![]() Woran misst du deinen Erfolg? Ich erwische mich immer wieder dabei, wie sich die – ich nenne sie mal «postindustrielle» – Definition von Erfolg in meinen Entscheidungsprozess einmischt. Erfolgreich nur wenn ich schwarze Zahlen mache, wenn ich an einem ausgebuchten Konzert spiele, wenn mich Frauen ansprechen. Dabei war das alles gar nicht das Hauptziel. Was ist denn das Hauptziel? Meine heutige Antwort auf diese Frage ist: Weitermachen. Weiterkommen, weiter «sein», weiter bestehen. Das Wort «Er-folg» hat scheinbar etwas mit «folgen» zu tun. Wenn ich ein Buch schreibe und niemand kauft es (in der Main-Stream-Sprache kein Erfolg), könnte vielleicht ein Zweites darauf folgen, ein Besseres. Das wäre ein Erfolg. Vielleicht liest es nur eine einzige Person und verbindet mich mit einem Verlagsinhaber, das wäre auch ein Erfolg. Vielleicht schreibe ich auch zehn Bücher ohne dass sie gekauft werden, einfach um herauszufinden, dass ich wirklich schreiben will. Oder um herauszufinden, dass ich es nie wollte. Das wäre auch ein Erfolg – denn die Geschichte geht weiter. Das Gegenteil von Erfolg ist, wenn nichts passiert. Wenn ich nicht recht weiss ob ich Schriftsteller werden will und nach dem ersten Buch es immer noch nicht weiss. Oder wenn ich gar nie erst ein Buch schreibe und es so tatsächlich nie herausfinde. Ein Kollege von mir hat mit fünfundvierzig Jahren testweise ein Rennauto auf einer Rennbahn fahren dürfen. Er wollte herausfinden, ob an dem Kindheitswunsch – Rennfahrer zu werden – etwas dran ist. Er hatte einen spannenden Tag und fand heraus, dass es überhaupt nichts für ihn ist. Jetzt weiss er es! Was für eine Erleichterung für den Teil in ihm, der sein Leben lang im Ungewissen gelebt hat – was für ein Erfolg. In der Spieltheorie gibt es zwei Arten von Spiel: endliche und unendliche. Endliche Spiele sind wie Fussball – es gibt fixe Regeln, ein klares Ziel und Gewinner und Verlierer. Unendliche Spiele haben veränderbare Regeln, keine Gewinner und Verlierer; Das einzige Ziel des Spiels ist das Weiterspielen. The show must go on. Leider hat die Unternehmenswelt uns dazu gebracht, viel Zeit in unserem Leben im endlichen Spiel zu verbringen: wir sollten Ziele erreichen, versuchen gegen die Konkurrenz zu gewinnen, andere zu übertreffen, steigende Profite zu erzielen und unser Leben nach Finanzregeln auszurichten. Dabei haben wir ganz vergessen, dass unser Leben ein unendliches Spiel bleibt: Es gibt keine klaren Regeln und niemand «gewinnt das Leben»! Das einzige Ziel ist, weiterzumachen – und hoffentlich freudvoll und im friedlichen Miteinander. So will ich meinen Erfolg messen: Bin ich noch dabei? Will ich mich weiter «verschenken» und meine Gaben und Talente in die Welt tragen? Werde ich weiterhin dran bleiben? Macht es mir Spass und freue ich mich darauf, weiterzumachen? Auf ein erfolgreiches 2020! Artemi
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![]() Mehr Bewusst-Sein durch Beziehung Wo hört Wissen auf und wo fängt Bewusst-Sein an? Im Blog vom 7. Dez. habe ich über Freiheit geschrieben und was es mit Bewusstsein zu tun haben könnte. Für mich wurde im Leben viel bewusst, als ich gelernt habe für das was mir widerfährt Verantwortung zu übernehmen. Wenn ich aus freiem Willen heraus Verantwortung übernahm, bekam ich im Gegenzug die Freiheit mein Leben selber zu gestalten. Im Versuch, meine Realität, die ich über Jahrzehnte aufgebaut hatte, selber (neu) zu gestalten, wurde mir die Macht bewusst, mein „Schicksal“ verändern zu können und zu dürfen. Im letzten Blog hat Philipp über den König geschrieben – und wie wir die Königsenergie in uns wecken können. Ich bin überzeugt, dass darin noch viel Potential liegt. Der Prozentanteil von 96% Unterbewusstsein und nur 4% Bewusstsein wurde wohl von Gehirnforschern so definiert, ist jedoch meines Erachtens nicht Gesetz. Durch die Arbeit an uns selber können wir viel aus der Dunkelheit des Unbewussten herausholen. Ich sehe darin sowohl die Fähigkeit als auch die Pflicht, mit den uns gegebenen Möglichkeiten einen Mehrwert für uns selber, aber auch unsere Mitwelt zu schaffen. Eine Möglichkeit mehr Bewusst-Sein zu generieren sind Beziehungen. Bei jedem aufrichtigen Kontakt mit andern Menschen bekommen wir einen Spiegel und erfahren etwas über uns selber. Im MännerSymposium verwenden wir viel Zeit für transparenten Austausch und Begegnung. In Räumen von Open Space teilen wir unsere Fragen und Erkenntnisse. Hier ist auch der Ort wo neue Kreationen aus dem kollektiven Feld entstehen können. Kollektive Intelligenz und kollektives Bewusst-Sein ist viel mehr als das Ergebnis der Summe aller Individuen. Der Dalai Lama sagt, dass er nach 60 Jahren gründlichem Nachdenken etwas wesentliches erkannt hat: „Nichts existiert unabhängig!“ So entstand auch die Kernfrage des MännerSymposiums 2019: Konkurrenz – Fluch und Segen zugleich? Wie wird sich die Welt verändern, wenn wir uns nicht mehr getrennt fühlen? Ein weiterer Weg zu mehr Bewusstsein ist die Beziehung zu Dir selber. Wie bist Du im Kontakt mit Dir, wie bewegst Du Deinen Körper, wie füllst Du Deine Energiespeicher? Hier meine Empfehlung, 30 Min. pro Tag, für eine gesunde Beziehung zu Deinem Körper: Körperübungen
Link zum Video In meinem nächsten Blog vom 5. Januar beschreibe ich eine Übung um Deine Energiespeicher neu zu füllen. Ich wünsche Dir (und uns allen) eine liebevolle und gesunde Beziehung zum Körper zur Stärkung Deines Bewusstseins. Frohe Weihnachten Pablo ![]() Oft vergessen wir Männer, dass wir seit Geburt König im eigenen inneren Reich sind. Bereits in der Kindheit kann es geschehen, dass wir unsere Krone abgeben. In diesem Alter ist das Reich sehr klein gegenüber dem Königreich der Eltern. Doch Kinder müssen den Handel zwischen den Reichen um jeden Preis aufrecht halten. Das hauptsächlich gehandelte Gut ist die Liebe. Kinder beschliessen deshalb oft, unscheinbar zu werden und machen sich klein. Und in der Pubertät verschwindet die Krone gänzlich und junge Männer entscheiden sich für den oppositionellen Aufstieg (Ich zeige allen, was ich kann) oder die schuldbeladene Depression (Krankheiten, Drogen usw.). Wir treffen unbewusst Entscheidungen und wissen nicht, welche Auswirkungen diese auf unser Leben als Mann haben. Jungs setzen in dieser Zeit einen Verwalter ein. Diese nicht bewusste Figur orientiert sich an männlichen Vorbildern. An Männern, die wissen wo es lang geht, die stark und mächtig erscheinen. Um in diese Attribute hineinzuwachsen, entsteht das Bild des inneren Kriegers. Junge Männer probieren sich aus und erleben sich u.a. als besonders machtvoll, wenn sie in Gruppen sind. Auch der machtlose Krieger gehört zu wichtigen Erfahrungen in der Entwicklung. Kriegerfiguren, die nicht im Dienst eines Königs sind, neigen zu einem exzessiven Verhalten. Das eine ist die Überhöhung der Persönlichkeit, das andere ist die Reduktion. In beiden Polaritäten gibt es Täter- und Opferfiguren. Männer, die zu machtvollen Führerfiguren oder zu autonomen Ernährern heranwachsen, haben es mit dem gewachsenen Selbstwert der Frauen schwer. Frauen fordern differenzierte und reflektierte Männer. Wohin also mit den Vorbildfiguren des Verwalters? Diese werden irgendwo in der eigenen Seele abgelegt. Doch hier wirken sie weiter und suchen sich unbewusst einen Weg. Sie erscheinen nicht mehr als rohe Krieger, sondern tarnen sich z.B. als gut meinende Retter (Ich weiss wie es geht), die nicht gleich als Täterfiguren zu identifizieren sind. Jeder Mann hat Täteranteile in sich! Primär zeigen sich diese als subtil psychische Einflussnahme auf die Umgebung und weniger in körperlichen Gewalttaten. Jahrhunderte patriarchale Prägung hinterlassen ihre Spuren. In meiner Arbeit als Gestalttherapeut stelle ich immer wieder fest, wie Männer wesentlich mehr als Frauen ihre Täteranteile ablehnen. Erst die Auseinandersetzung mit dieser Kraft ist eine der Bedingungen, um die Krone wieder zurück zu holen. Anders Männer, die ihre Kraft reduzieren: Sie haben eine Tendenz zur Übername von Schuldgefühlen und Fremdbestimmung. Sie sind meist sehr verantwortungsvoll, stellen jedoch ihre Bedürfnisse primär hinten an. Männer, die sich zu sehr anpassen, konfliktscheu in Beziehungen leben oder sich an starken Führern anlehnen, sind oft durch starke Täterfiguren in ihrer Kindheit geprägt. Hier sind Gefühle wie Ohnmacht, Verwirrtheit, Schuld, Schwäche usw. angesiedelt. Mit solchen Gefühlen will kein Mann über längere Zeit leben. Sich als Opfer zu fühlen, ist ein Weg der Verarbeitung. Doch damit ist es schwierig, die Krone zu tragen. 1) Die Krone liegt in der Unterwelt. Hilfreich ist, sich von den Täter- und Opferteilen zu lösen. Der Weg führt in die Tiefe, in die Unterwelt der eigenen Seele. Hier treffen Männer auf ihre ersten Täter- und Opferfiguren, meist Vater und Mutter oder andere Bezugspersonen. Die Auseinandersetzung erfordert zuerst Anschuldigungen, dann erst Vergebung. Was haben meine Eltern, meine Bezugspersonen getan oder unterlassen? Was ist falsch gelaufen in meiner Kindheit und Jugend? Es geht darum, in Kontakt zu kommen mit dem Kind und dem jungen Mann, der damals nicht die Krone tragen durfte. Diese Arbeit geht anfänglich über die Wut. Denn eine (manchmal Jahrzehnte lang) nicht ausgedrückte und adressierte Wut ist nicht einfach «nicht vorhanden». Sie sucht verdeckt im Männerkörper einen Ausgang im Aussen – in Fremdenfeindlichkeit, Abwertungen, Schuldzuweisungen usw. – und im Innern durch Schäden an Organen und Körperverpanzerungen. 2) Vergeben heisst neu entscheiden Dann geht es darum zu schauen, welche Entscheide hatte damals der junge, machtlose König getroffen? Welche Kriegerfiguren hatte sein Verwalter damals losgeschickt? Zornige, aggressive Draufgänger oder schuldige Anpasser? Das Anerkennen dieser Entscheide ermöglicht Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und gibt die Möglichkeit, Vater und Mutter aus ihrer zugewiesenen Schuld zu entlassen. Mit diesem Akt setzt Mann sich wieder die Krone auf und entbindet sich selbst aus der Täter- und Opferrolle. 3) Ein Krieger dient dem König Jetzt braucht es neue Gesetze. Der Verwalter muss verdankt, gewürdigt und verabschiedet werden. Und damit brauchen die Kriegerfiguren eine neue Führung. Mit der Inthronisierung des Königs ist es wichtig, dass der machtvolle Krieger (Täter) vor dem König kniet. Er muss sich nicht länger für alte Wunden rächen. Und der machtlose Krieger (Opfer) kann sich erheben und seine Würde zurückerhalten. Wie Mann die Königskrone wieder tragen kann Männer müssen einen inneren Prozess durchlaufen, um die Krone wirklich tragen zu können. Wer zu schnell und aus einer Not heraus nach der Krone greift, wird die innere Kraft der Würde vermissen und die tief körperlich erfahrene Notwendigkeit fehlt. Für den Abstieg in die Unterwelt und die Begegnung mit den eigenen Täter- und Opferseiten braucht Mann andere Männer, die ihm zur Seite stehen. Niemand kann allein zu diesen dunklen Orten gehen und der Akt des Aufsetzens der Krone will bezeugt sein. Erst dadurch kann sich die königliche Kraft wirklich entfalten, sodass Mann in der Lage ist, mit Demut, Liebe und Wahrhaftigkeit zu regieren – zu seinem eigenen Wohl, zum Wohl des Gegenübers und zum Wohl der Gemeinschaft. Philipp Steinmann Für den Text habe ich mich inspirieren lassen von Holger Heiten vom Eschwege-Institut.de ![]() Wie fühlt sich dein Leben gerade an? Fühlst du dich frei? Wie geht es dir z.B. mit der Klimadebatte oder mit der wachsenden Schere zwischen Arm und Reich oder mit Krisen und Kriegswirren auf dieser Welt? Können wir uns da noch frei fühlen? Ich möchte heute mein Gefühl von Freiheit untersuchen und mit dir teilen. Die wohl wesentlichste Auseinandersetzung mit Freiheit habe ich in meiner ersten Ehe erlebt. Als unsere Kinder auf der Welt waren, empfand ich zunehmend ein Gefühl von Unfreiheit. Projektionsfläche für mein „Unglück“ war oft meine Frau. Sie stellte ganz neue Ansprüche an mich, wie ich als „guter Vater“ sein sollte und was jetzt nicht mehr passt. Zu diesen zusätzlichen Verpflichtungen kam der Verlust an Abenteuer und Sex. Dafür hatten wir einfach kaum mehr Zeit. Tja und das mit der Lust? Die hat sich für unsere Beziehung höchst ungünstig verschoben. Meine Frau hatte kaum noch Lust - ich jedoch umso mehr, brauchte ich doch unbedingt etwas für all die verlorene Freiheit. Was haben wir gestritten, geschmollt, ausprobiert, ausgeteilt und eingesteckt. Wir haben die verrücktesten Beziehungskonzepte und -strategien entwickelt, um wieder glücklich zu werden. Was wir im Aussen gesucht und mit Abmachungen verändern wollten, hat einfach nicht funktioniert. Heute wissen wir, dass Gefühle nicht manipulierbar sind. Zwischendurch gab es doch immer wieder lichtvolle Momente. Das war dann, wenn wir (von Gnade geküsst), in einem unerklärlichen Anflug von Grossherzigkeit, dem Gegenüber alles zustanden was sie oder er sich gerade wünschte. Dann hat es für kurze Zeit geklappt mit der Freiheit und mit dem Glück. Viele Jahre später als wir auch schon einiges freier mit dieser Un-Freiheit umgehen konnten, nachdem wir uns dann auch (recht friedlich) getrennt und in Freiheit entlassen konnten, entdeckte ich, wie unglaublich wenig Freiheit mit dem Aussen zu tun hat. Viel mehr als das was gerade in meinem Leben unfrei ist, belasten mich die Gedanken darüber, was mir denn alles fehlt im Leben. Mit Wissen hat diese Erkenntnis nicht viel zu tun. Es ist mehr das Bewusstsein, dass es so ist. Hätte mir das nicht etwas früher bewusst werden können? Wie funktioniert Bewusstsein? Hirnforscher behaupten, dass wir zu 96% unbewusst durch die Gegend irren. Das ist doch recht viel „nicht Wissen“ für die Krone der Schöpfung, die doch – im Gegensatz zu unseren tierischen Verwandten – den freien Willen besitzen soll. 4% freier Wille und der Rest Unterbewusstsein. Ich denke, es lohnt sich auf jeden Fall, diese 96% etwas mehr zu belichten. Das ist es, was ich in den nächsten Blog’s versuchen werde. Dabei freue ich mich natürlich riesig, wenn ich dabei von DIR unterstützt werde. Schreib deine Erfahrungen, Meinungen und Erleuchtungen darüber hier als Kommentar auf. Mein Bewusstsein und das der geschätzten Leser_innen dieses Blogs sind dir dankbar dafür. Herzlichst Pablo Hess |