, die gerade macht, dass ich tagelang auf Wolken spaziere oder die es schafft, dass ich mich sicher und geborgen fühle.

Erst durch das Commitment, durch die Entscheidung, jemand zu lieben, macht sich eine Beziehung auf, die Platz hat für wiederholte Momente von (bewusst oder unbewusst) kreierter Anziehung, für wiederholtes einander Wertschätzen und für vieles mehr <3.

Artemi
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Warum Fehler machen immer noch nicht OK ist

18/1/2020

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Marc Zuckerberg hat in seiner Harvard-Rede 2017 dafür plädiert, dass die neue Generation, insbesondere deren Unternehmer*innen, sich mehr dafür einsetzen, Experimentierräume zu kreieren. Er hat von der Millenial-Generation gesprochen (wovon ich ein ultra-klassisches Beispiel bin, und er anscheinend auch) und gemeint «Sinnsuche? Finden wir langweilig. Was uns interessiert ist, Fehler machen zu dürfen, um Neues zu entwickeln.» Ich weiss nicht, ob sich das auf eine ganze Generation ausdehnen lässt, aber mich hat es berührt.

Es ist logisch, dass sich heutzutage alle nach etwas Neuem sehnen. Alles ist im Umbruch und vom Alten funktioniert das Meiste nicht mehr. Es ist auch logisch, dass nichts Neues entstehen kann, wenn «Fehler machen» nicht erlaubt ist. Denn alles Neue entsteht, wenn man auf unbekanntem Terrain etwas riskiert. Ich selber frage mich, wieso ich «Fehler machen ist OK» immer noch als eine äusserst seltene Einstellung halte und noch nicht so warm damit geworden bin. Heute kamen mir zwei Antworten auf diese Frage.

Erstens geht es um das Umfeld und zweitens um unbewusste Anteile in mir. Mit dem Umfeld meine ich folgendes: Es gibt, wenn auch wenige, Menschen, in deren Nähe fühle ich mich frei. Sie strahlen dieses «Fehler machen ist OK» mehr aus als andere und ohne, dass sie mir aktiv etwas beibringen wollen, kann ich mich in ihrer Nähe in diesem Feld bewegen und es überträgt sich automatisch auf mich. Und wenn ich dieses Feld mehr in mir aufbaue und aufrechterhalten kann, überträgt sich das auch auf andere. Es ist ein Kollektiv-Ding: Wir machen es idealerweise einander leicht, Fehler zuzugeben, Fehler positiv anzuschauen, Fehler nicht mehr als Fehler anzusehen, und immer mehr zu experimentieren und freier zu leben. Das Fehler-machen-dürfen geht mit dem Freies-Leben-leben Hand in Hand.

Und damit kommen wir zu den unbewussten Anteilen: Die Studie mit den «5 Biggest Regrets» (5 Dinge, die ich am meisten bereue) kenne ich seit Jahren. Die Nummer-Eins auf der Liste von Dingen, die Menschen am Sterbebett bedauern ist, nicht sein eigenes Leben gelebt zu haben. Jedes Mal, wenn diese Studie zitiert wird, denke ich mir «Oh ja, stimmt… Ich sollte mehr mein eigenes Leben leben und mir weniger dreinreden lassen.» (von anderen, von Stimmen in meinem Kopf, von dem was ich denke was meine Eltern über mich denken, von der «Gesellschaft» etc.) und dann – passiert gar nichts. Dieses «Oh ja, jetzt tue ich es aber wirklich.» kommt mir vor wie ein schaler Neujahresvorsatz.

Und was ich von Neujahresvorsätzen gelernt habe, lässt sich auch auf den Vorsatz «mehr eigenes Leben leben» oder «Fehler machen dürfen» übertragen. Es reicht NICHT, wenn der bewusste Teil von mir (den ich so liebevoll «Ich» nenne), sich entscheidet, sein eigenes Leben zu leben. Der hat das sowieso schon entschieden. Dieser Teil von mir ist zwar stimmberechtigt, aber leider nur einer von vielen… Und die Stimmenmehrheit kommt von den unbewussten Anteilen, die damit nicht einverstanden sind. Es sind Teile von mir, die sich angewöhnt haben Dinge zu denken wie «frei sein ist gefährlich», «Fehler machen ist nicht OK», «wer Fehler macht, wird ausgelacht», «wer Fehler macht, ist inkompetent», «wer Fehler macht, ist unverlässlich», «wer sein eigenes Leben lebt, muss einsam sein», diese Liste könnte unendlich weiter gehen…

Mit anderen Worten: ich bin zu einem Prozent entschlossen, Fehler machen zu dürfen und mein eigenes Leben zu entwickeln und 99% ungeübt, mit Freiheit umzugehen oder mit Fehlern OK zu sein. Eine Freundin von mir – wir nennen sie jetzt Monika – macht Improvisationstheater und hat mir dazu eine Geschichte erzählt, die mich berührt hat. Sie zeigt, dass Frei-Sein geübt werden kann.

Monika und Martin haben eine Krimi-Szene gespielt. Martin hat damit begonnen, den Tatort zu erklären: Es gab einen Mord und die Leiche liegt noch da. Monika kam auf die Bühne und begann, eine Kommissarin zu spielen. Dabei hat sie vergessen, wohin Martin vorhin mit dem Finger gezeigt hatte, wo die Leiche liegen würde. Sie ist während ihrem Auftritt aus der Sicht der Zuschauer (die sich nach wie vor erinnern, wo die Leiche liegt) ein paar Mal über die Leiche darüber gelaufen. Das war nicht beabsichtigt, von daher «ein Fehler». Die Theaterleiterin meinte zu Monika «Du weisst, dass du gerade über die Leiche gelatscht bist?» Monika zuckte zusammen und dachte «oh shit…», aber die Leiterin meinte «Das ist Super. Du definierst den Charakter, den du spielst. Du bist wohl eine alte Kommissarin, die nicht mehr so gut sieht, Dinge vergisst und gelegentlich über Leichen stolpert. Du hast gerade eine skurrile Rolle kreiert.»

Eine Grundregel im Improtheater ist, grundsätzlich immer ein «Ja» zu sein für das, was auf der Bühne bereits passiert ist. Nur so kann eine Szene entwickelt und in kürzester Zeit improvisiert werden. Und ich denke, dass wir viel daraus für unseren Alltag lernen können. Jedenfalls hat Monika eine Fehler-machen-ist-OK-Erfahrung machen dürfen, die sie nicht mehr so schnell vergisst. Und es sind solche Erfahrungen, die wir brauchen, um die Einstellung «Fehler machen ist OK» – und damit «Ich lebe mein eigenes Leben» – zu üben und zu verinnerlichen.

Wann hast du das letzte Mal einen Fehler machen dürfen? Erzähle uns.

Artemi

P.S. Mach nicht den Fehler, das Männer-/FrauenSymposium 2020 zu verpassen! Schreib dir jetzt in deine neue Agenda ein: 8.–10. Mai.
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Männer auf der Überholspur

10/1/2020

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Vom inneren Druck ein toller Mann zu sein

Wie lässt es sich erklären, dass die meisten Männer versuchen ihr Leben lang auf der Überholspur zu sein? Es scheint irgendeinen Drang zu geben, dass auch reflektierte Männer das Bedürfnis spüren, ihren Alltag, ihr Wirken, ihr Leben so darzustellen, dass sie Sieger, Eroberer und immer erfolgreich sind. In meiner Arbeit als Therapeut stelle ich immer wieder fest, wie Männer an ihre Grenzen kommen, wenn es darum geht, nicht auf der Überholspur zu sein.

Auch ich bin vertraut mit diesen inneren Mustern, mich doch immer wieder als erfolgreich darzustellen. Trotz vielen Stunden in therapeutischen Settings und einer mittlerweile sehr gut antrainierten Fähigkeit zur Selbstreflektion staune ich immer wieder über meine eigenen Anteile, die partout in der Sonne glänzen wollen. Sprich: Mann ist häufig damit beschäftigt, seinen Wert zu polieren. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Auf- und Abwertung. Männer wie ich, die in ihrer Kindheit nicht die Zuwendung und Anerkennung eines Vaters erfahren haben, sind ein Leben lang damit beschäftigt, um Selbstwert und Bedeutung zu kämpfen. Dann erscheinen andere Männer als Konkurrenten und Rivalen. Wir wetteifern um Bedeutung und Würde, oft jeder für sich allein. Die Bedürfnisse nach Anerkennung und Macht stellen sich in den Vordergrund. Der reflektierte, steuernde Wille wird reduziert und Impulse aus älteren, tiefer liegenden Gehirnregionen werden aktiviert. In solchen Situationen übernehmen Vorurteile und kategorisierendes Denken die Steuerung. Emotionale Bedürftigkeit und alte Verletzungen können zu zwanghaften Gedankenspielen führen. Mann ist gefangen in Vergleichen und lehnt sich dann gerne an alte Wertvorstellung an – an selbstinszenierte oder gesellschaftlich imprägnierte. Auch innerhalb von reflektierenden Männergruppen erlebe ich immer wieder, wie Mann trotz authentischer Begegnung subtil den Kampf um Anerkennung führen muss. Die Selbstbeschreibung (und damit der Versuch einer Identität) finden dann auf der Überholspur statt.

Doch solche im Aussen geführten Kämpfe sind ein Abbild von inneren Zuständen. Zu Grunde liegt mangelndes Urvertrauen und mangelndes Vertrauen ins Leben. Anders Männer, die mehrfach erlebt haben, dass ihnen Würde gehört und zusteht. Sie fühlen sich selbst geliebt und selbst gewürdigt in ihrem Sein. Wenn Selbstsicherheit in der Tiefe der eigenen Persönlichkeit verwurzelt ist, finden sie in Begegnungen und Auseinandersetzungen einen festen (Stand-)Punkt. Doch dieser Zustand ist den wenigsten Männern von Geburt an gegeben. Die Meisten kommen nicht darum herum, diese entwicklungsrelevanten Aspekte zu erarbeiten. Der gesunde Selbstwert wird massgeblich von Vätern (oft auch Grossväter) an die Söhne vermittelt. Da jedoch unsere Väter diese Würdigung meist selber vermisst haben, leiden die Söhne am gleichen Mangel. Hier können Männer andere Männer unterstützen.  

Auf einer transpersonalen Ebene könnte man sagen, dass jedem Mann seine Werte vom Universum verliehenen wurden. Jeder Mensch ist bedeutend ohne etwas dafür zu tun. Doch wie hilft diese Annahme im Alltag, in Partnerschaften, bei der Arbeit, beim Sex? Es ist nicht möglich, sich selbst zu einem wertvollen Menschen zu machen. Das wäre eine Selbsttäuschung. Wir brauchen die Begegnung und die Auseinandersetzung mit anderen Menschen, die uns unseren Wert bestätigen und finden dies in unseren Handlungen gespiegelt. Doch nicht in dem wir uns auf der Überholspur zeigen, sondern in dem wir so leben und uns so zeigen wie wir sind – mit Unzulänglichkeiten, Unverstandenem und Unfertigen. Eine mutige Tat, die ein Mann vollbringen kann, ist: anzunehmen, dass er niemand anderer ist als er selbst. Dieses Akzeptieren ist Basis der Erfahrung von Mann-Sein. Darin enthalten sind Unsicherheit, Haarausfall, sexuelle Lustlosigkeit und schlaffe Haut. Dann ist Mann ein Individuum mit ganz eigenen Fähigkeiten und seinem ganz eigenen Platz auf dieser Welt. Diese Werte möchten wir unter anderem am MännerSymposium beleben – ein Ort, an dem Männer auf der Langsamspur stolz sein dürfen, was sie sind.

Herzliche Grüsse
Philipp Steinmann




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„Kollektives Bewusst-Sein“ ist ein Akt der Entscheidung

4/1/2020

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In den letzten beiden Blogs habe ich darüber geschrieben wie Bewusstsein über die Zeit und über Erfahrungen (Freiheit) entsteht, dass ich aber auch durch aktive Veränderung meiner Lebenssituation (Beziehung) mein Bewusstsein erweitere.

Darüber hinaus interessiert mich die Frage: Wie beeinflusse ich AKTIV das „kollektive Bewusstsein“ der Gesellschaft oder im speziellen das der Männer? Konsequenter Weise sollte hier die Frage nicht fehlen: Wie und wodurch wird mein Bewusstsein beeinflusst? Voraussetzung um bewusst Einfluss auf gesellschaftliche Entwicklungen zu nehmen, ist eine klare Sicht und einen Zugang zur inneren Wahrheit. Wir alle kennen das Dilemma, dass persönliche Wahrheit eben nicht immer wahr ist und keinesfalls für die Allgemeinheit geltend gemacht werden kann. Als ad nauseam wird eine Argumentation bezeichnet, nach der eine Behauptung solange – auch von verschiedenen Leuten (und vor allem sozialen Medien) – wiederholt wird, bis sie als wahr akzeptiert wird, ohne dass jedoch ein Beweis existiert, der die Behauptung bestätigt.[1] Die Gefahr der Manipulation ist offensichtlich und in unserer Medienüberflutung omnipräsent. Genau hier brauchen wir Bewusst-Sein, um überprüfen zu können ob die „Main-Stream-Wahrheit“ auch für mich wahr ist.

Ein kleiner Test dazu. Nimm eine Behauptung von Dir (oder von jemand anderem, z.B. soziale Medien) von der Du selber überzeugt bist, dass sie stimmt. Nun stellst Du Dir die Frage: „Wie kann ich das wissen?“ Fahr nun mit jeder Antworten weiter mit der gleichen Frage, bis Du keine Antwort mehr hast.
Du wirst herausfinden, dass ganz viele „Überzeugungen“ von Dir fraglich oder sogar falsch sind. Wir können also davon ausgehen, dass durch die Flut der Behauptungen und das Fehlen einer seriösen Überprüfung ganz viele Gedankenviren kursieren, die unsere Gesellschaft (unser Bewusstsein von dem was wahr ist) beeinflussen. Tag-täglich werden wir mit Nachrichten, Meinungen und Posts – aber auch Blogs wie dieser hier – beliefert. Wie viel davon „fake-news“ sind, ist oft schwer einzuschätzen. Da liegt die Gefahr von ungewollten Fremdeinflüssen auf der Hand.
​
Mit diesem Blog möchte ich Dich aufrufen: „Sei kritisch und wachsam mit dem was du hörst und liesst und sei bewusst und aufmerksam mit dem was Du weitergibst!“

​Eine interessante Synchronizität zum Thema war die Krafttierkarte, die ich für den Januar gezogen habe. Der Papagei sagt: „Achte auf Deine Worte“
Was ist es, das du dir selber erzählst? Welche Botschaft wiederholst du dabei immer wieder? Ist es etwas, das dir ein Wohlgefühl mit dir selbst vermittelt und dich an deine Stärken und an dein Potential erinnert? Papageien ahmen die Laute in ihrer Umgebung nach und wenn der Papageien-Geist erscheint, heisst es, achtsamer mit deinen Selbstgesprächen und ihrem Inhalt zu sein. Was erzählst du anderen? Wiederholst du ihnen gegenüber, was du wirklich glaubst?
Denke daran, dass es zu einer positiven Gewohnheit werden kann, mit Licht und Liebe zu sprechen. Sei freigiebig mit Dank und Komplimenten, bestärke alles Gute in der Welt, sodass deine liebevollen und heilenden Worte im ganzen Dschungel widerhallen und andere inspirieren. Lausche umgekehrt auf die Worte, die dich an all die Kraft, die Fülle und die freudigen Momente in deinem Leben und der Welt um dich herum erinnern, und wiederhole sie, indem du bekräftigst, was echt, wahr und Nahrung für die Seele ist.
Das Universum spiegelt dir die Geschichte wider, die du dir selbst erzählst. Worte besitzen Macht, wähle also solche, die dir Kraft geben und andere dazu anhalten, der Schönheit innezuwerden, von der wir umgeben sind.


Vorschau: In meinem nächsten Blog beschreibe ich einfache Chi Gong-Übungen, eine Praxis um die Energiezentren (Chakras) in Deinem Körper zu füllen und die Verbindungen untereinander zu stärken. Diese Übung hilft Dir, in gesundem Kontakt mit deinen fünf Intelligenzen[2] zu sein und so Dein Bewusstsein mit viel Wahrhaftigkeit zu nähren.
Willkommen im neuen Jahr. Möge es ein bewusstes Jahr des bewussten Wandels sein. Wie dieser Wandel aussieht wirst Du mitgestalten.
Herzlich
Pablo


[1] Timur Kuran: Leben in Lüge. Präferenzverfälschungen und ihre gesellschaftlichen Folgen, Tübingen 1997, S. 200. ISBN 3-16-146424-9.

[2] Körperintelligenz, Geistige Intelligenz, Emotionale Intelligenz, Intuitive Intelligenz und die kollektive Intelligenz 

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Wie geht König sein? Drei Schritte, um Opfer- und Täteranteile zu befreien

13/12/2019

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Oft vergessen wir Männer, dass wir seit Geburt König im eigenen inneren Reich sind. Bereits in der Kindheit kann es geschehen, dass wir unsere Krone abgeben. In diesem Alter ist das Reich sehr klein gegenüber dem Königreich der Eltern. Doch Kinder müssen den Handel zwischen den Reichen um jeden Preis aufrecht halten. Das hauptsächlich gehandelte Gut ist die Liebe. Kinder beschliessen deshalb oft, unscheinbar zu werden und machen sich klein. Und in der Pubertät verschwindet die Krone gänzlich und junge Männer entscheiden sich für den oppositionellen Aufstieg (Ich zeige allen, was ich kann) oder die schuldbeladene Depression (Krankheiten, Drogen usw.). Wir treffen unbewusst Entscheidungen und wissen nicht, welche Auswirkungen diese auf unser Leben als Mann haben.
 
Jungs setzen in dieser Zeit einen Verwalter ein. Diese nicht bewusste Figur orientiert sich an männlichen Vorbildern. An Männern, die wissen wo es lang geht, die stark und mächtig erscheinen. Um in diese Attribute hineinzuwachsen, entsteht das Bild des inneren Kriegers. Junge Männer probieren sich aus und erleben sich u.a. als besonders machtvoll, wenn sie in Gruppen sind. Auch der machtlose Krieger gehört zu wichtigen Erfahrungen in der Entwicklung.
 
Kriegerfiguren, die nicht im Dienst eines Königs sind, neigen zu einem exzessiven Verhalten. Das eine ist die Überhöhung der Persönlichkeit, das andere ist die Reduktion. In beiden Polaritäten gibt es Täter- und Opferfiguren.
 
Männer, die zu machtvollen Führerfiguren oder zu autonomen Ernährern heranwachsen, haben es mit dem gewachsenen Selbstwert der Frauen schwer. Frauen fordern differenzierte und reflektierte Männer. Wohin also mit den Vorbildfiguren des Verwalters? Diese werden irgendwo in der eigenen Seele abgelegt. Doch hier wirken sie weiter und suchen sich unbewusst einen Weg. Sie erscheinen nicht mehr als rohe Krieger, sondern tarnen sich z.B. als gut meinende Retter (Ich weiss wie es geht), die nicht gleich als Täterfiguren zu identifizieren sind. Jeder Mann hat Täteranteile in sich! Primär zeigen sich diese als subtil psychische Einflussnahme auf die Umgebung und weniger in körperlichen Gewalttaten. Jahrhunderte patriarchale Prägung hinterlassen ihre Spuren. In meiner Arbeit als Gestalttherapeut stelle ich immer wieder fest, wie Männer wesentlich mehr als Frauen ihre Täteranteile ablehnen. Erst die Auseinandersetzung mit dieser Kraft ist eine der Bedingungen, um die Krone wieder zurück zu holen.
 
Anders Männer, die ihre Kraft reduzieren: Sie haben eine Tendenz zur Übername von Schuldgefühlen und Fremdbestimmung. Sie sind meist sehr verantwortungsvoll, stellen jedoch ihre Bedürfnisse primär hinten an. Männer, die sich zu sehr anpassen, konfliktscheu in Beziehungen leben oder sich an starken Führern anlehnen, sind oft durch starke Täterfiguren in ihrer Kindheit geprägt. Hier sind Gefühle wie Ohnmacht, Verwirrtheit, Schuld, Schwäche usw. angesiedelt. Mit solchen Gefühlen will kein Mann über längere Zeit leben. Sich als Opfer zu fühlen, ist ein Weg der Verarbeitung. Doch damit ist es schwierig, die Krone zu tragen.
 
1) Die Krone liegt in der Unterwelt.
Hilfreich ist, sich von den Täter- und Opferteilen zu lösen. Der Weg führt in die Tiefe, in die Unterwelt der eigenen Seele. Hier treffen Männer auf ihre ersten Täter- und Opferfiguren, meist Vater und Mutter oder andere Bezugspersonen. Die Auseinandersetzung erfordert zuerst Anschuldigungen, dann erst Vergebung. Was haben meine Eltern, meine Bezugspersonen getan oder unterlassen? Was ist falsch gelaufen in meiner Kindheit und Jugend? Es geht darum, in Kontakt zu kommen mit dem Kind und dem jungen Mann, der damals nicht die Krone tragen durfte. Diese Arbeit geht anfänglich über die Wut. Denn eine (manchmal Jahrzehnte lang) nicht ausgedrückte und adressierte Wut ist nicht einfach «nicht vorhanden». Sie sucht verdeckt im Männerkörper einen Ausgang im Aussen – in Fremdenfeindlichkeit, Abwertungen, Schuldzuweisungen usw. – und im Innern durch Schäden an Organen und Körperverpanzerungen.
 
2) Vergeben heisst neu entscheiden
Dann geht es darum zu schauen, welche Entscheide hatte damals der junge, machtlose König getroffen? Welche Kriegerfiguren hatte sein Verwalter damals losgeschickt? Zornige, aggressive Draufgänger oder schuldige Anpasser? Das Anerkennen dieser Entscheide ermöglicht Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und gibt die Möglichkeit, Vater und Mutter aus ihrer zugewiesenen Schuld zu entlassen. Mit diesem Akt setzt Mann sich wieder die Krone auf und entbindet sich selbst aus der Täter- und Opferrolle.
 
3) Ein Krieger dient dem König
Jetzt braucht es neue Gesetze. Der Verwalter muss verdankt, gewürdigt und verabschiedet werden. Und damit brauchen die Kriegerfiguren eine neue Führung. Mit der Inthronisierung des Königs ist es wichtig, dass der machtvolle Krieger (Täter) vor dem König kniet. Er muss sich nicht länger für alte Wunden rächen. Und der machtlose Krieger (Opfer) kann sich erheben und seine Würde zurückerhalten.
 
Wie Mann die Königskrone wieder tragen kann
Männer müssen einen inneren Prozess durchlaufen, um die Krone wirklich tragen zu können. Wer zu schnell und aus einer Not heraus nach der Krone greift, wird die innere Kraft der Würde vermissen und die tief körperlich erfahrene Notwendigkeit fehlt. Für den Abstieg in die Unterwelt und die Begegnung mit den eigenen Täter- und Opferseiten braucht Mann andere Männer, die ihm zur Seite stehen. Niemand kann allein zu diesen dunklen Orten gehen und der Akt des Aufsetzens der Krone will bezeugt sein. Erst dadurch kann sich die königliche Kraft wirklich entfalten, sodass Mann in der Lage ist, mit Demut, Liebe und Wahrhaftigkeit zu regieren – zu seinem eigenen Wohl, zum Wohl des Gegenübers und zum Wohl der Gemeinschaft.

Philipp Steinmann
Für den Text habe ich mich inspirieren lassen von Holger Heiten vom Eschwege-Institut.de
 

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Ich erkläre dir die Welt, Baby – (wo)mansplaining und was man dagegen tun kann

18/10/2019

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Männer fällt es meist leichter, Dinge, Verhalten, Situationen zu erklären als sich selbst wahrzunehmen. Die Frage „Warum ist etwas so und so“ ist wesentlich leichter zu beantworten als „Wie geht es mir jetzt gerade in diesem Moment“. Die Antworten auf das Warum lassen viele Ansichten zu: weil, ... und weil, ... und weil, .... und schon hat Mann ein paar Stunden verdiskutiert ohne dem Wahrnehmen näher gekommen zu sein. Männer benutzen oft diese Möglichkeit, um sich aus dem Kontakt mit dem Gegenüber oder mit sich selbst zu nehmen. Und ein weiterer wichtiger Aspekt des Erklärens: Es reguliert die Rangunterschiede. Wenn Männer in Situationen sind, in denen es unbequem wird, hilft das Erklären. Damit wird die möglicherweise gefährdete Selbstsouveränität wieder hergestellt. Das alles passiert unbewusst, sozusagen im Autopilot.
 
Als Therapeut erlebe ich viele Beratungssituationen, die richtig brenzlig werden können. Wenn plötzlich unangenehme Wahrheiten fühlbar werden, kann es ganz schön heiss im Mann werden. Das nach aussen dargestellte Selbstbild steht plötzlich auf wackligen Füssen. Mann fühlt sich ertappt, Scham steigt hoch und Not ist am Mann. Was hilft ist die Flucht ins Erklären. Doch nicht die eigene Innenwelt wird erläutert, sondern das „Warum“ – weil..., und weil... und weil... Das schafft die nötige Distanz zur Situation, zu den Gefühlen und generiert Sicherheit, zumindest im Moment. Doch leider ist das Erklären als reine Kopfsache nicht gerade hilfreich und schafft vor allem eines: Distanz zum Gegenüber. Vielmehr würde es helfen, sich einzugestehen, dass Mann nicht wissend ist oder nur halbwissend oder unsicher oder ängstlich oder hilfslos...
 
Oder anders gesagt, indem Mann zum Erklärer wird, wird er zum Retter – der Mann, der weiss wie die Welt funktioniert. Dieses Verhalten wird Männern von klein an beigebracht. All unsere männlichen Vorbilder aus der Kindheit und Jugend sind Männer, die uns erklärt oder vorgelebt haben wie es geht. Sie können Fussbälle jonglieren, Maschinen auseinander nehmen oder wissen sich auf der Bühne zu bewegen. Von all ihnen lernen wir: Um gut zu sein, müssen wir etwas drauf haben. Und da Männer nicht in die Gefühlswelt hinein erzogen werden (diese steht primär Mädchen zu), lernen Männer nach logischen und erklärbaren Zusammenhängen zu streben. Damit erarbeiten wir uns als erwachsene Männer Ansehen und einen hohen Rang. Entsprechend arbeiten viele Männer in Berufen, die Logik und strukturierte Abläufe beinhalten. (Damit ich richtig verstanden werde: Ich möchte hier nicht das Wissen als solches negieren, sondern die Art und Weise, wie Männer mit ihrem Wissen haushalten.)
 
Eine weit verbreitete Art unter Männer ist das Mansplaining (man + explaining).
 
Wikipedia übersetzt mit: „Der Akt, etwas herablassend zu erklären, insbesondere durch einen Mann gegenüber einer Zuhörerin, um sachkundig zu erscheinen oder aus der irrtümlichen Annahme heraus, dass sie ein minderwertiges Verständnis des Themas hat“.
 
Wenn Mann also ungefragt erklärt, ist es nicht nur die beschreibende Art des Redens, sondern auch die Herstellung eines höheren Ranges gegenüber Frauen.
 
„mansplaining ist eine schwierige Erkrankung. Dabei versuchen Männer Frauen ungefragt die Welt zu erklären – auch dann, wenn die viel mehr Ahnung haben. Die Krankheit ist nicht ansteckend, aber eine richtige Medizin gibt es auch nicht (außer vielleicht Einsicht). „ Autor unbekannt
 
Doch dies ist keineswegs eine nur auf Männer bezogene „Krankheit“, auch Frauen tun dies. Wikipedia schreibt zu womansplaining: „Herablassende Erklärung von etwas durch eine Frau, insbesondere gegenüber einem Mann“. Welcher Mann hat nicht schon erlebt wie Frau sich über Küchengeräte oder Kinderbetreuung detailliert äussert, obwohl Mann längst damit vertraut ist.
 
Zugegeben: In meinem Erleben finde ich dieses Verhalten weitaus weniger bei den Frauen als bei den Männern. Was hilft, sich vor dem Erklären zu versichern, ob Frau auch wirklich hören will, was Mann zu sagen hat.
 
Philipp Steinmann


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Wenn Männer nicht das sein wollen, was sie fühlen

2/10/2019

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In meiner Arbeit als Paartherapeut erlebe ich immer wieder Situationen, in denen Männer sich innerlich von ihrem Gegenüber zurückziehen. Irgend etwas scheint bedrohlich zu sein, wenn Gefühle ins Spiel kommen.
 
Es ist ja nicht so, dass Männer keine Gefühle haben. Doch im Gegensatz zur Frauenwelt gibt es eine ganze Reihe von Gefühlen, die Männern abtrainiert wurden. Gemeingesellschaftlich erlaubt sind Eigenschaften die das Selbstbewusstsein des Mannes stärken, also Entschlossenheit, Entscheidungskraft, Souveränität, Unerschütterlichkeit. Alles Eigenschaften, die Männern helfen, auf eigenen Beinen zu stehen und ihre Welt zu gestalten. Man könnte auch sagen, Eigenschaften, die helfen Kontrolle über unerwünschte Gefühle und unsichere Situationen zu erhalten. Warum fällt es Männern so schwer, beziehungsrelevante Gefühle zu erlauben? Gefühle wie „ich will nicht alleine sein“, „ich brauche dich“, „ich will von dir gebraucht werden“,  „ich will dazu gehören“ usw. Dies zuzulassen könnte bedeuten, das antrainierte Ideal von Stärke (Macht) und Selbstbestimmung (Einflussnahme) abzuschwächen. Und welcher Mann würde sich selbst als schwach, machtlos, fremdbestimmt und beeinflussbar benennen? Solche mit Scham besetzte Attribute dürfen nicht sein. Sie werden in Kinder- und Jugendjahren wegtrainiert. Leider führt dies dazu, dass Mann in späteren Jahren das Gefühl hat, „etwas fehlt“. Und dieses „Fehlende“ empfindet Mann dann oft als „ich bin nicht Mann genug“, mit der unheilvollen Wirkung, dass er noch mehr die „schwierigen“ Gefühle zur Seite schiebt und sich einseitig am stereotypischen Bild des starken Mannes orientiert. Soziales Machtstreben ist angesagt und wir erleben es alltäglich in der Berufswelt, im Sport, in den Medien, in Familien und oft subtil und unterschwellig auch in „fortschrittlichen“ Männerkreisen.
 
Das Fühlen an sich gehört zum Kennenlernen des Mannwerdens. Die meisten Frauen trainieren bereits in jungen Jahren über Gefühle zu reden. Männer müssen dies nachholen. Die Annäherung an schwierige, beängstigende Gefühle kann jedoch erstmals Gefahr bedeuten. Doch allein schon diesen Zustand wahrzunehmen und anzuerkennen, ist bereits ein erster Akt, um den gefühllosen Männerkörper zu beleben. Erst hier öffnet sich der Erfahrungsraum, was Beziehung sein kann: die Hingabe an das eigene innere Erleben der Schattenseiten, um damit andern Menschen selbstbewusst zu begegnen.
 
Männer, die gelernt haben, ihren Körper mit Gefühlen zu bewohnen, müssen andere starke und schwache Männer und Frauen nicht mehr ablehnen. Sie erlauben sich „stark“ und „weich“ zu fühlen und erleben sich selber als wert- und würdevoll. Als Therapeut besteht ein wesentlicher Teil meiner Arbeit darin, sozialisierte Männerbilder zu hinterfragen, um anschliessend ein selbst geschaffenes Verständnis von Mann zu erhalten. Dieser Prozess von Mannwerdung, der auch am MännerSymposium erforscht wird, kreiert Werte, die helfen können, Beziehungen authentischer zu gestalten und damit eine „bessere“ Welt zu schaffen.
 
 
Philipp Steinmann

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