![]() Welcher Mann kennt nicht diese starke, beinah überwältigende Sehnsucht nach einer Frau (oder nach einem Mann für homosexuelle Männer)? Plötzlich und überraschend kann dieses Phänomen auftreten und den Tages- und Gedankenlauf ganz schön durcheinanderbringen. „Wenn ich mit dieser Frau wäre, dann......“. Die Fantasie nimmt nicht nur im Kopf viel Raum ein, auch der Körper reagiert augenblicklich. Es gibt ein Ziehen im Bauch, die Augen weiten sich, der Penis regt sich und die erträumte Frau erscheint vor dem inneren Auge. Hollywood ruft mit wildem Sex auf dem Küchentisch und die ungebundene, befreite Lust sucht sich einen Weg zwischen die Beine der Frau, zumindest in der Fantasie. Liebesgefühle im Innern Die Frau erscheint als das Ideal das Träume erfüllt. Dieses wird oft mit Liebesgefühlen verknüpft und auch sexuell aufgeladen. „Ich liebe dich“ und „Ich begehre dich“ werden zum Träger einer Vorstellung. Beim näheren Betrachten dieses Vorgangs ist es jedoch nicht die vorgestellte Frau, die Erfüllung verspricht, sondern der Prozess im Innern des Mannes. Die Anwesenheit des idealen Bildes ermöglicht in sich selber Gefühle zu entwickeln. Hier entstehen Liebesgefühle, erotische Bilder und die Sehnsucht nach Geborgen- und Verbundenheit. Die Gefühle sind im Mann drin, nicht ausserhalb. Doch wenn Mann nicht gelernt hat, Gefühle anzuerkennen und in seinem eigenen Innenraum zu halten, agiert Mann sie nach aussen - egal ob Verliebtheit oder Wut. Ähnlich verhält es sich mit dem Verteilen von Komplimenten und Flirten. Als Instrument der Verführung und des Annäherungsprozesse sind beide schlussendlich nichts anderes als der Versuch, den eigenen Innenraum beglückend, wohlwollend und sich selbst zugewandt zu bewohnen. Beide verleihen dem Akteur ein Gefühl von Schönheit, Interesse und Selbstwirksamkeit. Und wenn die Verführung von Erfolg gekrönt wird und Mann kommt an, verstärkt dies noch mehr das Gefühl von erfülltem Mann-Sein. Ich liebe mich So schön und lebendig diese Gefühle auch sind, sie haben einen Nachteil. Mann verschiebt die eigene Liebes-Lebendigkeit nach aussen und delegiert das Erfüllen seiner Sehnsucht an Frau. Das ist antrainiert und wird in jedem Liebessong und -film tausendmal aufs Neue bestätigt. Das muss nicht sein, denn Mann kann sich selbst erfüllen. „Ich liebe dich“ und „ich begehre dich“ werden zu „ich liebe MICH“ und „ich begehre MICH“. Wenn solche Sätze zu einer inneren Haltung werden, bekommt Frau eine ganz andere Rolle zugeteilt. Sie wird nicht mehr zu einer Erfüllerin einer Sehnsucht, sondern zu einem durch sie selbst definierten Gegenüber. Die nach aussen gerichtete Sehnsucht umzudrehen und auf sich selbst zu richten, kann bedeuten, zuerst einen Schmerz zu spüren. Denn was anfänglich wegfällt, ist das Bild der Frau, die dem Mann unbewusst die Sehnsucht erfüllt. Eine Leere öffnet sich, denn Mann kann sich nicht einfach auf der Stelle selbst lieben. Innere Arbeit ist angesagt. Den Brustraum mit dem Gefühl der sehnsuchtsvollen Liebe und der sexuellen Lust zu füllen, ist nicht jederManns Sache. Gelernt haben Männer dies zumindest sehr selten. Das muss erst trainiert werden und könnte so aussehen: Ich bin mein eigener leidenschaftlicher Liebhaber in meiner eigenen Seele. Ich fresse mich selber voller Leidenschaft. Ich liebe mich so sehr, dass ich nicht mehr weiss, wo mein Kopf steht. Ich begehre meinen Körper lustvoll in jeder Falte und mit jeder Zelle. Ich liebe meinen Geruch, meinen Gang, mein Lächeln, mein Denken, meine Schwächen. Sich selbst ernst nehmen Eine für unsere kirchlich geprägte Kultur wohl gänzlich ungewohnte Haltung. Doch nimmt Mann seine Sehnsucht und sein Begehren ernst und will sie selbstverantwortlich leben, bleibt ihm dieser radikalisierte Weg, zumindest so lange, bis Selbstliebe und Selbsterotik integriert sind. Mann geht nicht zurück auf die Frauenseite um sich dort Erfüllung zu holen, sondern bleibt auf der männlichen Seite mit freudigem Blick zu den Frauen - Mann bewegt sich anders in der Welt, wird selbstbestimmter in Beziehungen, wird sich selbst zum Erfüller der Sehnsucht. Und Frau? Sie wird zu einem freudvollen, begegnenden Gegenüber, das Mann inspirieren kann, ob in einer Partnerschaft oder in einem Flirt. Wie erlebst DU das Gefühl von Verliebtheit und wie gehst DU damit um? Schreibe direkt einen Kommentar im Blog. Philipp Steinmann
3 Kommentare
Ja, es gibt ihn, diesen z.T. als magisch geltenden Zustand – den Flow. Wenn sich Arbeit nicht nach Arbeit anfühlt, wenn sich alles wie von selbst zusammenfügt. Ich kenne es vom Kochen, vom gemeinsamen Singen, von Bühnenauftritten, vom Autofahren und auch von Tagen und manchmal Wochen, wenn alles einfach zu fliessen scheint. Noch öfter als der Flow kommen in meinem Leben zwei andere Zustände: die Überforderung und die Langeweile. Die Flow-Theorie als Teil der modernen Psychologie besagt, dass sich der optimale Fluss-Zustand irgendwo zwischen diesen beiden Polen liegt. Was hilft es mir in Frieden zu sein mit diesem andauernden Tanz zwischen der brennenden Wand der Überforderung und der eiskalten Einöde von Langeweile?
Erstens: Das Ideal von Flow loslassen, d.h. merken, dass mein Ziel gar nicht ist, immer im Flow-Zustand zu sein. Denn wenn ich das wäre, würde mich das beunruhigen: Ich hätte immer Angst, ich könnte es jederzeit verlieren. Mein eigentliches Ziel ist stattdessen, zu wissen wie ich wieder dorthin komme. Und da ich weiss, woher ich dorthin komme (entweder Langeweile oder Überforderung), habe ich ja schon mal die Punkte A, B und C auf der Landkarte. Zweitens: mir Langeweile eingestehen, d.h. mir erlauben, eine Herausforderung einzubauen, wenn sich eine Tätigkeit repetitiv anfühlt. Die Herausforderung könnte sein: beim Wohnung Putzen versuchen, im meditativen Zustand zu bleiben und mich selbst zu spüren; beim langweiligen Job meine zwischenmenschlichen Fähigkeiten zu üben, indem ich mehr auf Menschen zugehe; oder die langweilige Beziehung (den langweiligen Wohnort/Job/…) zu beenden! Durch Mut, mich aus der Langeweile herauszufordern, bringe ich mich in den Flow-Zustand. Drittens: mir Überforderung eingestehen, d.h. mir erlauben, zu merken, dass ich mir zu viel vorgenommen habe. Darum werde ich so gerne enttäuscht: Bei der Ent-Täuschung wird mir eine falsche Annahme sichtbar, die mich aus dem Flow gebracht hatte. Wenn ich z.B. eine Deadline annehme, die ich nicht einhalten kann; oder mir vorgenommen habe, ein Lied zu komponieren, das ich mit meinen jetzigen Fähigkeiten noch nicht komponieren kann; oder mich einer Gruppe Menschen anschliessen will, mit deren Tempo ich nicht mithalten kann. Alles wunderbare Möglichkeiten, mich zu zeigen und zu sagen: Sorry! Ist mir zu viel. Kann ich nicht. Back to the flow! Artemi ![]() Viele Jahre war ich der Überzeugung, dass die Herausforderungen in meinen Liebesbeziehungen im dualen MenschSein begründet liegen. Wir haben uns auf dieser Welt in ein duales System inkarniert und unterliegen somit auch seinen Gesetzmässigkeiten. Der wesentliche Unterschied zwischen Dualität und Polarität war mir nicht bewusst und so habe ich Beziehungen immer in der trennenden und urteilenden Wirkung der Dualität verstanden. Die Konsequenz war stets entweder Anpassung oder Streit. Heute bin ich überzeugt, dass Dualität eine der vielen menschlich kreierten Bezeichnungen für etwas ist, dass wir noch nicht integriert und mit Bewusstsein gefü(h)llt haben. Sie basiert auf Urteilen, die je nach Ansicht und Konditionierung unterschiedlich sein können. Per Definition ist Dualität eine Zweiheit von sich gegenseitig ausschliessenden Gegensätzen. Doch gibt es solche «Zweiheit» überhaupt in einer holistisch ganzheitlichen Sichtweise? Darüber können wir auf dieser Plattform philosophieren. Die Wirkung von Dualität kennen wir. Oft schafft sie Trennung, Konflikte oder Streitgespräche. Ebenso fragwürdig wie die Dualität erscheint mir der Wunsch nach Einheit. Auch hier die Frage, gibt es in einer holistischen Sichtweise Einheit oder EinsSein überhaupt? Wo hört das Individuum auf und wo fängt das All-Eins an? Die Polarität – anders als die Dualität – bildet eine sogenannte relative Einheit von sich gegenseitig ergänzenden oder anziehenden Gegensätzen. Während Dualität die Gegensätze in zwei Hälften trennt, umfasst die Polarität das gesamte Spektrum als ein sich gegenseitig bedingendes Ganzes. Somit ist die Wirkung der Polarität, trotz der Gegensätze, eine sich ausbalancierende Ordnung. Gleichgewicht ist deshalb nicht das Eliminieren von Gegensätzen, sondern die Konsequenz einer gesunden, aufeinander bezogenen Polarität. Was heisst das für meine Beziehungskultur? Die Auseinandersetzung mit den Gegensätzen hat leider nicht aufgehört, jedoch gibt es die irrtümliche Suche nach Einheit nicht mehr. Diese wurde ersetzt durch die Suche nach lustvollen und kreativen Ergänzungen, die sich aneinander erfreuen anstatt sich zu bekämpfen oder anzupassen. Das macht wesentlich mehr Spass und auch mehr Sinn. Die Bedeutung einer gesunden Polarität in Männer-Kreisen können wir hier ebenfalls untersuchen. Oft erlebe ich in Gemeinschaften den Wunsch, gesehen, erkannt und bestätigt zu werden, sowie gleicher Meinung zu sein. Scott Peck[1] würde dies die Anpassungs- oder Pseudophase nennen. Jede lebendige Beziehung braucht eine Auseinandersetzung mit der Polarität. Hier war und ist mir der Gemeinschaftsbildungsprozess von Scott Peck ein wunderbarer Lehrer und Spielgefährte, den ich in der Praxis und im Coaching, aber auch zu Hause mit meiner Frau sehr oft mit einbeziehe. Bei dieser Arbeit durchläuft eine Gruppe vier prägende Lebensphasen, die Pseudo- oder Anpassungsphase, das Chaos, die Leere oder Stille und die Authentizität. Wir alle kennen diese Momente im Leben. Einen konstruktiven Unterschied erfahren wir durch die bewusste Auseinandersetzung damit und das Erkennen der «Geschenke» dieser Phasen in Beziehungen oder Gemeinschaften. In einem späteren Blog gerne mehr darüber. Was sind Deine Erfahrungen und Erkenntnisse in Bezug auf Dualität und Polarität? Herzliche Grüsse Pablo Hess Pablo unterstützt Menschen und Gruppen in Krisen und bei Lebensübergängen mit integrativer Prozessbegleitung und Körperarbeit. Er ist Initiant des MännerSymposiums Schweiz und hat dieses Jahr für die Integrale Politik Schweiz auf einen Sitz im Nationalrat kandidiert. www.pablo-hess.ch [1] Gemeinschaftsbildung: Der Weg zu authentischer Gemeinschaft Taschenbuch ISBN: 9783981686029 von Götz Brase (Herausgeber, Mitwirkende), M. Scott Peck (Autor), Samuel Widmer (Mitwirkende), Lilut Janisch (Übersetzer), Olaf Jungbluth (Übersetzer), Anne Lohmann (Übersetzer) ![]() Kürzlich erlebte ich einen dieser schönen Abende, an dem Männer und Frauen mit einem forschendem Geist über Beziehung reden. Einmal mehr kam dabei das Thema zur Sprache, dass Männer die Anliegen der Frauen nicht genügend ernst nehmen und nicht erreichbar sind. Dabei bemühen sich die Frauen doch so sehr, alles verständlich und plausibel zu erklären. Sie wiederholen sich, suchen andere Worte und einen anderen Zugang zum Thema und trotzdem kommen sie bei den Männern nicht richtig an. Was anfänglich als gutes Gespräch beginnt und Mann reflektierend und einfühlsam beteiligt ist, ändert sich irgendwann in ein «nicht mehr hören können.» Das frustriert Frau und entweder sie entscheidet sich zum wiederholten Nachbohren oder sie wendet sich ab über das Unverständnis des Mannes. Frau fühlt sich stehengelassen. Es ist nicht so, dass Männer nicht hören können oder wollen. Ganz im Gegenteil; die meisten Männer in Beziehungen sind daran interessiert, was ihre Frauen zu sagen haben. Männer möchten Beziehungen leben, mitgestalten, in Kontakt sein und sich weiter entwickeln. Doch warum hört Mann nicht mehr zu? Die meisten Kontaktabbrüche geschehen weil der «interne Arbeitsspeicher» des Mannes voll ist. Und dieser ist wesentlich kleiner als bei Frauen. Dies liegt an den neuronalen Verknüpfungen. Auch bei mir beobachte ich fasziniert immer wieder den Prozess, wie ich gehörte Informationen schlichtweg zur Seite lege. Das Gehirn funktioniert so, dass es möglichst wenig Energie braucht. So werden u.a. Informationen auf ihren Gebrauch geprüft: Was ist für Mann wichtig und bedeutend? Falls die Impulse, warum auch immer, als nicht interessant erscheinen – DELETE. Wenn Mann bereits seit einiger Zeit mit Frau in einem Gespräch ist und es harzt und beide verstehen sich nicht, nähert sich der Arbeitsspeicher bedenklich nahe seiner Erschöpfung. Mann merkt, dass er nicht mehr richtig zuhören kann, die Konzentration nimmt ab und ein selbstfahrendes Gedankenkarussell dreht sich. Anfänglich versucht er vielleicht durch Nachfragen oder Wiederholungen des Gehörten am Ball zu bleiben. Doch wenn dann noch «schwierige» Gefühle dazu kommen, ist einfach Schluss. Da geht nichts mehr rein. Was bleibt Mann anders übrig als sich zurückzuziehen. Dies ist selten eine gewollte, bewusste Entscheidung. Vielmehr ist es eine Notwendigkeit die sich daraus ergibt, dass der Arbeitsspeicher schlichtweg voll ist. Das wäre an und für sich noch kein Grund für dramatische Beziehungssituationen. Schwierig wird es hier, wenn das Gegenüber dies als Desinteresse an der Beziehung oder am Kontakt interpretiert. Was es braucht, ist die Fähigkeit des Mannes, frühzeitig zu merken, dass sich der interne Arbeitsspeicher jetzt gerade gefährlich anfüllt. Es braucht ein «Stop, halte mal inne mit Reden. Ich muss erst mal verarbeiten, was ich gehört habe.» Meist folgt dann eine kürzere oder längere Zeit der Neusortierung. Das Gehörte wird an seinen richtigen Platz gebracht – an den für Mann richtigen Platz. Dann erst ist Mann wieder in der Lage weiter zuzuhören. Und oft macht es Sinn, das Gespräch wieder dort aufzunehmen, wo das Zuhören noch ein Verstehen war. Es ist für eine Beziehung hilfreich, wenn Mann in solchen Situationen eine Anleitung an das Gegenüber aussprechen kann, was er jetzt gerade braucht. Das heisst, dass Mann Verantwortung übernimmt gerade für diesen Moment des Gespräches und damit für die Beziehung. Ansonsten bleibt ihm nur noch der Rückzug, in der Hoffnung, dass er seinen Arbeitsspeicher leert, um aufs Neue wieder im Gespräch zu sein. Philipp Steinmann www.philippsteinmann.ch Link zum Gehirn: https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/psychologie/gewohnheiten/gewohnheiten-hirnforschung-100.html |