59 Jahre lang habe ich mich erfolgreich aus der aktiven Politik herausgehalten. Ich ging zwar wählen und gab meist auch bei Abstimmungen meine Meinung ab. Unserem Parlament konnte ich jedoch kaum vertrauen und habe den Menschen die sich in öffentliche Ämter wählen lassen auch wenig Wohlwollen entgegengebracht. Mit den Klimastreiks unserer Jugendlichen hat sich das verändert. Ich habe mich gefragt: Was ist denn mein Beitrag zu einer nachhaltigen, gesunden Welt? Ich bin erschüttert und gleichzeitig fasziniert, was für eine gigantische Bewegung weltweit entstanden ist. Dass dies möglich wurde, macht mir Hoffnung. Nun braucht es den nächsten Schritt. Der Protest soll zu mehr Bewusstsein und damit zu konkreter Veränderung führen. Die Integrale Politik kenne ich seit vielen Jahren. Es gibt sie seit 2006. Sie strebt einen Kulturwandel in der Politik an, wo Gemeinwohl und Sachpolitik über Parteiinteressen steht. Mehr dazu: Positionen der IP und politisches Werkzeug. Dies sind genau meine Werte, meine Vision und meine Tools und so finde ich mich nach einigen „glücklichen Fügungen“ als Kandidat für die Nationalratswahlen für die Integrale Partei Zürich wieder. In den Tagen vor meiner Entscheidung erlebte ich ein Déjà-vu. In meiner Pubertät lebte ich für einige Jahre in der Euphorie dass mir die Welt offen stand und ich alles erreichen konnte, wenn ich es nur konsequent verfolgen würde. Das mit der Konsequenz hat nicht so geklappt und so ist die Euphorie langsam aber stetig in sich zusammengeschrumpft. Damals war ich beseelt von einem Urvertrauen, welches diesen Sommer wiedererwacht ist. Es fragt nicht ob das Sinn macht, ob das was ich tue realistisch ist oder gar vernünftig. Dieses Urvertrauen hat mich JA sagen lassen und seither schwimme ich in einem Strom von ver-rückten Wahlspieler_innen auf den 20. Oktober zu. Das schönste daran ist, jeden Tag aufzustehen und zu spüren, dass ich etwas Wahrhaftiges tue. Etwas was jetzt, in dieser Lebensphase für mich Sinn macht. Ich bin noch weit davon entfernt, den Idealen und Visionen der Integralen Politik gerecht zu werden, doch ich bewege mich dort hin und gebe das was ich kann. Fragen, die mich seither beschäftigen: ist es an der Zeit, dass wir Männer uns Bewusst werden, was wir in der letzten Epoche des patriarchalen Zeitalters mit der Erde angestellt haben? Sind wir auch bereit, die unglaubliche Schaffenskraft, die all die technischen Entwicklungen hervor brachten, einzusetzen, für die Gesundung unseres Planeten? Sind wir bereit, unser kriegerisches Verhalten zu transformieren in eine respektvolle, wertschätzende Kooperation mit Menschen, Tieren, Pflanzen und dem ganzen Planeten? Bekommt unser spirituelles Wesen den Stellenwert der ihm gebührt? Ich glaube es ist an der Zeit … dafür gehe ich. Sei auch Du Teil des Bewusstseinswandels und gehe bitte wählen am 20. Oktober. Vöu Grüess Pablo Hess
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Ich war am jährlichen Treffen der «Gemeinschaft der Gemeinschaften» – ein Open-Space-Camp, so wie das MännerSymposium auch: Menschen verbringen zusammen ein paar Tage an einen schönen Ort und das Tages-Programm besteht zu einem kleinen Teil aus vorgeplanten Blöcken und zum grossen Teil aus Workshops, die von den Teilnehmenden angeboten werden. Am Morgen wird jeweils der bevorstehende Tag geplant. Soviel zum Kontext. Es waren viele Frauen da. Männerquote vielleicht 20%, eher noch weniger. Das war mir erstaunlich lange gar nicht aufgefallen. Man merkt ja zum Teil erst dann, wenn man etwas wieder hat, das man es vorher vermisst hat. Ich jedenfalls fühlte mich am zweiten Abend unwohl und bin mit diesem Gefühl – ohne einen Plan zu haben – beim Plenumstreffen in die Mitte gegangen und habe mich ausgesprochen: «Ich fühle mich als Vertreter der Männer einsam». Als ich das ausgesprochen hatte, habe ich bemerkt, dass ein Teil in mir sich Mitleid wünschte. «Kommt zu mir, Männer, lasst uns gemeinsam jammern, wie einsam wir sind in dieser Frauenrunde». Etwa so kam mir die Stimmung meiner Mitteilung vor. Jedenfalls hat sich kaum jemand eingeladen gefühlt, sich meiner Opfer-Geschichte anzuschliessen. Doch Einer hat gesehen, was dahinter war: Der Wunsch nach Kontakt. Er ist zu mir gekommen und wir haben uns angefangen zu bewegen. Hände nahe beieinander, aber ohne Berührung. Mit Augenkontakt. Auf mich hat es wie ein Tanz gewirkt; auf andere, wie ich später herausfand, eher wie ein Kampf; oder etwas dazwischen. Ich war dabei sehr aufmerksam. Es dauerte wenige Minuten und danach war ich wie geheilt. Etwas in mir war tief berührt von dem, was ich später als die Definition von Kontakt benennen würde: wenn «Berührung» stattfindet. Wenn Mann nicht abgemacht hat, wer führt und wer folgt. Wenn man live, in jeder Sekunde, spüren muss: Ist das jetzt gut für mich? Ist es mir zu viel? Ist es dem anderen zu viel? Ein gegenseitiges ertasten unserer Grenzen, ein Verhandeln, etwas zwischen Tanz und Kampf, eine Darstellung der Verbindung zweier Menschen. Plötzlich sind die Themen, die uns sonst beschäftigen, nicht mehr zentral. Es geht nur noch um unsere Verbindung. Wie ist es für dich, mir nah zu sein? Wie ist es für mich, dir nah zu sein? Ein ungewohnter Fokus für mich (als Mann). Nährend und entspannend. --Artemi |